Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
die zu aggressiv wird, sich durch einen nuklearen Krieg selbst auslöscht oder zumindest entscheidend zurückgeworfen wird. Und auf dem Gebiet sind wir ordentlich aufmunitioniert. Allein mit den bereits hergestellten Nuklearwaffen könnte im Schnitt jeder Mensch siebenmal getötet werden. Wenn Sie jemanden kennen, der darauf verzichtet, können Sie 14-mal, wenn Sie 52 Menschen zum Verzicht bewegen, sogar ein ganzes Jahr lang jeden Tag einmal getötet werden. Statistisch betrachtet. Aber wie verhält man sich tatsächlich, sollte man einmal in die missliche Lage kommen, in der Nähe einer Kernwaffenexplosion Urlaub oder eine Dienstreise zu machen?
Nicht wirklich zur Beruhigung, aber doch zur Entlastung: Sollten Sie sich in unmittelbarer Nähe einer Atombombendetonation befinden, werden Sie aller Voraussicht nach nicht sehr viel mitbekommen. Der menschliche Körper verdampft einfach und umgehend. Wenn Sie nahe genug am Geschehen sind, können Sie nicht einmal mehr denken: Ui, Scheiße, ich verdampfe gleich. Bei der Explosion entsteht ein greller Lichtblitz und ein paar Sekunden später breitet sich eine gigantische Druckwelle aus. Deshalb ist es wichtig, in Deckung zu gehen und nicht in Richtung der vermeintlichen Explosion zu blicken. Das Problem besteht darin, dass man eine Atombombenexplosion erst durch den extrem grellen Lichtblitz wahrnimmt. Wahrscheinlich ist man dann schon stark geblendet und weiß trotzdem nicht, was man da gerade beobachtet hat, eine Kernwaffenexplosion ist ja keine Routineangelegenheit. Wenn man den Ernst der Lage doch erkannt hat, sollte man sich mindestens zwei Minuten in Deckung begeben. Befinden Sie sich in einem Raum, gehen Sie sofort an der der Explosion zugewandten Wand in Deckung. Wenn ein Fenster im Raum ist, unter diesem, denn durch die Druckwelle werden die Fenster zerbersten und die Glassplitter können schwere Verletzungen verursachen. Dann wechseln Sie die Seite, denn die Druckwelle hinterlässt einen Unterdruck und nach ihrer Ausbreitung wird die Luft wieder in das Explosionszentrum hineingesaugt. Das heißt, das Ganze noch einmal, aber in entgegengesetzter Richtung. Wer nach der ersten Druckwelle aufsteht und vor lauter Überlebensfreude und Übermut der Bombe den gestreckten Mittelfinger zeigt, wird das vermutlich sehr bereuen.
Danach betreten Sie nach Möglichkeit einen geschlossenen Raum und achten Sie bitte darauf, dass Sie keinen Staub in den Raum hineintragen. Am besten ist es, sich von der Kleidung zu befreien, sofort zu duschen und den gesamten Staub abzuwaschen. Und Fingernägel putzen nicht vergessen, sonst könnte Fingernägelbeißen wirklich einmal schädlich sein. Die größte Gefahr geht nämlich nicht von der bei der Explosion frei werdenden Strahlung aus, gegen diese Strahlung kann man sich nur durch massive Bunker beziehungsweise durch eine ausreichend große Entfernung schützen. Die größere Gefahr geht vom radioaktiven Staub aus. Diesen Staub atmen wir ein oder nehmen ihn über die Nahrung auf. Elemente wie zum Beispiel Jod werden dann in den Körper eingebaut. Dieses radioaktive Jod kann dann direkt durch den radioaktiven Zerfall im Körper einzelne Zellen zerstören. So können Verbrennungen im Inneren des Körpers entstehen. In weiterer Folge entsteht Krebs. Deshalb sollte man auch bei Unfällen mit Kernreaktoren Jodtabletten nehmen. Dadurch bekommt der Körper mehr als notwendig Jod, das nicht verstrahlt ist, und baut in der Folge das radioaktive Jod nicht mehr ein.
Den Raum, in dem man Schutz gefunden hat, sollte man ein paar Stunden lang nicht verlassen. Dann, sobald sich der Staub gelegt hat, sollte man schauen, aus dem verseuchten Bereich fortzukommen. Wenn vorhanden, eine Schutzmaske gegen den Staub nicht vergessen, und am besten Regenschutzkleidung anziehen. Dadurch kann weniger Staub zum Körper gelangen. Wenn Sie ein schnelles Auto in der Garage stehen haben, lassen Sie es dort stehen, es wird sehr wahrscheinlich nicht funktionieren, Elektronik wird bei einer Atombombenexplosion durch einen elektromagnetischen Puls zerstört. Mit einem Fahrrad ist man wahrscheinlich am besten bedient, auch wenn man die Landschaft und die frische Luft in so einem Moment vermutlich nicht wirklich genießen kann. Treten Sie in die Pedale und hoffen Sie auf Regen. Der wäscht den Staub aus der Luft, dann ist das Leben nicht mehr ganz so lebensgefährlich.
Generell scheint der Mensch, auch ohne Zugang zu Kernwaffen, zu nahezu jeder Gewalttat bereit zu sein.
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