Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
verschieden.«
Wieder überkam mich Mitleid, weil ich daran denken musste, wie schlimm es für meine Großmutter war, als ihre inkontinente Promenadenmischung Trixie gestorben war.
»Mr. Frobisher wirkt privat viel netter als im Fernsehen«, stellte Rosie fest, als sie anfing, mit ihrem typischen Elan Teig auszurollen. Selbst ihre Schuhe waren schon leicht mit Mehl eingestäubt. »Wahrscheinlich ist das die Rolle, die er bewusst vor der Kamera einnimmt.«
»Er hat eine sanfte Seite«, bestätigte Beatrice. »Die spart er sich aber meist für die Familie auf.«
Wohl nicht für alle, schien mir, wenn man an Elliots vorherige Reaktion dachte.
»Und was für eine Geschichte läuft zwischen ihm und seinem Sohn?«
»Rosie!« Ich protestierte nur, um den Schein zu wahren. Aus irgendeinem Grund war ich genauso scharf darauf wie sie, Beatrices Antwort zu hören.
»Ich frage doch bloß«, erklärte sie und schaute mich unschuldig an, während Beatrice unseren Wortwechsel interessiert beobachtete.
»Woher kennen Sie meinen Enkel?«, fragte sie mich und kam auf eine Art näher, als würde sie sich auf Rollen fortbewegen. Mit ihren gelben Strümpfen sah sie aus, als würde sie an Gelbsucht leiden.
Ich erstarrte.
»Ich kenne ihn gar nicht«, sagte ich schließlich und wühlte hektisch in einer Schublade herum. Das war noch nicht einmal eine Lüge. Ich kannte ihn tatsächlich nicht, ich hatte ihn nur ein paar Mal getroffen. »Mr. Frobisher hatte bei unserer Ankunft etwas erwähnt, daher diese Frage.«
»Ach so. Also gut …«, sagte Beatrice und steckte sich eine Cherrytomate in den Mund. »Die beiden sind sich gar nicht ähnlich. Teddy ist immer auf Achse, schon als Kind war er so. Ich wusste, dass aus ihm mal etwas werden würde. Mein Enkel hingegen ist aus einem ganz anderen Stoff gemacht.« Sie zog ein Taschentuch aus der Tiefe ihres Capes und wischte sich damit die Nase. »Er ist eher ein – wie sagt ihr jungen Leute? – relaxter Typ.«
Ich versuchte, mir mein Erstaunen nicht anmerken zu lassen. Viele Beschreibungen kamen mir in den Sinn, wenn ich an Elliot Frobisher dachte. Angespannt, könnte passen. Ein kompletter Vollidiot, das ganz sicher. Aber relaxt ganz bestimmt nicht.
An Rosies Miene konnte ich erkennen, dass sie dasselbe dachte.
»Sein Vater hatte gehofft, dass er das Unternehmen übernehmen würde, da er das einzige Kind ist. Elliot hat aber kein Interesse. Er wühlt lieber draußen im Garten herum oder widmet sich der Fotografie.«
Ich dachte an die Visitenkarte, die Elliot auf meinem Fußboden zurückgelassen hatte. Frobisher’s Projektentwicklung , hatte da gestanden, also musste er zumindest teilweise im Unternehmen mitmischen.
»Für Ted ist es unbegreiflich, wenn Leute nicht dem Geld hinterherjagen«, fuhr Beatrice fort. »Als er klein war, besaßen wir nicht viel.« Sie steckte ihr Taschentuch weg und stützte sich wieder auf ihren Stock. Ich stellte mir vor, wie ihr Stock Wurzeln schlug und sich seinen Weg durch den Fußboden suchte.
»Womit genau beschäftigt sich denn Ihr Enkel?«, fragte ich. Bislang hatte alles darauf hingedeutet, dass Elliot ein trinkfreudiger, frauenvernaschender Idiot mit Vorliebe für Flip-Flops war. Das Bild bekam ich nur schwer mit dem naturverbundenen Fotografen in Einklang. »Hat er einen bestimmten Beruf?«
»Mein Enkelsohn scheint fest dazu entschlossen, sein Talent zu vergeuden, nur um seinem Vater eins auszuwischen.« Beatrice schüttelte traurig den Kopf. »In London lebt er in einem schrecklichen Loch, aber er kommt regelmäßig hierher und kümmert sich um den Garten. Das lässt mich hoffen.« Sie nagelte mich mit ihrem Blick fest. »Er könnte es wesentlich schlechter treffen als mit einem hübschen Mädchen wie Ihnen.«
Ich fühlte mich wie in einem Fahrstuhl, der unverhofft absackt. War sie tatsächlich medial veranlagt, oder befanden wir uns im Werbespot einer Heiratsagentur?
Als mir bewusst wurde, dass ich sie fassungslos anstarrte, wandte ich mich schnell dem Fond für unsere Suppe zu.
»Und wieso haben Sie geglaubt, dass Sie Sasha schon einmal gesehen hätten?« Rosie ließ nicht locker und tat dabei ganz beiläufig.
Beatrice musterte sie mit ihren schwarzen Äuglein. »Bevor Sie sich in ihre Angelegenheiten einmischen, Schätzchen, sollten Sie erst einmal vor Ihrem eigenen Haus kehren.« Fürs Erste war Rosie stillgestellt.
»Warum erzählt sie ständig so einen Mist?«, zischte sie lautstark, als Beatrice aus der Küche gestapft war.
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