Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
was vielleicht an ihrer Schwangerschaft lag. Äußerlich allerdings wirkte sie seitdem noch strahlender, und es fiel ihm schwer, sie nicht zu berühren. Sie hatte sich ihm natürlich noch nie verweigert, aber er merkte deutlich, dass sie jetzt nicht wollte. Vielleicht würde ja nach der Geburt des Kindes alles wieder normal werden.
    Die Geburt seiner Tochter gab seinem Leben einen neuen Sinn. Er liebte sie vom ersten Moment an, als die Hebamme aus dem Schlafzimmer kam, das kleine, fest eingepackte Bündel im Arm. Er streckte die Hände nach ihr aus, und obwohl seine Mutter es für unschicklich hielt, nahm er seine Tochter auf den Arm und hätte schwören können, dass sie ihn von Anfang an anlächelte.
    »Sie sieht aus wie ein Eichhörnchen«, sagte er ein wenig erschreckt, obwohl auch das seiner Liebe keinen Abbruch tat.
    »Ach, komm«, erwiderte seine Mutter, die über seine Schulter spähte, »das stimmt überhaupt nicht. Sie ist wunderschön.«
    Aber sie hatte in den ersten Tagen ihres Lebens schon gewisse Ähnlichkeit mit einem Frettchen, später allerdings wuchs sich das aus und sie wurde das vollkommene Ebenbild ihrer Großmutter mütterlicherseits.
    Colin fand den Namen Alexandra viel zu gewaltig für sie, aber Sophie bestand darauf. »Es klingt königlich«, sagte sie.
    Alex war von Geburt an so, wie Colin es von Sophie erwartet hatte: sorglos, risikofreudig, glücklich und voller Lachen. Sie war ein ausgleichendes Kind, das mit allen sofort ins Gespräch kam. Mit dem Pferdeknecht ging sie genauso freundlich um wie mit ihren Spielkameradinnen.
    Achtzehn Monate nach ihr kam Tristan zur Welt. Zu dieser Zeit waren Colin und Sophie bereits in ihr neues Haus gezogen, und obwohl es nur fünf Häuser weit entfernt lag, sahen Diana und Thomas von Rhysdale ihr Enkelkind nicht mehr so häufig. Wenn Sophie Alex zu Diana brachte, überschüttete sie das kleine Mädchen mit Geschenken, nahm sie allerdings nie lange auf den Arm, weil sie befürchtete, das Kind könne auf ihr Kleid spucken.
    Zweimal in der Woche wurde Alex in der Kutsche zu ihren anderen Großeltern gebracht, aber Frank kam jeden Tag auf seinem Weg in die Stadt vorbei, um seine Enkelin zu besuchen. Er brachte ihr Zählen bei, zeigte ihr Rotkehlchen und Pirole, nahm sie mit zum Reiten, wobei die Kleine vor ihm im Sattel saß, oder fuhr mit ihr in der Kutsche aus. Später, als die Straßen von New York schon voller Automobile waren, saß Alex neben Frank in seinem Hult. Am Broadway fuhren elektrische Bahnen, und Alex liebte es, wenn ihr Großvater mit ihr darin fuhr, obwohl er es nicht häufig tat, weil sie immer überfüllt waren.
    Er nahm sie auch mit in seinen Garten, zeigte ihr, wie man pflanzte, und sie schaute jeden Tag nach, ob ihre Pflanzen schon aus der Erde kamen. Als sie vier Jahre alt war, fuhren sie mit der Long-Island-Bahn nach Westbury und wanderten über Felder und Hügel, über Land, das er vor vielen Jahren gekauft hatte, zwölfhundert Hektar bestes Bauland auf Long Island, nicht ganz zwei Stunden mit dem Zug von der Stadt entfernt.
    Sophie zog nur die Augenbrauen hoch, als er ihr sagte, er würde die Grundstücke auf Alex’ Namen überschreiben. Sie sagte es zwar nicht laut, aber sie wusste ganz genau, dass Alex dort auf der Insel nie den Sommer verbringen würde. Sie verbrachten den Sommer im Sommerhaus der von Rhysdales, einer Marmorfestung, in der es nicht ein einziges gemütliches Zimmer gab. Aber es gab einen Golfplatz in der Nähe für Colin und den Strand und den Country-Club, wo sich die Mitglieder der exklusiven Gesellschaft nachmittags und abends trafen. Sie und Colin ritten gerne miteinander aus, und Frank bot Colin an, er könne seine Pferde in den Stallungen unterstellen, die er an seinem Besitz in Westbury baute. Annie liebte es, den Frühsommer dort draußen zu verbringen. Im Juli begleitete sie ihren Mann dann nach Saratoga, und danach verbrachten sie einen Monat in Denver. Newport besuchte Annie nur einmal für ein Wochenende und dann nie wieder.
    Frank und Annie verbrachten jedes Jahr den Frühling über in Frankreich und England. Sophie begleitete sie mit den beiden Kindern und deren Gouvernante, bis sie, als Alex sechs Jahre alt war, zum dritten Mal schwanger wurde. In jenem Herbst kam ihr drittes und letztes Kind zur Welt, ein Sohn, Herald.
    Von allen Städten im Ausland liebte Sophie London am meisten. Der Adel akzeptierte die von Rhysdales ohne weiteres, und sie wurden häufig über das Wochenende in Schlösser

Weitere Kostenlose Bücher