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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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sah. Ihr Sohn Julian vergnügte sich bereits auf der Eisfläche. Ihm fiel ein, wer sie war, und er ging hin, um sich vorzustellen. Ja, sie erinnerte sich an ihn und war ihm dankbar, dass er auf der Beerdigung gewesen war. Er schlug vor, eine Kleinigkeit zu essen, während die Kinder Schlittschuh liefen. Sie könnten sich an ein Fenster setzen, von wo aus sie sie alle im Blick hatten.
    Und so fing alles an.
    Und Marguerite fand die Liebe. Sie wusste es bereits lange, bevor Colin es so bezeichnete. Und mit der Liebe fanden sie den Weg in ihr Bett, wo sie beide die Leidenschaft entdeckten.
    Jahrelang wusste Sophie nichts von Marguerite. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, zur Hohepriesterin der Gesellschaft zu werden, der sie sich verschrieben hatte. Und ihre Schwiegermutter unterstützte sie tatkräftig dabei. Sophie gab extravagante Dinnerpartys im Speisezimmer, in das mit Leichtigkeit vierundzwanzig Personen passten. An Silvester tummelten sich zweihundertfünfzig Personen in ihrem Ballsaal. Sie verkehrte nur mit den elegantesten und am meisten respektierten alten New Yorker Familien, und sie wurde überallhin eingeladen. Manche Frauen erinnerten sich sogar, dass sie mit ihr zusammen zur Schule gegangen waren, aber das war schon sehr lange her, denn damals hatte ihre Zurückweisung Sophie vertrieben.
    Sie kümmerte sich sehr um ihre Kinder, stellte eine französische Gouvernante und eine englische Nanny ein, so dass die Familie sowohl Englisch als auch Französisch parlieren konnte, als die Kinder ein wenig älter waren. Sie hatte es sich zur Regel gemacht, dass sie immer mit ihren Kindern zu Mittag aß. Das war die einzige Tageszeit, zu der die Kinder sie sahen. Bei diesen Gelegenheiten ließ sie sich berichten, was sie gelernt hatten, sagte Alex, sie solle gerade sitzen, und ließ Tristan Rechenaufgaben lösen (Herald war noch zu klein, aber er saß in seinem Hochstühlchen ebenfalls mit am Tisch). Alex warf dann ein: »Mutter, die Aufgabe kann ich auch lösen«, aber Sophie entgegnete, Mathematik sei nicht wichtig für ein Mädchen. Es sei viel wichtiger, gerade zu sitzen, zu wissen, welche Gabel man benutzen musste, und oberflächliche Konversation zu beherrschen. Nett sei es auch, wenn sie singen und Klavier spielen könnte, so dass sie später junge Männer unterhalten könne.
    Allerdings nicht irgendwelche jungen Männer. Von Alex’ vierzehntem Lebensjahr an ließ Sophie sie nirgendwo mehr allein hingehen. Ob sie spazieren ging, Schlittschuh lief oder ausritt, immer begleitete sie ein Diener. Wenn sie eine Freundin besuchte, ermahnte Sophie sie, sich mit niemandem außerhalb des Hauses auf ein Gespräch einzulassen.
    Jeden Frühling fuhr Sophie mit den drei Kindern nach Europa. Dort durften sie nur Französisch sprechen, selbst in Italien. Sophie verbrachte immer eine Woche in Mailand und ging mit ihren Kindern in das weltberühmte Opernhaus, wo sie Enrico Caruso hörten, der auch schon in der Metropolitan Opera in New York aufgetreten war. Alex fand seine Stimme göttlich, aber Tristan rutschte während der gesamten Vorstellung unruhig auf seinem Platz hin und her. Er war von der Oper genauso wenig angetan wie sein Vater.
    Bevor sie schließlich nach New York zurückkehrten, fuhr Sophie mit ihren Kindern für zwei Wochen nach London, wo sie amerikanische Freundinnen traf, die in den englischen Adel eingeheiratet hatten. Die Kinder wären zwar lieber gleich nach New York zurückgefahren, zu ihrem Vater und ihren Freunden, aber Sophie verlebte dort noch eine wundervolle Zeit. Sie nahm an ihrer ersten Fuchsjagd teil, während die Kinder mit ihrer Gouvernante in London im Hotel blieben. Vielleicht, dachte Sophie, konnte sie diese Tradition ja auf Long Island auch einführen, wenn sie als Ausgangspunkt das weitläufige Anwesen ihres Vaters in Westbury nahmen. Das strenge Protokoll, nach dem nicht nur die Jagd, sondern das gesamte Wochenende verlief, gefiel ihr, und es machte ihr nichts aus, dass der englische Besitz, auf dem sie eingeladen war, dringend einen frischen Anstrich benötigte und überhaupt recht heruntergekommen war. Hier in England spielte der äußere Schein keine Rolle, wichtig war nur der Adel, und wenn man zum Adel gehörte, brauchte man kein Geld, um andere Menschen zu beeindrucken. Man kam schon beeindruckend zur Welt.
    Als ihr das klar wurde, beschloss Sophie, dass Alex ein Mitglied des englischen Hochadels heiraten würde. Alex war damals erst sechzehn Jahre alt, saß in einem Londoner

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