Wer nach den Sternen greift
letzten Jahren, seit Durwards Tod, haben wir keine Gesellschaften mehr gegeben. Das enttäuscht sicher viele, aber …«
Frank überlegte, ob es wohl am Geldmangel lag, doch das war ja nun kein Problem mehr.
»Vielleicht können Sie einen Silvesterball für Alex geben und sie der hiesigen Gesellschaft vorstellen«, schlug Annie vor. Partys waren ihre Stärke. Sie amüsierte sich auf jeder Feierlichkeit.
Frank hatte andere Vorstellungen, was er Alex zu Weihnachten schenken wollte. Als sie nach dem Essen bei einem Brandy im Wohnzimmer der Herzogin saßen, sagte er: »Ich möchte gerne einige meiner Vorschläge mit dem Herzog oder mit Oliver besprechen.«
»Reden Sie mit Scully«, erwiderte die Herzogin. »Er ist unser Verwalter.«
»Aber ich möchte jetzt schon einiges von meinen Plänen verwirklichen, und vielleicht kann ich es auch gleich mit Ihnen besprechen, schließlich leben Sie hier.«
Die Herzogin richtete sich im Sessel auf. »Oh, ich treffe nie Entscheidungen.«
»Nun, da weder Ihr Mann noch Ihr Sohn hier sind und es ja auch selten zu sein scheinen, müssten Sie doch zumindest entscheiden können, wie Sie wohnen wollen.«
Die Herzogin warf ihm einen erstaunten Blick zu.
»Ich möchte Badezimmer einbauen«, sagte Frank. »Meine Enkeltochter kann unmöglich so weiterleben. Und ich möchte gerne wissen, welche Zimmer in Badezimmer verwandelt werden können.«
Die Herzogin schüttelte den Kopf, als wolle sie ihren Ohren nicht trauen. Frank schwieg, und schließlich sagte sie: »Ach, du liebe Güte, was für eine wundervolle Idee.«
»Mit heißem Wasser«, fügte Annie hinzu, »damit man ein Bad nehmen kann.«
Alex drückte ihrem Großvater begeistert den Arm.
»Wir haben weiß Gott genug leere Zimmer«, sagte die Herzogin. »Hier unten, zum Beispiel, gibt es ein kleines Ankleidezimmer neben dem Schlafzimmer des Herzogs, das er so gut wie überhaupt nie benutzt. Wollen Sie nicht damit anfangen?«
»Im gesamten Flügel müssen erst einmal neue Rohre verlegt werden«, erklärte Frank. »Scully hat mir einen guten Klempner im Dorf genannt, aber das Projekt ist zu groß für einen einzigen Klempner.«
Die Herzogin wehrte ab. »Darum müssen Scully und Sie sich kümmern. Das ist Männersache.«
Als Alex später mit ihren Großeltern in ihrem Wohnzimmer saß, sagte sie: »Es mag ja Männersache sein, aber ich möchte trotzdem etwas dazu sagen. Schließlich ist es dein Geld, Grandpa.« Sie brach in Tränen aus.
Erschreckt blickte Frank sie an. »Was ist los, Liebes?«
Alex lächelte unter Tränen. »Wer hätte je geglaubt, dass mein größter Wunsch eines Tages ein Badezimmer wäre?«
23
Z wei Wochen vor Weihnachten kehrte der Herzog zurück, und zwei Tage später fuhr er mit Frank nach London. Sie wollten eine Klempnerfirma ausfindig machen, die für einige Monate aufs Land kam, um im Schloss die notwendigen Arbeiten durchzuführen. Außerdem war Frank entschlossen, Oliver nach Hause zu beordern.
Während die beiden Männer in London waren, beschloss Alex, Annie das Dorf zu zeigen. Deshalb fragte sie Scully beim Frühstück: »Haben Sie heute Zeit, uns in den Ort zu fahren?«
Scully nickte. Er würde sich die Zeit nehmen.
Annie wandte sich an die Herzogin. »Sie kommen doch sicher auch mit, oder?«
Alex hatte eigentlich nicht geplant, ihre Schwiegermutter ebenfalls einzuladen, aber die Herzogin willigte erfreut ein. Sie hatte Annie ins Herz geschlossen, weil sie Fröhlichkeit und Lachen ins Schloss brachte. Ihr gefiel auch, wie Frank und Annie sich anschauten und wie sie miteinander umgingen. Eines Tages kam sie in die Bibliothek, als Frank am Fenster stand und lächelnd hinausblickte. Als sie neben ihn trat, sah sie Annie und Alex, die Hand in Hand spazieren gingen und sich angeregt unterhielten. Ihr wurde die Kehle eng, als sie feststellte, dass ihr in ihrem Leben so etwas entgangen war. Sie empfand Liebe für dieses amerikanische Paar, die Großeltern der einsamen jungen Frau, die in ein fremdes Land verschlagen worden war.
Alex hatte vor, Annie einen englischen Pub zu zeigen, aber sie hatte Bedenken, ob es der Herzogin recht war. Andererseits konnte Oliver sie nicht wieder zurechtweisen, wenn seine Mutter dabei war. Allein würde die Herzogin sicher nicht mit Alex in das Lokal gehen, aber mit Annie würde sie alles wagen. Bei dem Gedanken daran, wie sprachlos die Dorfbewohner sein würden, wenn die Herzogin im Pub auftauchte, grinste Alex in sich hinein.
Annie bewunderte die strohgedeckten
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