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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Damen ausgefahren bin, die höchstwahrscheinlich aus Amerika kommen.«
    »Woher soll er wissen, woher wir kommen?«
    »Er merkt es an Ihrer Art, sich zu kleiden.«
    Sophie und Alex blickten einander an, und Sophie zuckte mit den Schultern. Sie hatte von Anfang an gelernt, sich unauffällig zu kleiden. Und Alex ebenfalls, obwohl es ein ständiger Kampf war. Wie ihre Großmutter liebte Alex hellere Farben, und Annie trug sogar mit sechzig Jahren noch keine gedeckten Farben. Sie gehörte mittlerweile zu den tonangebenden Damen der Gesellschaft in New York. Alle bauten jetzt Sommerhäuser auf Long Island, und Newport verlor mehr und mehr an Bedeutung. Annies Partys waren immer noch wesentlich lustiger als Sophies oder die der Vanderbilts und Morgans. In den Gesellschaftsnachrichten wurde sie genauso oft erwähnt wie die Familien, die so lange zur High Society gehört hatten. Der Bürgermeister kam auf ihre Feste, und die italienischen Opernsänger, die an der Met auftraten, traf man bei Frank und Annie. Dort wurde auch Enrico Caruso dem amerikanischen Publikum vorgestellt, und wenn er jetzt nach New York kam, machte er ihr Haus zu seinem Hauptquartier, und sie gaben intime »göttliche« Nachtessen für ihn oder reservierten einen Raum im Sherry’s. Die Morgans, Stuyvesants, Vanderbilts und sogar die Astors waren vor Jahren dem Beispiel von Diana von Rhysdale gefolgt und hatten auch die Currans zu ihren Abendgesellschaften eingeladen, so dass auch sie jetzt an der Upper Fifth zu Gast waren. Mittlerweile war diese Gegend viel gefragter als die frühen Marmorpaläste weiter unten, die nach und nach abgerissen wurden, da ihre Eigentümer in elegante Wohnungen auf der Upper Park Avenue zogen. Kaufhäuser entstanden dort, wo früher die High Society von Manhattan gewohnt hatte. Frank baute Wolkenkratzer mit Luxuswohnungen auf den Grundstücken gegenüber vom Central Park, die ihm gehörten. Die Eröffnung des Plaza Hotel am südlichen Ende des Parks hatte den Wert seiner Grundstücke noch erhöht.
    »Waren Sie jemals in Amerika?«, fragte Sophie Oliver.
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Der Gedanke daran, möglicherweise von Indianern skalpiert zu werden, hat mich abgeschreckt.«
    Alex lachte. »Eigentlich sind wir ziemlich zivilisiert«, erwiderte sie. »Vielleicht nicht so kultiviert wie die Franzosen, aber wirklich recht zivilisiert.«
    Er legte den Kopf schräg und blickte sie an, als könne er ihr nicht ganz glauben. »Finden Sie uns Briten nicht so kultiviert wie die Franzosen?«
    »Himmel, nein«, sagte Alex.
    »Die Franzosen lieben doch nur sich selbst«, meinte Oliver.
    Sophie hätte am liebsten gesagt, dass das nicht stimme, dass die Franzosen, die sie kannte, äußerst herzlich seien und dass sie ihren Sprachwitz sehr bewundere. Aber sie biss sich auf die Zunge. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um einen britischen Herzog zu verärgern, zumal er Alex gerade den Ort zeigte, für den seine Familie verantwortlich war. Und außerdem sah er gut aus und erinnerte sie an Frederic Hult, obwohl Frederic bodenständiger und nicht so förmlich gewesen war. Ob er wohl jetzt, wo es seine Automobile auf der ganzen Welt gab, in jedem Haushalt, der sie sich leisten konnte, immer noch so lässig war? Ob seine Küsse wohl immer noch so leidenschaftlich waren? Und ob er seine Frau wohl liebte? Sie war häufig in
Vanity Fair
abgebildet und über dem Artikel stand: »Die neue Aristokratie – Grosse Point, Michigan.« Dort lebten die Fords und alle anderen, die mit ihren Automobilen Millionen verdient hatten. Grosse Point. Es klang vulgär. Als ob es im Mittleren Westen eine elegante Gesellschaft geben könnte.
    Oliver langweilte Alex gerade mit dem Bericht über eine Farm, aber Sophie hatte sie so gut erzogen, dass sie sich das einem Mann gegenüber nicht anmerken ließ. Sie hatte Colin weiß Gott lange zugehört und sogar ihrem Vater, obwohl bei ihm die trivialsten Themen faszinierend klangen. Er war mit Sicherheit wesentlich interessanter als ihr Ehemann. Colin war so sanft, so unterwürfig, wie konnte ihn jemand interessant finden? Dieses Bankergeschwätz war quälend für sie. Sie hatte keinen Kopf für Zahlen. Welche Frau konnte damit schon etwas anfangen? Es überraschte sie, dass es auf Gesellschaften immer wieder Leute gab, die ihm zuhörten und anscheinend auch Wert auf seine Äußerungen legten. Erstaunt schüttelte sie den Kopf.
    Alex war »Daddys Tochter«, sie liebte ihren Vater bedingungslos. Sie gingen gerne

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