Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
Multiversums, bestehend aus beliebig vielen Paralleluniversen, wird in letzter Zeit von immer mehr Astronomen, Kosmologen und Astrophysikern favorisiert. Beim Urknall existierte zunächst ein Quantenschaum, das heißt ein Zustand, bestehend aus entstehenden und wieder verschwindenden Elementarteilchen. Ein bestimmter, zunächst ganz winziger Bereich hat sich dann durch die Inflation zu einem gigantischen Universum aufgebläht. Unter Inflation (lateinisch: Aufblähung) des Universums versteht man, dass sich das Universum kurz nach dessen Entstehung extrem schnell ausgedehnt hat. Aus verschiedenen Bereichen in diesem Quantenschaum können auf diese Weise aber nicht nur ein Universum, sondern immer wieder beliebig viele neue Universen entstehen.
Kapitel 3: Leben
Heinz Oberhummer züchtet Alpakas. Das sind südamerikanische Hochlandkamele, deren Fell eine besonders feine Wolle liefert. Aber er züchtet sie nicht wegen der Wolle oder um sie zu verzehren, sondern Heinz Oberhummer hat auf seinem Bauernhof Alpakas, um sie zu füttern und zu streicheln. Alpakabauer ist er, seit er emeritiert worden ist. Davor beschäftigte er sich jahrelang an der TU Wien mit Theoretischer Physik, Astrophysik, Teilchenphysik, Didaktik der Physik, Kosmologie und und und. Schaut ein bisschen danach aus, als ob Heinz Oberhummer überall so lange lästig war, bis er irgendwo Professor geworden ist. Bekommen hat er seine Professur schließlich für Theoretische Physik, wahrscheinlich, weil der Andrang dort am geringsten war.
Der Blockbuster seiner Forscherkarriere heißt „Kosmologische Feinabstimmung“. Sie besagt im Wesentlichen, dass die Werte von grundlegenden physikalischen Parametern im Universum für das Leben optimiert und begünstigt sind beziehungsweise die Existenz von Leben überhaupt erst ermöglichen. Würden sich manche Naturkonstanten in unserem Universum nur minimal von ihrem tatsächlichen Wert unterscheiden, wäre ein totes und steriles Universum ohne Leben entstanden. Wir alle wären nicht da, Sie nicht, wir nicht und damit auch dieses Buch nicht. Wenn Sie mich fragen, klingt die These der „Kosmologischen Feinabstimmung“ wie eine Heurigentheorie. Jemand sitzt im Ruderleiberl und mit einem weißen Spritzer [10] am Heurigentisch und sagt: „Wenn es anders wäre, wäre es anders.“ Tatsächlich wurde diese Arbeit aber in der renommierten Wissenschaftszeitschrift „Science“ publiziert und Heinz Oberhummer dem Vernehmen nach [11] dafür sogar für den Physik-Nobelpreis nominiert. Bekommen hat er ihn bekanntlich nicht, vielleicht auch deshalb, weil die TU Wien noch nie für irgendetwas jemals einen Nobelpreis bekommen hat. Und mit dieser schönen Tradition wollte Stockholm wohl nicht brechen.
Die Frage, warum Leben in unserem Universum entstanden ist, können wir natürlich wieder nicht beantworten, aber wie es begonnen haben könnte, wissen wir heute. Sehr wahrscheinlich.
Starten wir mit einem Witz, denn als solcher entpuppt sich das Leben letztlich ja sehr oft auch.
Also: Kommt ein Kosmologe ins Wirthaus zum Goldenen Urknall und bestellt eine Suppe. Der Kellner serviert, worauf der Kosmologe sich beschwert: „Herr Ober, da ist ein H in meiner Ursuppe.“
Sie merken es, naturwissenschaftliche Witze sind immer ein Bringer.
1953 führte der junge Chemiker Stanley Lloyd Miller eines der bemerkenswertesten Experimente der Geschichte durch. Er schüttete etwas Wasser in einen Kolben und erhitzte es. In den Kolben leitete er zusätzlich die Gase Methan, Wasserstoff und Ammoniak (im Verhältnis 2:2:1) ein. Den Geruch von Ammoniak kennen Sie vielleicht, so riecht es im Fußballstadion bei einem Champions-League-Finale nach der Pause im Herrenklo.
Durch den entstandenen Wasserdampf vermischten sich die Gase. Zusätzlich schickte Miller Strom durch das Gas und so erhellten Blitze die einfache Apparatur. Nach rund sieben Tagen Gewitter bildete sich an den Wänden des Kolbens eine goldbraune ölige Schicht. In dieser Schicht befanden sich Aminosäuren, verschiedene Zuckerarten und Harnstoff. Das Ergebnis klingt nicht besonders spektakulär. Aber aus einfachen Gasen und etwas Strom wurden die Basisbausteine des Lebens hergestellt. Die goldbraune ölige Schicht sind quasi unsere allerersten Vorfahren. Was nebenbei eine Menge über manche menschliche Verhaltensformen aussagt.
Aminosäuren sind die Basisstoffe des Eiweißes und damit für den Stoffwechsel besonders wichtig. Sie sind wie Legobausteine in Verbindung mit
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