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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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von meinen Schuldgefühlen abzulenken. Weißt du was, Tennyson? Ich glaube, ich habe das ›mea culpa‹ jetzt ein für alle Mal satt.«
    Charlotte meinte honigsüß, »Lily, Liebes, ich freue mich sehr, das zu hören. Tatsächlich …«
    Lily unterbrach ihre Schwiegermutter. Mit sorgloser, amüsierter Stimme, Tennyson dabei mit einer Handbewegung fortwinkend, sagte sie: »Bitte geht jetzt, alle beide. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ihr mir nie wieder unter die Augen kämt.«
    Sherlock meinte: »Nicht doch, Lily. Wir würden das komische Gespann schon gern wieder sehen. In einem Gerichtssaal nämlich.«
    Savich meldete sich unversehens zu Wort. »Deine erste Frau, Tennyson. Ich nehme nicht an, dass es Lyndas größter Wunsch war, sich einäschern zu lassen?«
    Tennyson bebte vor Wut. Sherlock fürchtete, dass er sich jeden Moment auf ihren Mann stürzen könnte, was das Dümmste gewesen wäre, was er hätte tun können. Rasch trat sie ihm in den Weg und legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Denk nicht mal dran. Du könntest nicht mal mit mir fertig werden, und ich bin nur halb so groß wie du. Auch mit Lily nicht, denke ich, selbst jetzt, wo ihre Operation kaum fünf Tage her ist. Also geh jetzt bitte, Tennyson, und nimm deine Mutter mit.«
    »Ich bin entsetzt, dass du eine derart engstirnige und unverschämte Verwandtschaft hast, Lily«, sagte Charlotte Frasier mit plötzlich sehr glatter Stimme. Sie gingen ohne ein weiteres Wort, Tennyson blieb an der Tür allerdings noch einmal stehen und warf Lily einen gequälten Blick über die Schulter zu.
    Nachdenklich meinte Sherlock: »Hat einen richtigen Dackelblick versucht, ist ihm aber nicht ganz gelungen. Aber er hat’s immerhin versucht.«
    Lily sagte: »Hast du diesen hübschen schwarzen Rolli gesehen, den er anhatte? Den habe ich ihm zu Weihnachten geschenkt.«
    »Weißt du, was ich denke, Lily?« Savich blickte sie kopfschüttelnd an, »ich denke, das nächste Mal, wenn dir ein Typ gefällt, dann sollten bei dir sämtliche Alarmglocken losschrillen. Und dann nehmen wir ihn erst mal mit zum Verhör.«
    »Genau dasselbe habe ich heute früh auch schon gedacht. Vielleicht bin ich einfach zu gutgläubig. Okay, keine gut aussehenden Männer mehr; oder besser gar keine mehr, Dillon, oder ich trete mich selbst in den Hintern, dass ich von hier bis Boston fliege. Für mich nur noch Gnome mit Ärmelschützern, und die auch nur zum Quatschen.«
    Sherlock fand, dass das vielleicht schon wieder zu sehr ins andere Extrem schlug, aber vorläufig konnte es Lily wohl nicht schaden, dem männlichen Geschlecht gegenüber eine etwas reserviertere Haltung einzunehmen.
    »Ich wünschte, ich hätte ’n Bier, um darauf anzustoßen«, meinte Lily, worauf Savich erwiderte: »Kein Bier. Hier hast du noch mehr Eistee.«
    »Danke.« Lily nippte an dem Tee und legte den Kopf aufs Kissen zurück. »Ich frage mich, wo mein Schwiegervater wohl war. Glaubst du wirklich, dass er ihnen mehr geschadet als genützt hätte?«
    »Anscheinend«, meinte Savich. »Was mich verblüfft, ist, dass denen nicht klar zu sein scheint, wie viel mehr Schaden als Nutzen sie angerichtet haben.«
    »Ich habe noch nie einen so charmanten Südstaatenakzent gehört«, sagte Sherlock. Sie setzte sich zu Lily aufs Bett und strich ihr sanft über den Unterarm. »Triefte ja geradezu. Jetzt weiß ich wenigstens, woher der Begriff ›Honig ums Maul schmieren‹ kommt.«
    »Sie hat mir mehr Angst eingejagt als Tennyson.« Sie grinste beide an. »Aber ich habe durchgehalten«, verkündete sie, seufzte tief auf und wiederholte: »Ich habe durchgehalten. Er hat kein einziges Mal gemerkt, wie viel Angst ich hatte.«
    Savich krampfte sich der Magen zusammen vor Mitleid. Vorsichtig, um nicht an ihre frische Operationsnarbe zu stoßen, zog er sie an sich. Er gab ihr einen Kuss aufs Haar. »O nein, Süßes, du brauchst keine Angst mehr vor ihm haben, nie mehr. Ich war so stolz auf dich. Du hast dich großartig gehalten.«
    »Ja, das hast du, Lily, also jetzt kein Gerede mehr von Angst. Vergiss nicht, du hast deine zwei Bulldoggen an deiner Seite. Weißt du was? Mir ist schleierhaft, was sie sich mit diesem Besuch erhofft haben. Haben gar nicht versucht, besonders versöhnlich zu sein. Sind die blöd, oder steckte da was dahinter?«
    »Das will ich doch nicht hoffen«, sagte Lily müde und schloss die Augen.
    Savichs Handy klingelte.

11
WASHINGTON D.C.
Drei Tage später
    »Du gehst jetzt ins Bett, Lily. Keine Widerrede.

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