Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
enthalten geringe Mengen an Mineralstoffen – sie tragen zum täglichen Bedarf des menschlichen Körpers praktisch nichts bei, wenn Sie sich gesund ernähren. Wertvoll ist Himalajasalz ausschließlich für die Brieftasche des Verkäufers, weil er mit einem Marketingschmäh ein Vermögen verdient, oder – wie es die Stiftung Warentest bezeichnet – mit Verbrauchertäuschung.
In einem unterscheidet sich Himalajasalz aber doch von anderen Salzen, es ist nämlich rostig. Ein bisschen zumindest, denn die rosa Färbung rührt von Eisenoxidverbindungen her. Wenn Sie gern Rost zu Ihrem Salat oder in Ihrer Suppe haben, können Sie genauso gut einen rostigen Nagel ablutschen oder mitkochen. Da brauchen Sie nicht zu warten, bis Ihnen jemand teuren Rost aus Polen oder Punjab bringt.
Der Evolutionsdruck durch Esoterik nimmt in den letzten Jahren ständig zu. Der größte Wachstumsmarkt ist naturgemäß jener „medizinischer“ Anwendungen: Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin, Radiästhesie, Kinesiologie, Bach-Blüten, Quantenmedizin, Cranio-Sacral-Therapie, Anthroposophische Medizin, SchüßlerSalze und so weiter und so fort. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, denn es sind die Grenzen der Leichtgläubigkeit der zahlenden Kundschaft.
Seit Jahren hält Werner Gruber an Wiener Volkshochschulen Kurse mit dem Titel „Magie, Mysterium, Manipulation – die Naturwissenschaften der Akte X“. Auch Heinz Oberhummer ist als Vorsitzender der Gesellschaft für kritisches Denken, der österreichischen Regionalgruppe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), immer wieder mit Theorien und Behauptungen konfrontiert, die oft noch viel obskurer sind als das, was ihm in der Kosmologie unterkommt. Aber im Unterschied zu einem Schwarzen Loch oder einem Paralleluniversum kann man etwa telepathische Fähigkeiten ganz einfach überprüfen.
Von den Skeptikern, wie sich die Vereinigung auch nennt, und zwar weltweit. Wer nachweisen kann, dass er paranormale Fähigkeiten besitzt, den erwartet ein stolzes Preisgeld. Allein die James Randi Educational Foundation hat eine Million Dollar ausgesetzt. [40] Wenn man alle Preisgelder aller Skeptiker-Organisationen addiert, kämen etwa drei Millionen Dollar zusammen. Und die Skeptiker selbst wären am meisten aus dem Häuschen. Denn Skeptizismus bedeutet ja nicht, dass man nur das glauben möchte, was einem passt, sondern dass man Behauptungen auf ihre wissenschaftliche Haltbarkeit überprüft. Und wenn jemand Gedanken lesen könnte, dann wäre das hochinteressant. Leider ist der Nachweis bis jetzt nicht erfolgt. Logischerweise. Denn wenn jemand tatsächlich telepathische Fähigkeiten besäße, wäre er auf das Geld der Skeptiker nicht angewiesen, sondern könnte in aller Ruhe die Gedanken seiner Mitmenschen lesen und sich so unauffällig seinen Lebensunterhalt verdienen.
Generell ist es sehr unwahrscheinlich, dass jemand telepathische Fähigkeiten besitzt. Es handelt sich dabei nämlich nicht, wie man meinen könnte, um eine jahrtausendealte, mystische Veranlagung, die nur Medizinmänner und Schamanen beherrschen, durch die eine Geistermacht spricht, sondern Telepathie gibt es ungefähr gleich lang wie Telefonie. Entstanden ist sie eigentlich aus menschlichem Standesdünkel heraus. Als Johann Philipp Reis am 26. Oktober 1861 in Frankfurt seinen Ferntonapparat vorstellte, hielten viele Menschen das noch lange für Zauberei. Und sie fühlten sich der Apparatur weit überlegen. Denn diese bestand als Sender aus einem aus Holz geschnitzten Ohr, mit einer Schweinsblase als Trommelfell und einem Metallstreifen als Hammer, und als Empfänger aus einer mit einem Draht umwickelten Stricknadel. Und was ein Schweinsblasenholzohr und eine Stricknadel können, das können wir schon lange, haben sich die Menschen damals gedacht, und so ist die Telepathie entstanden. Einer der ersten jemals über einen Fernsprecher transportierten Sätze war übrigens angeblich „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“.
Apropos essen, apropos Gurken. Die Lichtfaster haben sich wieder zurückgemeldet. Unter Lichtfasten versteht man eine Form der sogenannten Inedia, dem Verzicht auf jegliche Nahrung. Man ernährt sich nur von Licht. Ein Auto mit aufgeblendeten Scheinwerfern ist Essen auf Rädern, ein mit Flutlicht erhelltes Fußballstadion ein All-you-can-eat-Buffet. Ob man sich mit Energiesparlampen besonders kalorienbewusst ernähren kann, ist nicht bekannt.
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