Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
die Welt geht unter.
Wer das glaubt, hebt jetzt die ...
Kapitel 8: Tod
Im Frühjahr 2008 war die Aufregung plötzlich groß. Der Weltuntergang stand vor der Tür, und ausgerechnet in der für ihre Friedensliebe bekannten Schweiz sollte er seinen Ausgang nehmen. Der Teilchenbeschleuniger LHC in Genf war endlich fertig und sollte nach seiner Inbetriebnahme allmählich Schwarze Minilöcher produzieren. Natürlich nicht als Hauptzweck, sondern als unerwünschtes Nebenprodukt. Gebaut wurde der LHC, um unter Einsatz von enormer Energie Elementarteilchen aufeinanderprallen zu lassen. Für den Betrieb des LHC wird eigens ein Kernkraftwerk unterhalten.
Zwischen dem Genfer See und dem Jura-Gebirge werden in einem ringförmigen, unterirdischen Tunnel mit 27 Kilometer Länge Protonen beinahe auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und an bestimmten Stellen so abgelenkt, dass sie mit vollem Karacho zusammenstoßen, im Einzelnen mit der Energie zweier ICE-Züge, die man mit 140 km/h frontal zusammenfahren lässt. Hochenergiephysik spielt Unfall. Und warum? Durch den Zusammenprall entstehen neue Teilchen, und die Energie ist dabei so hoch, dass Hoffnung besteht, es würde dabei unter anderem auch das sogenannte Higgs-Teilchen [45] sichtbar werden (kindische Physiker nennen es auch das Gott-Teilchen). Weshalb will man es finden? Weil das Higgs-Teilchen erklären soll, warum wir alle überhaupt Masse besitzen, wir Menschen, aber auch das Universum als solches. Das ist nämlich noch ungeklärt. Wenn wir zu viel essen, dann nehmen wir zwar zu, aber woher die Masse eigentlich kommt und welche Teilchen sie tragen, weiß niemand.
Und auf der Suche nach dem Higgs-Teilchen, fürchten Kritiker des LHC, könnten auch Schwarze Minilöcher entstehen. Natürlich ist ein Miniloch nicht noch kleiner als ein normales Schwarzes Loch. Schon ein Schwarzes Loch hat keine Ausdehnung, mini bezieht sich auf die Masse. Schwarze Minilöcher sind am Anfang also ganz leicht und putzig. Die langsameren unter ihnen sollten von der Schwerkraft der Erde zum Erdmittelpunkt gezogen werden, sich dort gewerkschaftlich organisieren, also immer größer und mächtiger werden und schließlich die ganze Welt mit Haut und Haar in sich einsaugen. Alles, was dann von der Erde noch bliebe, wäre ein Schwarzes Loch von der Größe einer Mozartkugel, mit der Masse der gesamten Erde samt Bevölkerung. Natürlich würden die Grundstückspreise explodieren, während das Telefonieren eventuell noch billiger werden könnte. Den Mond würde das übrigens nicht weiter kümmern, er würde im selben Abstand zur Erde seine Runden ziehen. Ob der Preis für Mondholz zu halten wäre, ist ungewiss.
Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass am LHC solche Minilöcher entstehen, die die Erde schrumpfen, äußerst gering. Außerdem wird der erwartete Zeithorizont für dieses Szenario mit fünf Milliarden Jahren angegeben. Bis dorthin wäre auch die Sonne auf ihrem Weg zum Roten Riesen so weit aufgebläht, dass das Leben auf der Erde ohnedies bereits sehr ungemütlich wäre. Ob wir dann also von der Sonne gegart oder von einem Schwarzen Loch spaghettifiziert würden, könnte uns egal sein. Wir könnten beides nicht verhindern. Selbst dann nicht, wenn wir in der Lage wären, unsere Lebenserwartung bis zu diesem Zeitpunkt auf fünf Milliarden Jahre hinaufzuschrauben.
Wahrscheinlich müssen wir aber nicht so lange warten. Ein ganzes Arsenal an Katastrophen, persönlichen und globalen, steht Gewehr bei Fuß, um dem Leben auf der Erde, vereinzelt oder im Großen und Ganzen, den Garaus zu machen.
Beginnen wir im Weltall. Damit zuerst einmal die anderen schuld sind und wir die Opfer, das ist bei uns in Österreich seit über 60 Jahren so üblich, damit sind wir schließlich immer gut gefahren.
Eine der spektakulärsten Möglichkeiten, ein Special FX, wo auch die restliche Milchstraße etwas davon hätte, wäre eine Hypernova in der Nähe der Erde. Auf der Erde ist der Schritt vom Megamarkt zum Gigamarkt längst vollzogen, und auch im Weltall gibt es neben der Supernova noch die Hypernova. Hypernovae sind um einiges gefährlicher als Supernovae.
Wenn sehr massereiche Sterne am Ende ihres Lebens kollabieren, kommt es zu einer gigantischen Sternenexplosion und der Stern verwandelt sich direkt in ein Schwarzes Loch. Das ist zwar ein beeindruckendes Naturschauspiel, aber für die Umgebung ziemlich unangenehm. Denn gleichzeitig mit dem Kollaps werden an den Polen des sterbenden Sterns zwei
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