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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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sehr energiereiche Teilchenschauer ausgesandt, praktisch mit Lichtgeschwindigkeit.
    Diese Schauer, auch Jets genannt, senden starke Gammastrahlung aus, möglicherweise das, was man Gammablitze nennt. Die Explosion einer Hypernova zuzüglich Gammablitz gilt als gewalttätigstes Phänomen in unserem Universum. Innerhalb einer Sekunde wird so viel Energie frei, wie die Sonne in ihrem ganzen Leben aussendet, also in zehn Milliarden Jahren.

    Ein 1000 Lichtjahre von der Erde entfernter Gammablitz, der in unsere Richtung zeigt, würde uns in einer gigantische Menge von Röntgen-und Gammastrahlung baden. Zwar erst in 1000 Jahren, dann wäre aber ganz schön was los. Die wirklich ultraschnellen oder ultrahochenergetischen winzigen Teilchen der kosmischen Strahlung haben dann die gleiche Bewegungsenergie wie ein Golfball beim Abschlag. Das sind die höchsten Energien, die jemals im Universum von uns gemessen wurden. Sie sind noch zehn Millionen Mal höher als die Energien, die beim größten Beschleuniger der Welt, dem Large Hadron Collider am CERN, erreicht werden können. Ob dabei dann Schwarze Minilöcher entstünden oder nicht, wäre für die Erde völlig gleichgültig. Die Atmosphäre auf der dem Blitz einer Hypernova zugewandten Seite würde entzündet, alle Wälder würden in Flammen aufgehen, die Seen verkochen und die Erdoberfläche sofort sterilisiert werden. Aber auch auf der abgewandten Seite bliebe fürs Zungezeigen aus Schadenfreude keine Zeit. Eine gewaltige Druckwelle würde alles niederwalzen und die meisten, vor allem die größeren Lebewesen würden gebraten. Es wäre dann aber kaum jemand da, um dieses Festbankett zu vertilgen, und die Evolution müsste wieder von vorne beginnen, wie schon so oft. Man nennt Gammablitze auch den Geburtsschrei eines Schwarzen Lochs. Eine andere Deutung spricht von einem Lustschrei, nachdem das Schwarze Loch seinen eigenen Mutterstern aufgefressen hat.

    Aber nicht immer ist ein Sternentod verantwortlich für diese energiereichen Jets. Auch Kannibalismus kann eine Ursache sein. Eine besonders große und besonders verfressene Galaxie ist Centaurus A. Sie ist eine elliptische Galaxie mit einer Billion Sonnenmassen in 14 Millionen Lichtjahren Entfernung von uns. Im Zentrum dieser Galaxie befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch mit 200 Millionen Sonnenmassen, und in dieses Schwarze Loch fallen gigantische Mengen von Gas und Staub. Eigentlich dürfte es bei einer elliptischen Galaxie aber fast kein Gas und keinen Staub mehr zwischen den Sternen geben, weil diese in solchen Galaxien bereits für die Entstehung von Sternen verbraucht wurden. Woher stammt also dieses Material? Die Antwort lautet, die Kannibalengalaxie Centaurus A macht Brotzeit und auf dem Speiseplan steht eine Spiralgalaxie, die sich zu sehr in ihre Nähe gewagt hat. Die Materie der Spiralgalaxie strömt dabei in einer rotierenden Scheibe auch auf das Zentrum von Centaurus A zu, in dem sich möglicherweise ein Schwarzes Loch befindet. Auch dabei werden sogenannte Jets ausgesandt. Bildlich gesprochen überfrisst sich das Schwarze Loch und speit an den Polen einen Teil der Materie als ionisierte Teilchen mit fast Lichtgeschwindigkeit wieder aus. Wie die Beschleunigung auf derart große Geschwindigkeiten erfolgen kann, ist noch ein Rätsel. Der Effekt kommt wahrscheinlich durch bewegte magnetische Felder zustande, die durch die Rotation vom gigantischen Schwarzen Loch mitgeschleppt werden. In dem Fall wären die Jets kein Lustoder Geburtsschrei, sondern ein mächtiges, galaktisches Bäuerchen. Und es wäre keine gute Idee, eine Kannibalengalaxie auf die Schulter zu nehmen und ihr auf den Rücken zu klopfen, damit sie nach der Mahlzeit leichter aufstoßen kann.

    Fürchten brauchen wir uns vor Centaurus A zwar nicht, aber die Teilchen der Jets erreichen die Erde sehr wohl, prallen auf die Atome der Lufthülle auf und lösen dabei einen ganzen Schauer von weiteren Teilchen aus. Diese Teilchenschauer registriert das Pierre-AugerObservatorium in Südamerika mit 1600 speziellen Teilchendetektoren, die jeweils 1,5 Kilometer voneinander entfernt auf einem insgesamt 3000 Quadratkilometer großen Gebiet verteilt sind. Die Gewaltrülpser des Schwarzen Lochs in Centaurus A erreichen also tatsächlich noch unsere Erde und wir können ihre Auswirkungen beobachten.
     
Sternbild Centaurus und Galaxie Centaurus A
Sternbilder sind Gruppen von Sternen, die am Himmel ein auffälliges Bild ergeben. Aus Sicht der Astronomie

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