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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dazu eine Salsa, die einem den Gummi von den Sohlen brennt, das ist mir alle Mal lieber. Ich frage mich, wer von deinen lieben Schwiegereltern uns wohl heute Abend mit seinem Besuch beehrt?«
    Lily wurde ein wenig blass. »Aber warum sollte mich einer von denen wiedersehen wollen?«
    Sherlock stellte ihr Tablett beiseite und erklärte in sachlichem Ton: »Weil es sich ihr Täubchen in den Kopf gesetzt hat, dem Schlag zu entfleuchen. Du hast diesen Angriff heute Vormittag im Bus überlebt. Seit Dillon und ich bei dir sind, ist nichts mehr vorgekommen. Keine Sorge, die werden dich noch mal besuchen und dir weismachen wollen, dass Tennyson nicht ohne dich leben kann.«
    »Ein letzter Versuch«, erklärte Lily matt.
    »Ganz genau, Schwester«, erwiderte Sherlock knapp.
    Savich schmunzelte. »Das Dumme ist nur, sie wissen auch, dass ihr Täubchen von zwei großen, struppigen Krähen bewacht wird. Wir werden schon sehen, welche Taktik sie einschlagen. Ah, seht doch mal den Nachtisch, den Sherlock da vor uns versteckt gehalten hat! Mousse au Chocolat, eine meiner Lieblingsspeisen.«
    Tennyson und seine Mutter erschienen eine Stunde später, auf den Schlag um acht.
    Charlotte Frasier hatte Lily nur einmal im Krankenhaus besucht, sich an ihr Bett gestellt und ihr mindestens dreimal gesagt, dass sie wirklich, wirklich dringend zu dem guten Dr. Rossetti gehen müsse, ein so feiner Arzt, ein exzellenter Mann, der ihr gewiss helfen könne. Sie mache sich solche Sorgen um ihre liebe kleine Lily, jedem gehe es so. Niemand wollte, dass sie noch mal versuchte, sich umzubringen. Lily hatte sich diese ganz Tirade mit offenem Mund angehört. Nach dieser Unverschämtheit blieb ihr einfach die Spucke weg. Am heutigen Abend trug die Dame ein wunderschönes weinrotes Wollkostüm, darunter eine elegante roséfarbene Bluse. Das dicke schwarze Haar war kurz geschnitten und in frischen, jugendlichen Locken um ihren Kopf gefönt. Es war ein sehr junger Stil, das schon, aber Charlotte wirkte darin überhaupt nicht lächerlich. Sie hatte regelmäßige weiße Zähne, die Lippen blutrot angemalt. Charlotte sah wirklich gut aus. Wie immer.
    Was Tennyson anging, so würdigte er weder Savich noch Sherlock eines Blickes, sondern ging stracks auf Lilys Bett zu, nahm ihre Hand und ließ sie nicht mehr los.
    »Komm nach Hause, Lily. Ich brauche dich.«
    »Hallo, Tennyson. Hallo, Charlotte. Was hätten wir uns noch zu sagen? Dillon äußerte bereits die Vermutung, dass ihr heute Abend noch auftauchen würdet, aber ich muss zugeben, dass ich doch überrascht bin.« Lily bekam endlich ihre Hand frei und erkundigte sich liebenswürdig: »Und wo ist dein Vater? Geht’s ihm nicht gut?«
    Savich warf lässig ein: »Vielleicht denken sie, dass sie ihn nicht brauchen. Hoffen, dass sie dich allein rumkriegen.«
    Lily sagte zu ihrem Mann: »Das könnt ihr vergessen.«
    Charlotte, die aus den Südstaaten stammte, sagte mit ihrer geradezu sündigen Honigstimme: »Elcott wäre heute auch gerne mitgekommen, aber er leidet unter einer leichten Magenverstimmung. Und jetzt hör mir mal einen Moment zu, Lily. Mein Sohn liebt dich über alles. Aber als Mann fällt es ihm nun einmal schwer, sich richtig auszudrücken, aus dem Herzen heraus zu sprechen – darauf verstehen wir Frauen uns besser, und deshalb versichere ich dir hiermit in seinem Namen, dass er dich wirklich aufrichtig braucht.«
    »Weißt du, Charlotte, Tennyson kann sich sogar sehr gut, sehr beredt ausdrücken, aber ob sein Herz dabei mit ihm Spiel ist, bezweifle ich. Nein, Charlotte, was Tennyson in Wirklichkeit braucht, das sind meine Sarah-Elliotts.«
    »Das ist eine Lüge!« Tennyson wirbelte zu Savich herum. »Ihr habt sie mit lauter Gift und Lügen über mich und meine Eltern voll gestopft! Ich habe keine Hintergedanken! Ich liebe meine Frau, hörst du mich? Ja, ich liebe sie aus tiefstem Herzen! Und dieses Herz blutet, es blutet! Ich würde nie etwas tun, das ihr irgendwie schadet. Sie ist mir unendlich kostbar. Warum nimmst du nicht einfach deine Frau, verschwindest wieder nach Washington und jagst Kriminelle, du weißt schon, Leute, die wirklich was auf dem Kerbholz haben, keine Unschuldigen, deren Nasenspitze dir zuwider ist? Dafür wirst du bezahlt, nicht fürs Auseinanderreißen liebender Familien! Scher dich zum Teufel und lass uns zufrieden!«
    »Uiuiui, was für eine leidenschaftliche Ansprache«, sagte Sherlock, beifällig lächelnd. Tennyson hätte ihr in diesem Moment am liebsten den Kragen

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