Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
»Mir einzureden, ich hätte Probleme. Du hast es wirklich gut, dass du so genau weißt, was du willst, und einfach dein Ziel verfolgen kannst. Ich wünschte, ich hätte den Mut, Glen zu fragen, ob er mich heiratet. Vermutlich würde er davonlaufen bis ans Ende der Welt, wenn ich es täte.«
»Ich bin mir sicher, dass er das nicht täte«, versuchte ich, sie aufzubauen. »Er wäre nicht den ganzen Weg von Wales hierhergekommen, um dich zu finden, wenn du ihm egal wärst.« In der Highschool war Rosie unglücklich in ihn verknallt gewesen und hatte es kaum glauben können, als er eines Tages in dem Restaurant aufkreuzte, wo sie arbeitete, und sie bat, mit ihm auszugehen. »Du hast mal gesagt, er habe dich vor dir selbst gerettet, vergiss das nicht«, fügte ich hinzu.
»Schon gut. Danke für die Erinnerung«, sagte sie, und mir war nicht klar, ob da nicht ein Hauch von Sarkasmus mitschwang.
»Jetzt sollten wir uns aber besser mal das Esszimmer anschauen«, sagte sie und wechselte das Thema. »Die Mädchen werden bald hier sein.« Ihre Cousinen Tina und Tanya arbeiteten als Kellnerinnen für uns, und wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür.
»Ich mach auf«, sagte ich und verschwand in der Vorhalle, bevor sie protestieren konnte.
Als ich einen kurzen Blick in einen vergoldeten Spiegel warf, um mein Aussehen zu kontrollierte, bemerkte ich, dass Elliot wie ein Gespenst oben an der Treppe stand.
»Sie machen nicht die Tür auf!«, befahl er wie ein Polizeioffizier.
»Okay, aber Sie werden selbst sehen, dass es für uns ist«, sagte ich kleinlaut und wünschte, ich würde mich nicht so einschüchtern lassen. Extrem gut aussehende Männer hatten diese Wirkung auf mich. Bei den seltenen Gelegenheiten, da man mich mit einem solchen Exemplar alleine gelassen hatte, war ich innerhalb weniger Sekunden zu einem stammelnden Etwas zusammengeschrumpft. »Hören Sie. Könnte ich vor dem Essen kurz mit Ihnen sprechen?«, fragte ich und beschloss in einer spontanen Eingebung, ihm zu erzählen, warum ich hier war. Vielleicht konnten wir einfach über das Ganze lachen – obwohl das eher unwahrscheinlich war – und dann beide unser Leben weiterleben. Aber er war schon an der Tür und schien mich gar nicht gehört zu haben.
»Ich habe beschlossen, Ihrem Rat Folge zu leisten und zum Abendessen hierzubleiben«, sagte er und stellte sich in Positur, als die Tür aufschwang. »Das ist Belle, meine Verlobte«, verkündete er, und ich starrte auf die umwerfende Brünette im Türrahmen. Lange Beine, lange Haare, braune Augen, volle Lippen und ein sanftes, herzförmiges Gesicht. Ihr kurzes, perfekt geschnittenes Kleidchen und die schockierend hohen Stiefel waren weit entfernt von allem, was ich mich anzuziehen trauen würde. »Und Sie sind …?« Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
»Sasha Clayton, ›Dining In‹«, sagte ich mechanisch und konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
Elliot sagte noch etwas, aber selbst wenn ich es versucht hätte, hätte ich nicht antworten können. Zu beschäftigt war ich damit, die Tatsache sacken zu lassen, dass Elliot nicht nur verlobt, sondern seine Verlobte auch noch unverkennbar schwanger war.
12. Kapitel
»Ich pack das hier nicht. Ich geh nach Hause.«
»Was?« Rosie schaute mich verdutzt an.
»Er hat eine schwangere Verlobte«, schimpfte ich und zog sie beiseite. Tina und Tanya waren mittlerweile durch die Hintertür hereingekommen und lauschten ganz unverhohlen.
»Die Glückliche«, sagte Rosie, dann runzelte sie die Stirn. »Oh.«
»Ich wollte ihm gerade alles erzählen«, bekannte ich.
Die Zwillinge spitzten die Ohren und rissen ihre identisch blauen Augen auf. Mit ihren endlos langen Beinen, den langen, strohblonden Haaren und den schmalen Hüften sahen sie aus wie Barbies.
»Haare zusammenbinden!« Ich zeigte auf meinen Pferdeschwanz, aber die beiden starrten mich bloß weiter an, als würde ich Chinesisch sprechen.
»Hier«, sagte Rosie und holte zwei Haargummis aus der Tasche. »Außerdem muss bisschen was von dem Lippenstift runter. Und dann zieht das hier an.« Sie hielt ihnen zwei Schürzen hin.
Genauso gut hätte sie ihnen vorschlagen können, ein altmodisches Damennachthemd anzuziehen.
»Mach dir keine Sorgen, sie bekommen das schon hin«, murmelte sie, als sich die beiden in den Schürzenbändern verhedderten. »Und jetzt hör mir mal gut zu«, zischte sie. »Du kannst es Elliot nicht einfach erzählen. Er hat doch schon gesagt, dass er dir nicht glauben wird.« Sie
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