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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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goldenen Löffel im Mund geboren wurden, hat sie nicht davon abgehalten, etwas Sinnvolles zu arbeiten. Aber diese Adeligen hier benehmen sich so, als sei einfach alles unter ihrer Würde. Hast du dir angesehen, wie sie bedient werden? Der Herzog oder Oliver würden noch nicht einmal selbst das Feuer im Kamin anzünden. Und sie beherrschen nicht die einfachsten Handgriffe. Du liebe Güte, sie ziehen sich noch nicht einmal selber die Stiefel aus, weil ihnen das zu schmutzig ist!«
    »Ich glaube, Alex hat gesagt, dass der Kammerdiener Oliver anzieht.«
    Frank schüttelte lachend den Kopf. »Das würde mich wahnsinnig machen.«
    »Alex möchte gerne Auto fahren. Gott sei Dank erwartet sie wenigstens nicht, ständig bedient zu werden. Sie will noch so viel selbst ausprobieren, und deshalb möchte sie fahren lernen.«
    »Sie möchte Automobil fahren? Hmm.« Frank rieb sich das Kinn. »Dann schenken wir ihr zu Weihnachten doch einen eigenen Wagen, oder?«
    Annie lächelte. »Das ist eine hervorragende Idee«, erwiderte sie mit affektiertem britischem Akzent. »Vielleicht sollte ich es auch noch in Angriff nehmen. Oder findest du, ich bin zu alt dazu?«
    Frank antwortete nicht. »Meinst du, ich soll ihr einen Hult kaufen? Oder einen Rolls? Ich fahre noch diese Woche nach London und kaufe ihr einen Wagen.« Es war die Woche vor Weihnachten. »Dann schenken wir ihr die Schlüssel, und sie muss zur Garage laufen und nachschauen. Meinst du, es gibt so große Schleifen?«
    »Das ist eine hübsche Idee«, sagte Annie. »Bauen sie auch rote Autos?«
    Frank lachte. »Findest du das nicht ein wenig undamenhaft?«
    »Die Einzige in unserer Familie, die sich jemals Gedanken darüber gemacht hat, was andere von ihr halten, ist unsere Tochter. Was hat es denn für einen Sinn, zum Hochadel zu gehören und noch nicht einmal ein rotes Auto fahren zu können?«
    »Glaubst du, ein roter Wagen würde Alex gefallen?«
    »Mir würde er gefallen.«
    Frank lachte. »Vermutlich würde dann Oliver eher rotsehen.«
    »Ach, und wenn schon. Ich mag ihn nicht besonders. Er schenkt ihr keine Aufmerksamkeit. Sie ist die einsamste junge Frau, die ich je gesehen habe. Es bricht mir das Herz, Alex in einer solchen Ehe zu wissen.«
    »Sophies Ehe ist nicht viel anders.«
    »Nein, aber Sophie hat ihre Ehe selber ruiniert.«
    »Aber sie ist nicht unglücklich.«
    »Gott sei Dank. Allerdings hat sie ein Talent dafür, andere Menschen, einschließlich ihrer eigenen Tochter, unglücklich zu machen.«
    »Am liebsten würde ich Alex entführen und mit nach Hause nehmen.«
    Annie schüttelte den Kopf. »Alex muss selber ihren Weg finden, das macht sie stärker.«
    »Wenn ich das nur glauben könnte.«
    Annie wusste selbst nicht so genau, ob sie es glaubte.

24
    D er Weihnachtsmorgen dämmerte grau und kalt. Ein scharfer Nordwind blies über die Britischen Inseln.
    Sie waren um Mitternacht zur Christmette ins Dorf gefahren und hatten danach noch bis weit nach zwei Uhr vor dem Kamin gesessen. Alles war sehr festlich, und die Amerikaner freuten sich, bei dem traditionellen Wassail der Dienstboten dabei sein zu können.
    Auf Annies Vorschlag hin waren die drei Frauen einen ganzen Tag nach London gefahren, um Geschenke für das Personal zu kaufen. Frank hatte außerdem noch jedem der Bediensteten eine Zwanzig-Pfund-Note zugesteckt. Nach dem Frühstück überreichte Clarissa die Geschenke, sehr zum Erstaunen des Herzogs und Olivers. Oliver hatte den ganzen Morgen über die Stirn gerunzelt. Diese reichen Amerikaner ließen die Familie wie Geizkragen aussehen. Wer war denn auf die Idee gekommen, dem Personal so extravagante Geschenke zu machen? Geschenke an Untergebene sollten nicht so protzig sein, das verdarb die Leute nur. Das war alles die Schuld von Alex’ Großeltern. Schrecklich, diese amerikanische Gleichmacherei.
    Als die Familie sich dann später am Vormittag um den Weihnachtsbaum versammelte, den Alex und Frank selbst geschmückt hatten, eine Aufgabe, die normalerweise von Lakaien übernommen wurde, stand Oliver verlegen daneben. Er hatte für Frank und Annie nichts gekauft, und sie überschütteten ihn mit Geschenken. Lediglich für Alex hatte er ein Armband gekauft, das ziemlich teuer gewesen war, wenn auch nicht annähernd so teuer wie das, was er Rebecca geschenkt hatte. Aber was ihre Augen zum Leuchten brachte, war der Schlüssel, den ihr Großvater ihr mit den Worten überreichte: »Wir ziehen uns besser warm an, denn du musst hinaus in die Garage gehen, um

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