Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Milch herab.
»Was … was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte sie, als wäre ihr ein Pestkranker begegnet.
»Bloß ein kleines Missgeschick mit dem Chili«, zirpte Rosie, zog ihre Kittelschürze glatt und gab sich vollkommen entspannt. »Ansonsten ist alles unter Kontrolle«, erklärte sie und lehnte sich lässig vor, um den Mixer anzustellen.
»Neiiiin!«, brüllte ich und schoss quer durch die Küche, als die Kressesuppe auch schon an die Decke spritzte. »Ich hatte den Deckel noch nicht draufgemacht«, flüsterte ich durch die Finger.
Ein schreckliches Schweigen senkte sich herab, unterbrochen nur von dem Geräusch, mit dem die Suppe auf die Arbeitsplatte heruntertropfte.
»Ich … es tut mir leid«, sagte ich und wischte mir das Gesicht am Ärmel ab. Die Zwillinge klammerten sich aneinander, blass wie Waisenkinder, während Rosie den Mund zusammenkniff und offenbar ein nervöses Kichern unterdrückte.
»Ich dachte, Sie seien vom Fach«, sagte Juliette schließlich mit erheblichen Zweifeln in der Stimme. »Vermutlich sollte ich besser Ted holen …«
»Nicht nötig«, blaffte ich und versuchte, souverän zu klingen, was nicht leicht ist, wenn die Augen wie Kohlen brennen und der Magen komplett eingesalzen ist. »Wir müssen uns nur an die Geräte gewöhnen, das ist alles.« Jetzt löste sich auch noch mein Haarband. »Wir werden Sie nicht enttäuschen, Mrs. Frobisher, das verspreche ich Ihnen.« Zu meinem eigenen Entsetzen salutierte ich.
»Nun, Sie machen besser erst einmal sauber«, sagte sie schwach und trat beiseite, als die Suppe direkt neben ihrem Pantoffel auf den Boden tropfte. »Ich … äh … überlasse Ihnen solange das Feld.«
Sobald sie weg war, traten wir wie Aufziehspielzeuge in Aktion. »Mach mehr Suppe«, befahl Rosie. »Putzen können wir hinterher.«
Tina und Tanya wickelten sich schnell die Schürzen um. »Deckt den Tisch«, wies ich sie an. »Besteck und Gläser sind auf der Anrichte.«
»Was für ein Desaster«, sagte ich, als sie davoneilten, und steckte meine Haare mit ein paar Griffen fest.
Rosie schaute mich an und schüttelte sich vor Lachen.
»Du siehst aus wie ein Schweinchen«, prustete sie und klammerte sich an den Herd. »Das Weiß in deinen Augen ist feuerrot.«
»Urkomisch«, sagte ich und tupfte mir mit Küchenpapier das Gesicht ab. »Dann bleibe ich wohl besser im Hintergrund.«
Ich besann mich auf meine Profession und gab alles, um die beste Kressesuppe meines Lebens zuzubereiten. Wir hatten einen Auftrag zu erfüllen, der möglicherweise weitere Aufträge nach sich zog – wenn wir Glück hatten und niemand mich zu Gesicht bekam. Für andere Gedanken war jetzt keine Zeit.
»Es wundert mich, dass Elliot sogar hier isst, wo er doch mit seinem Vater nicht zurechtkommen soll«, stellte ich später fest. Verstohlen wie Schulkinder lugten Rosie und ich durch den Spalt in der Esszimmertür.
»Nach außen hin benimmt er sich ganz normal«, sagte sie und drückte das Auge fest an die Tür. »Unter dem Tisch befummelt er allerdings seine Freundin.«
»Allerliebst.« Ich schob sie beiseite und blinzelte jetzt selbst durch den Spalt. »Keine Spur von Beatrice«, flüsterte ich.
»Vermutlich lässt man sie wegen ihres medialen Gequatsches nicht in die Nähe anderer Gäste«, flüsterte Rosie zurück.
Elliot lehnte sich zurück und kratzte sich träge wie ein Schimpanse. »Er befummelt nicht seine Verlobte, sondern kratzt sich am Bein«, sagte ich und bemerkte, dass die schwache Beleuchtung die Konturen seines Gesichts noch betonte.
In diesem Moment schaute er sich zu uns um, als hätte er unsere Anwesenheit gespürt, und Belle stand auf.
»Entschuldigt mich bitte einen Moment«, sagte sie mit einer verführerisch rauen Stimme. Als sie sich erhob und in Richtung Tür trat, sprangen auch die Männer auf.
»Schnell!«, sagte Rosie und packte meinen Arm. Wir verschwanden gerade noch rechtzeitig in der Küche, kichernd und außer Atem.
»Ich glaube, dein Handy hat geklingelt.« Tina – oder war es Tanya? – nickte zu meiner Tasche hinüber, als sie mit den leeren Suppenschalen an mir vorbeikam. »Mr. Frobisher Junior hat gesagt, dass die Suppe besser war als erwartet.«
»Hat er das?«, sagte ich kratzbürstig.
»Wir haben ein bisschen was verschüttet«, gestand sie. »Aber sie haben sehr nett reagiert.«
»Ihr habt etwas verschüttet?« Rosie schlug sich an die Stirn. »Sie müssen wirklich denken, wir seien eine Comedy-Truppe, nur nicht so lustig.«
»Ich
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