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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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der ich hier bin. Sind sie alle in Gebrauch?«
    Alex zuckte mit den Schultern, aber Scully drehte sich um und sagte: »Nein. Die Räume im Mittelteil dienen nur Repräsentationszwecken, und an bestimmten Tagen hat die Öffentlichkeit Zutritt. Die Familie wohnt in einem kleinen Bereich des Westflügels.«
    Und der gesamte Ostflügel stand leer, dachte Frank. Natürlich waren ihre Häuser auch viel zu groß, seit ihre Kinder erwachsen waren, aber er konnte sich nicht von ihnen trennen. In dem Anwesen in Westbury, zum Beispiel, das er für Alex gekauft hatte, als sie noch ein Kind war, hatte noch nie jemand gelebt. Er und Colin hatten ihre Pferde dort untergebracht, aber das wunderschön eingerichtete Haus stand immer leer, abgesehen von den wenigen Tagen im Jahr, in denen er nach seinen Pferden schaute. Annie redete in der letzten Zeit ständig von einem Winterquartier in Palm Beach, aber diesen Winter würden sie in einem kalten, zugigen Schloss in England verbringen.
    »Ihr wisst gar nicht, was mir euer Besuch bedeutet«, sagte Alex, die immer noch die Hand ihres Großvaters umklammert hielt.
    Doch das wusste Frank sehr wohl. Er hatte Pläne für die Zeit seines Aufenthalts, die er auch unverzüglich umzusetzen gedachte. Nächste Woche wollte er damit beginnen. Vorher musste er sich nur die Räumlichkeiten anschauen, damit er wusste, wie er am besten vorgehen sollte. Anscheinend hatte Alex’ Ehemann noch nicht damit begonnen, die zweieinhalb Millionen Dollar, die Colin ihm gegeben hatte, für die Restaurierung des Schlosses auszugeben. Das Geld lag wohl noch immer auf einer britischen Bank und sammelte Zinsen an. Und seine Enkeltochter musste frieren und konnte noch nicht einmal ein Bad nehmen.
    Annie schaute sich die Zimmer an, in denen sie untergebracht waren, und sagte nur: »Frank.«
    Ihr Mann nickte.
    »Es ist so verdammt kalt hier drinnen«, beklagte sich Annie, als sie sich zum Abendessen umzogen. »Wie halten sie das nur aus? Kannst du dir das vorstellen, keine Zentralheizung? Dieser Kamin ist zu nichts nütze. Wenn ich zwei Meter davon entfernt stehe, spüre ich nichts mehr von der Wärme.« Sie betrachtete die heruntergekommenen Möbel. »Das muss auch alles hergerichtet werden. Die Möbel sind wunderschön, aber sie sind nicht gepflegt worden. Aber wie soll man das auch, bei über hundert Zimmern?«
    »Nun ja, wir können ja zumindest etwas an den Zimmern tun, in denen Alex wohnt.«
    Sie gingen den langen dunklen Flur entlang und die Treppe hinunter zur Bibliothek, wo die Herzogin sie bereits erwartete. Annie konnte sich noch von der Hochzeit her an sie erinnern, aber damals hatte sie äußerst attraktiv ausgesehen, doch jetzt ließ ihr graues Kleid sie eher farblos wirken. Sie sah so aus, als sei das Leben an ihr vorbeigegangen. Sie konnte unmöglich älter als fünfzig sein, wenn überhaupt. Unwillkürlich fragte sich Annie, ob Alex ihre Schwiegermutter wohl mochte.
    Sie hatte Franks Mutter immer gerne gemocht, als junges Mädchen schon. Sophie schien Mrs. von Rhysdale ihr vorgezogen zu haben, auch wenn sich Annie immer gefragt hatte, wie das möglich war, weil Diana von Rhysdale so streng gewirkt hatte.
    Beim Abendessen jedoch stellte sich heraus, dass die Herzogin eine reizende Gastgeberin war, und Annie begann sich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen, obwohl das Dinner äußerst förmlich verlief und das Essen grauenvoll war. Aber sie hatten auch in London noch nie vernünftig gegessen, wenn sie dort im Hotel abgestiegen waren. In Frankreich oder Italien war das Essen einfach unvergleichlich besser. Es gab Hammel, und Annie dachte insgeheim, dass alte Hammel eben einfach zu alt waren. Das Fleisch auf dem Teller sah grau aus, es schmeckte grau und faserig, und sie musste endlos kauen, bis sie den Bissen hinunterschlucken konnte. Kartoffelbrei. Blumenkohl, der viel zu lange gekocht war. Ein grauweißes, matschiges Abendessen. Sie wusste nicht, ob sie das einen Monat lang aushalten würde.
    Nach jenem ersten Abend stellten Annie und Alex unabhängig voneinander fest, dass die Herzogin sich für das Dinner zurechtmachte, wie sie es nie tat, wenn sie mit Alex allein aß. Annie trug bei allen Mahlzeiten ihr Pelzjäckchen, weil es im Haus schrecklich kalt war.
    »Kommt der Herzog zu Weihnachten nach Hause?«, fragte Frank die Herzogin.
    »Für gewöhnlich ja. Früher hatten wir am Boxing Day eine Jagdgesellschaft oder einen Silvesterball, und sowohl Oliver als auch der Herzog waren dann hier. Aber in den

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