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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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erklärt den Preisunterschied nicht. Woran liegt es also, dass es ein enormes Preisgefälle bei Salz gibt? Liegt es am unterschiedlichen Geschmack der verschiedenen Salze? – Nein. Der unterschiedliche Salzgeschmack hängt ausschließlich vom Mahlgrad beziehungsweise von der Korngröße der Salzkörner ab. Je feiner das Salz gemahlen ist, umso mehr Moleküle können sich auf der Zunge gleichzeitig lösen, und umso aggressiver erscheint uns das Salz. Sind die Körner größer, dauert es länger, bis das Salz auf der Zunge zergeht, und es erscheint uns daher milder. Wenn Sie Ihr Essen mit frisch gemahlenem Salz aus der Mühle würzen, trainieren Sie damit höchstens Ihre Handgelenksmuskulatur und machen den Herstellern von formschönen Salzmühlen eine Freude.

    Sollten Sie das nicht glauben wollen, dann geben Sie die gleiche Menge (wichtig ist das Gewicht, nicht das Volumen) Meersalz und Salinensalz in warmes Wasser und rühren um. Wenn sich das Salz aufgelöst hat, lassen Sie doch jemanden kosten, welches Salzwasser besser schmeckt. Sie sollten auf jeden Fall jemand anderen kosten lassen, denn selber ist man voreingenommen.
    Viele Menschen glauben, dass sich im Meersalz zusätzliche Stoffe befinden, die der Gesundheit dienen. Das stimmt auch, im Meerwasser befinden sich sogar sehr viele zusätzliche Stoffe. Ob sie der Gesundheit dienen, ist allerdings fraglich. Man darf nicht vergessen, dass die Meere auch nicht immer so sauber sind, wie uns die Urlaubsprospekte weismachen wollen. In den Meeren, besonders an den Küsten, finden wir Ölverschmutzungen, Tierfäkalien, Abwässer aus Großstädten und Industrie und sonst noch so einigen Unrat. Und aus diesen Meeren wird das mitunter deutlich teurere Meersalz bezogen. Wer die zusätzlichen Inhaltsstoffe des Meersalzes für wertvoll hält, für den ist 2010 mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vermutlich ein besonders guter Jahrgang.

    Salz hingegen, das in Bergwerken gewonnen wird, ist natürlich nicht von der südlichen Sonne beschienen. Es kommt aus dumpfen, traurigen Höhlen und hat ein schlechtes Image. Aber wie kam das Salz eigentlich in diese Höhlen beziehungsweise unter die Erde? Früher, also vor einigen Jahrtausenden, gab es an ganz anderen Stellen große Meere, die im Laufe der Zeit eingetrocknet sind. Die Kontinente haben sich verschoben, eingetrocknetes Salz wurde von anderem Gestein überdeckt, und Jahrmillionen später konnte der Mensch das Salz durch Bergbau gewinnen. Das Salz der Salinen ist genau genommen prähistorisches Meersalz. Um es zu fördern, leitet man Wasser in die Stollen, dabei löst sich das Salz auf. Darauf wird das salzhaltige Wasser, die Sole, in die Saline geleitet und dort „getrocknet“, genau so wie Meersalz. Es gibt vom Standpunkt der Physik und Chemie keinen Unterschied zwischen Meersalz und dem Salz der Salinen. Deshalb sollte es auch keinen im Preis geben. Dasselbe gilt natürlich auch für Fleur de Sel. Als Fleur de Sel bezeichnet man besonders teures Meersalz, das durch eine altmodische, umständliche und aufwendige Methode gewonnen wird. Es entsteht nur an heißen und windigen Tagen als hauchdünne Schicht an der Wasseroberfläche von Salzteichen und muss früh am Morgen in mühsamer Handarbeit mit einer Holzschaufel abgeschöpft werden. Wem das Spaß macht, der kann das natürlich machen, besseres Salz bekommt er dadurch nicht.

    Bleibt das Himalajasalz. Warum geben Menschen so viel Geld für dieses rosafarbene Salz aus? Tun sie das, weil sie dem höchsten Berg der Erde eine Freude machen wollen? Oder weil sie, wenn sie schon nie ohne Sauerstoffmaske auf den Gipfel des Mount Everest gelangen können, wenigstens atemberaubende Preise für Salz aus der Gegend bezahlen wollen? Man weiß es nicht. Im Wesentlichen wird Himalajasalz in der pakistanischen Provinz Punjab abgebaut. Der Himalaja ist zwar in der Nähe, aber das ist auch schon alles. Rund 30 Prozent dieses teuren Salzes werden in Polen abgebaut. Das ist dann zumindest ökologisch besser, weil das Salz nicht so weit zu uns transportiert zu werden braucht. Die Technische Universität Clausthal (Niedersachsen) untersuchte im Auftrag von WISO (Verbrauchermagazin des ZDF) das Himalajasalz und kam zu dem Ergebnis: „Das Salz unterscheidet sich in seiner chemischen Zusammensetzung in keiner Weise von anderen natürlichen Steinsalzen. Gegenüber dem bekannten Küchensalz unterscheidet es sich nur dadurch, dass es mehr Verunreinigungen enthält.“ Diese Verunreinigungen

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