Wer nach den Sternen greift
Herzogs.«
Alex hatte immer noch keine Ahnung, dass dies der Mann war, den ihre Mutter für sie vorgesehen hatte.
»Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet. Ich meine, wir hätten bei einem Ball miteinander getanzt.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern.« Komisch, dass sie sich an so ein Gesicht nicht erinnern konnte.
»Nun ja, Sie haben sicher mit vielen Männern getanzt.«
»Ja, daran wird es vermutlich liegen.«
Er blickte sich um. »Soll ich Ihnen den Park zeigen?«
»Das wäre wundervoll«, sagte sie begeistert. Zum ersten Mal zeigte sie an etwas Interesse, seit ihre Mutter sie vor drei Monaten von Harry weggerissen hatte.
Während sie durch den Park schlenderten, gab er ihr einen historischen Abriss des Besitzes.
»Reiten Sie?«, fragte er.
»Das ist eine meiner Leidenschaften.«
Er lächelte sie an. »Haben Sie viele?«
»Nein, eigentlich nicht. Wenn ich etwas gern tue, dann gehe ich im Allgemeinen völlig darin auf. Ich reite, seitdem ich drei oder vier Jahre alt war.«
»Das kann noch nicht so lange her sein.«
Sie errötete. Er hielt sie für ein Kind. »Ich bin fast achtzehn«, sagte sie defensiv.
»Ah, ein entzückendes Alter«, murmelte er. »Und die Jagd. Jagen Sie?«
»Nicht allzu gerne. Ich kann es nicht ertragen, ein Tier zu töten.«
Ach, eine dieser Frauen, dachte er. Nun ja, Frauen sollten ja sanft sein. Rebecca hingegen nahm es bei der Jagd mit den besten Männern von ihnen auf. Aber es gab ja auch nicht viele Frauen wie seine Rebecca.
Anscheinend konnte er nirgendwo hingehen, noch nicht einmal mit einer so hübschen jungen Frau, ohne an Rebecca zu denken.
Sie waren am See vorbeigegangen, und Alex drehte sich um, um das Schloss zu betrachten. Es war riesig.
»Wie viele Zimmer gibt es?«, fragte sie.
»Hundertzweiunddreißig«, erwiderte er, »wobei natürlich die Stallungen und die Cottages für die Hilfskräfte nicht eingerechnet sind. Die meisten Landarbeiter wohnen sowieso im Dorf. Die Dienstboten wohnen im zweiten Stock.«
Alex blickte auf das Gebäude, das ihr unermesslich groß vorkam. Die Fenster im Parterre reichten vom Boden bis zur Decke. Die Fenster im ersten Stock schienen nicht ganz so groß zu sein, und die im zweiten Stock waren nur kleine Quadrate aus Glas. Hundertzweiunddreißig Räume.
Obwohl es so alt und schäbig war, stellte es die Villen in Newport in den Schatten.
»Was ist eigentlich ein Herzog?«, fragte sie. »Sind Sie ein Herzog?«
Oliver schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ein Marquis. Ein Herzog? Nun, es gibt nur achtundzwanzig Herzöge in England, und es soll auch nie mehr geben. Wir stehen im Rang direkt unter den Prinzen und Prinzessinnen königlichen Geblüts, unter den Erzbischöfen von Canterbury und York und dem Lordkanzler, aber wir haben keine Macht. Wir werden mit ›Euer Gnaden‹ angesprochen, was unserem Selbstwertgefühl guttut.« Er lächelte ironisch.
»Ach du liebe Güte, muss ich jetzt einen Knicks machen und Sie mit ›Euer Gnaden‹ ansprechen?«
Er wusste nicht genau, ob sie es ernst meinte oder ihn nur neckte.
Die Hunde, die um sie herumtollten, rannten auf einmal weg.
»Wie werden denn Ihre Brüder genannt? Auch Marquis?«
»Ich habe keine Geschwister. Mein jüngerer Bruder ist vor drei Jahren gestorben. Er hat zwei Söhne, die den Besitz erben, wenn mir etwas passieren würde. Nein, Marquis ist nur der Titelerbe. Sie sind Lords.«
»Ah, und Ihre Schwester ist eine Lady?«
Er lachte. »Wenn ich eine Schwester hätte, wäre sie wahrscheinlich keine Lady.«
»Wie kann man sich denn nur merken, wie alle bezeichnet werden? Das ist doch sicher schrecklich schwierig.«
»Wir wachsen damit auf und lernen es, so wie wir sprechen lernen.«
»Wenn ein Lord heiratet, ist seine Frau automatisch eine Lady.«
Er lächelte sie an und verspürte auf einmal das Bedürfnis, ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. »Nun, ob sie eine Lady ist oder nicht, auf jeden Fall wird sie so genannt.«
Langsam gingen sie auf das Haus zu. »Leben Sie ständig hier?«
»Nein, eher selten. Ich habe eine Wohnung in London. Hier draußen ist es ziemlich langweilig, auch wenn es noch so prächtig ist. Außerdem bin ich schon ein bisschen zu alt, um noch bei meinen Eltern zu wohnen, finden Sie nicht auch?«
»Dann sind Sie also nur zum Wochenende nach Hause gekommen.«
»Ja, zum Wochenende. Und ich bin froh, so früh hier zu sein, dass ich den heutigen Abend mit Ihnen verbringen kann.«
Alex
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