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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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treffen uns alle bei einem mexikanischen Essen.«
    »Nun«, überlegte sie, »das wäre schon eher was.«
    »Würden Sie sich jetzt ein bisschen hinlegen, Lily? Und Ihre Medikamente sollten Sie auch nehmen.«
    Aus dem Kinderzimmer klang auf einmal Seans Gebrüll. Sie hörten, wie Gabriella ihm erklärte, wenn er nur aufhören würde, an seinen und ihren Fingerknöcheln zu kauen, dann würde sie ihm einen Grahamcracker besorgen und sie könnten einen Spaziergang in den Park machen. Sean stieß noch einen lauten Schrei aus, dann fing er an zu gurgeln. Gabriella lachte. »Komm, wir besorgen dir deinen Cracker, du Früchtchen.«
    Lily hörte Sean brabbeln, als Gabriella mit ihm an ihrem Zimmer vorbei die Treppe hinunterging. Sie versuchte die Tränen runterzuschlucken, aber es ging nicht. Sie stand einfach da, ohne einen Laut von sich zu geben, und die Tränen rollten ihr über die Wangen.
    Simon hatte selbst schon Kummer erlebt, kannte den abgrundtiefen Seelenschmerz, der mit der Zeit schwächer wurde, aber nie ganz verging. Er sagte kein Wort, zog sie behutsam in seine Arme und drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
    Als kurz darauf das Telefon klingelte, löste sich Lily von ihm und nahm, ohne ihm in die Augen sehen zu können, den Hörer ab.
    Dann reichte sie ihn weiter. »Für Simon Russo.«

14
NEW YORK CITY
    Es war Sonntagabend, beinahe zweiundzwanzig Uhr. Simon war wieder in New York und stand gerade in seinem Fitnessstudio, wo er sich so richtig verausgabt hatte. Wie immer fühlte er sich danach wohlig erschöpft, aber auch voller frischer Energie. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und dann vom Sitz des Rückenstreckers, stretchte ein wenig und machte sich dann auf den Weg zur Dusche. Mindestens ein Dutzend Kerle standen im Ankleideraum der Männer herum, rissen Witze, prahlten über ihre Eroberungen oder beschwerten sich über irgendwelche gezerrten Muskeln.
    Simon zog sich aus und hüpfte schnell unter die einzige noch freie Dusche. Es war schon spät, als er endlich wieder darunter hervorkam und nach seinem Handtuch griff. Nur noch zwei Männer waren in der Ankleide, einer fönte sich gerade die Haare, der andere puhlte sich ein Pflaster vom Knie. Dann, keine drei Minuten später, waren auch sie verschwunden. Simon hatte sich gerade seine Boxershorts angezogen, als auf einmal das Licht ausging.
    Er tastete nach seiner Hose. Soweit er sich erinnerte, befand sich der Sicherungskasten gleich draußen vor der Tür der Ankleide, an der linken Wand.
    Er hörte etwas, nur den Hauch von einem Geräusch. Das war das Letzte, woran er sich erinnerte, denn er erhielt einen Schlag direkt übers rechte Ohr, der ihn bewusstlos zusammenbrechen ließ. Er fiel flach auf den Boden der Umkleide …
    »He, Mann, wachen Sie auf! O Gott, Mann, bitte seien Sie nicht tot. Ich würde mit Sicherheit meinen Job verlieren. Bitte, Mann, machen Sie die Augen auf!«
    Simon riss mühsam ein Auge auf und sah ein pickeliges Gesicht, das zu Tode erschrocken auf ihn hinabstarrte, ein sehr junges Gesicht. Der junge Kerl schüttelte ihn an der Schulter.
    »Ja, ja, ich bin nicht tot. Hör auf mich zu schütteln.« Simon hob die Hand und befühlte die Beule hinter seinem rechten Ohr. Die Haut war aufgeplatzt, und Blut sickerte aus der Wunde. Er blickte zu dem Jungen hoch und sagte: »Jemand hat das Licht ausgemacht und mir irgendwas Hartes über den Schädel gezogen«.
    »O Mann«, stammelte der junge Mann, »dafür wird Mr. Duke bestimmt mich verantwortlich machen. Ich soll hier aufpassen und hab erst vor einer Woche angefangen. Jetzt wird er mich sicher rausschmeißen, ich bin so gut wie erledigt.« Händeringend blickte er sich um, als könnte jeden Moment Mr. Duke, der Manager, aus irgendeiner Ecke springen.
    »Der Typ, der mir eins über den Schädel gegeben hat – du hast ihn nicht zufällig gesehen?«
    »Nö, hab niemanden gesehen.«
    »Also gut. Dann hilf mir mal auf, ich muss nachschauen, ob meine Brieftasche noch da ist.« Simon öffnete die Tür seines Spinds und griff nach seiner alten schwarzen Bomberjacke, die ihre besten Tage während seines Studiums auf dem MIT gesehen hatte. Seine Brieftasche war weg.
    Da dreht jemand die Sicherung raus und schleicht sich dann in die Ankleide, um seine Brieftasche zu stehlen? Der Kerl musste gewusst haben, dass da drin nur noch ein Mann war, was bedeutete, dass er nachgesehen haben musste. Ein Überfall im Umkleideraum eines Fitnessstudios?
    »Tut mir Leid, Junge, aber wir müssen die

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