Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Kopf. »Brenda hat immer rumgesponnen und wollte berühmt oder reich werden. Dass wir in einer Sozialwohnung groß geworden sind, ist ihr peinlich. Frobisher hat sie erzählt, dass unsere Mutter tot ist.« Unbehaglich rutschte er hin und her, und Tina streichelte ihm die Wange. »Ist sie aber nicht. Sie ist Putzfrau.«
Die besagte Stripteasetänzerin musste die Frau sein, die Rosie und ich an jenem Abend mit Elliot gesehen hatten und die ich dann bei der Modenschau wiederzuerkennen geglaubt hatte.
»Ich bezweifle, dass Elliot wirklich so scharf auf sie war, aber Susie – das ist diese Freundin – hat ihr geraten, es über die Schwangerschaftsschiene zu versuchen.«
»Woher wusste sie denn, dass er sie dann nicht erst recht sitzen lassen würde?« Tanya wirkte genauso entgeistert wie ich, und Rick zuckte mit den Achseln.
»Sie war überzeugt, dass er tief drinnen ein anständiger Typ ist. Er hatte wohl mal gesagt, dass er Kinder mag. Das Verrückte ist …« Er zögerte.
»Erzählen Sie weiter«, sagte ich. Mein Herz rebellierte. Selbst wenn wir Elliot das alles brühwarm erzählen würden, gab es keine Garantie, dass er uns auch glauben würde. Und selbst wenn er das tat, würde er vermutlich trotzdem zu Belle halten.
»Kurz bevor sie mit Elliot zusammenkam, hatte sie jemanden kennengelernt.«
»Ach so?« Wir starrten ihn mit offenem Mund an.
»Mir und Mum hat sie erzählt, dass der Typ der Mann ihres Lebens sei.« Er griff nach Tinas Hand. »So hatten wir sie noch nie erlebt. So glücklich.«
»Haben Sie ihn auch kennengelernt?«, fragte ich ihn.
»Nein. Ich glaube, er war verheiratet oder so. Hatte außerdem nicht viel Geld. Das Wichtigste für sie.«
»Und wie hieß er?« Ich dachte an die Initialen, die ich in ihrer SMS gelesen hatte. »Rob? Richard?«
»Das hat sie nie verraten. Wenn es ihr in den Kram passt, kann sie schweigen.« Er wirkte resigniert, was ich gut nachvollziehen konnte. Es dürfte nicht leicht sein, die Geheimnisse seiner Schwester preiszugeben.
»Und was ist jetzt mit meinem Entwurf?«, fragte Tina, um uns wieder auf das eigentliche Thema zurückzubringen.
Ich dachte angestrengt nach. »Von Heston würde doch ein Plagiat als solches erkennen, wenn er es sehen würde, oder?«
»Man muss nur winzige Veränderungen vornehmen und das Ganze dann eine Nachschöpfung nennen«, sagte Tanya. »Und wer wird sich schon mit jemandem anlegen wollen, der einen Schwiegervater wie Ted Frobisher hat?«
Ich hatte ein komisches Gefühl im Magen. »Noch ist er nicht ihr Schwiegervater.«
»Bei der Modenschau habe ich aber gehört, wie Belle jemandem erzählt hat, dass sie und Elliot sehr bald heiraten – nur die zwei, in aller Heimlichkeit –, noch bevor das Baby auf die Welt kommt«, sagte Tina unvermittelt.
»Wie bitte?« Sämtliches Blut schien aus meinen Adern zu weichen.
»Ich wette, er weiß gar nichts davon«, sagte Rick und wirkte angespannt.
Tina wandte mir ihre verheulten Augen zu. »Dieser Entwurf …«, sagte sie leise. »Ich glaube, er könnte noch in ihrem Kopierer sein.«
Mir schwante, was jetzt kam.
»Wenn du noch einmal hingehen und ihn holen könntest, dann könnten wir beweisen, dass sie ihn gestohlen hat.«
»Und wie soll ich das anstellen?« Mein Atem beschleunigte sich, als wäre ich viel zu schnell gerannt. »Sie ist nicht gerade ein Fan von mir.«
»Irgendwo habe ich noch den Schlüssel«, sagte Ricky und tastete seine Hosentaschen ab. »Morgen ist sie den ganzen Tag unterwegs. Sie hat ein Treffen mit irgendeiner Fernsehgröße.«
»Warum gehen Sie nicht selbst hin?« Ich wich vor dem Schlüssel zurück, als könnte er jeden Moment in Flammen aufgehen. »Es ist schließlich Ihre Schwester.«
»Ich muss meinen Flieger bekommen«, sagte er bedauernd. »Bewerbungsgespräch in Schottland.«
»Bist du sicher, dass sie nicht heimlich für morgen die Hochzeit plant?«, fragte Tanya, und Rick zog eine Augenbraue hoch.
»Bei meiner Schwester weiß man nie.«
Ich schoss hoch. »Geben Sie mir den Schlüssel«, sagte ich grimmig und warf ihn in meine Handtasche. »Du bekommst deinen Entwurf zurück, Tina, das verspreche ich dir.«
40. Kapitel
»Wie war es gestern?«
»Frag nicht.«
»Hab ich schon.« Rosie war bei meiner Ankunft vor ›Frobisher Towers‹ auf und ab gelaufen, die Hände tief in den Taschen ihrer ärmellosen Strickweste vergraben.
»Ich wünschte, du hättest nicht jedem erzählt, dass ich die Schweinegrippe habe«, sagte ich, um vom Thema
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