Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Hände.
Ich versuchte, meine Stimme wiederzufinden. »Ähem … H-hallo?«
»Sasha? Hier ist Tina. Ich muss unbedingt mit dir sprechen.«
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich keine Vorstellung, wer diese Tina sein sollte. Ich kannte keine Tinas. Schließlich fiel der Groschen. »Was ist denn?«, fragte ich ungehalten.
»Es geht um diese Modenschau bei Belle Summers«, sagte sie und schluchzte auf. Tief in meinem Innern klingelten die Alarmglocken. »Könntest du mal schnell vorbeikommen?«
39. Kapitel
Ich betrachtete Tinas verängstigtes Gesicht und Tanyas wütende Miene. Wie zwei Welpen hatten sie sich in ihrer Studenten- WG aneinandergedrängt.
»Was ist passiert?« Ich konnte es selbst nicht glauben, dass ich Elliot einfach sitzen gelassen hatte. Er hatte nicht einmal versucht, mich zurückzuhalten. Offensichtlich war er froh, dass ich endlich weg war.
»Ich sag dir, was passiert ist«, verkündete Tanya und tätschelte ihrer Schwester den Rücken, als sollte die ein Bäuerchen machen. »Dieses Miststück hat eines von Tinas Designs geklaut und gibt es jetzt als das ihre aus.«
»Was? Woher wisst ihr das?« Ich setzte mich auf die Armlehne des Sofas, legte meine Hand auf Tinas Schulter und verbannte Elliot vorläufig in den Hinterkopf.
»Erinnerst du dich, dass ich bei der Modenschau meine Mappe gesucht habe?«, schluchzte sie und wischte sich die Nase am Ärmel ihrer Strickjacke ab.
Ich reichte ihr ein Taschentuch. »Erzähl weiter.«
»Vermutlich hat Belle in der Zeit Herrn Von Heston meinen Entwurf gezeigt, und er hat ihm offensichtlich gefallen. Also hat sie sich wohl eine Kopie gemacht und meine Mappe dann zurückgelegt.«
Das Arbeitsatelier, das ich bei meiner Schnüffelei entdeckt hatte, kam mir wieder in den Sinn.
»Das ist so wahnsinnig unfair«, wütete Tanya.
»Belle hat ein Gerichtsverfahren erwähnt, als ich in der Zukunft war«, murmelte ich.
»Was?« Tina hörte auf zu schniefen und hob ihr fleckiges Gesicht.
»Äh … Ich meine … Habt ihr Beweise dafür?«, fragte ich schnell und dachte an Elliots Überraschung, als er bei dem Fototermin mein Kleid gesehen hatte. Gab es da einen Zusammenhang?
»Wir waren auf Von Hestons Website, und da stand all dieses Zeug über die umwerfende neue Kollektion, die er in der nächsten Saison in seinem Laden verkaufen wird.« Tina atmete zitternd ein. »Und darunter war plötzlich mein Dunga-Kleid.«
»Dein … was?«
»Eine Kombination aus Dungarees und Kleid«, erklärte Tanya ungeduldig. »Das ist absolut einmalig.«
Die Erinnerung an diese Latzhosen in den Neunzigerjahren flackerte in mir auf. Wie die hässliche Schwester der Vogelscheuche Worzel Gummidge hatte ich darin ausgesehen. »Das muss noch gar nichts heißen«, sagte ich skeptisch.
»Schau dir das hier an«, sagte Tanya und nahm einen Stapel Zeitschriften vom Couchtisch, lauter Exemplare von Grazia und Heat . Sie drehte ihren Laptop zu mir hin. »Ihre Strandbekleidung ist komplett von Erin Farmer geklaut.«
Der Name sagte mir etwas. Ich hatte ihn auf dem Etikett meines neuen Kleids gelesen.
Während ich diese Neuigkeiten verdaute und darüber nachdachte, was zu tun wäre, bemerkte ich, dass wir nicht alleine waren. Belles Bruder Ricky kam aus der Küche geschlichen. Passend zu seiner Miene trug er Schwarz.
»Was macht der denn hier?«
»Wir haben uns nach der Show ein paar Mal getroffen«, erläuterte er, ließ sich neben Tina fallen und tätschelte zärtlich ihr Knie. Sein verwegenes Äußeres passte irgendwie zu ihrer makellosen Schönheit.
»Okay«, sagte ich. »Und was halten Sie von dieser Geschichte?«
»Um ehrlich zu sein, hatte ich so etwas schon vermutet. Irgendwann habe ich unsere Brenda mal …«
»Belle, meinen Sie?«
»Ach ja. Ich vergesse es ständig. Jedenfalls habe ich mal mitbekommen, wie sie Frobisher erzählt hat, sie habe einen Modeabschluss.« Er schüttelte den Kopf. »Vor einigen Jahren, nachdem sie mit der Schule fertig war, hat sie mal mit dem Studium angefangen. Soweit ich weiß, hat sie es aber nie abgeschlossen.« Er beugte sich vor und kratzte sich am Kinn. »Sie hat eine Freundin, mit der sie immer in diesem Club abhängt, dem …«
»›Gilded Cage‹?«
»Ganz genau.« Er räusperte sich, und ich konnte mir vorstellen, dass er sich wie ein Verräter vorkam. »Ihre Freundin hat dort als Stripteasetänzerin gearbeitet. Sie hat behauptet, sie könne Brenda mit Promis und Millionären bekannt machen.« Er seufzte und schüttelte den
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