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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihr ihre Namen gesagt haben und auch noch, dass sie Blut brauchen, viel Blut, junges Blut. Und dann hätten sie gelacht und ihr gesagt, dass sie sich auf sie verlassen, und dann sind sie einfach verpufft. Genau das hat Tammy gesagt: Sie haben gelacht, sie hat ihre Stimmen in ihrem Kopf gehört, und dann sind sie einfach ›verpufft‹.«
    »Aber was sind sie, Marilyn? Haben Sie irgendeine Ahnung?«
    Nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen hatte, flüsterte sie: »Tammy hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass die Ghule stinksauer auf sie sind, weil sie und Tommy ihnen in der Scheune ihr junges Blut nicht gegeben haben, dass sie Tommy, wenn er noch leben würde, sofort auffressen würden.«
    »Glauben Sie, dass Tammy sich deshalb diesen Jungen geschnappt hat? Damit die Ghule ihr junges Blut bekommen?«
    Marilyn sagte nichts, schaute ihn bloß an und nickte langsam. Dann fing sie an zu weinen, vornüber gebeugt, den Kopf in den Händen vergraben.
    »Wissen Sie sonst noch was, Marilyn?«
    Sie schüttelte den Kopf. Savich glaubte ihr. Er verstand auch, warum sie so zitterte. Er war selbst fast am Zittern. Er hatte eine Gänsehaut.
    Zwei FBI-Beamte führten Marilyn Warluski aus Savichs Büro. Sie sollte vorerst hier in Quantico bleiben, als Gast des FBI, bis Savich und das Gericht entschieden hatten, was mit ihr geschehen sollte.
    Er stand tief in Gedanken versunken neben seinem Schreibtisch und blickte auf die Hogan’s Alley hinunter, die typische amerikanische Kleinstadtstraße, die von der FBI-Akademie zu Übungszwecken errichtet worden war; hier konnten junge Agenten lernen, wie man Verbrecher fing. In diesem Moment kam Jeffers herein, einer der FBI-Profiler, dessen Abteilung sich auch hier in Quantico befand, drei Stockwerke tiefer. In seiner gedehnten Südstaatensprechweise sagte er, noch bevor er den Raum richtig betreten hatte: »Also, ein solcher Fall ist mir wirklich noch nie untergekommen, Savich – da haben gleich mehrere auf einmal dieselben Wahnvorstellungen! Aber was sind diese Dinger für die? Wie verständigen sie sich mit Tammy Tuttle? Warluski hat gesagt, dass Tuttle meinte, sie hätte die Ghule in ihrem Kopf reden gehört und von ihnen Befehle bekommen.«
    »Wir müssen vor allem überlegen, was Tammy Tuttle angesichts ihres Glaubens an die Ghule wohl als Nächstes tun wird«, meldete sich Jane Bitt zu Wort, eine erfahrene Profilerin, die schon fast fünf Jahre dabei war, ohne aufgegeben zu haben.
    Jane Bitt ging an Jeffers vorbei und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. »Jede Menge anderer Ungeheuer, aber nichts Vergleichbares. Tammy Tuttle ist selbst ein Ungeheuer. In ihrem Innern toben Ungeheuer – Ungeheuer in einem Ungeheuer. Das Problem ist, dass wir keinerlei Aufhänger haben, keine Hinweise, womit wir’s hier eigentlich zu tun haben. Wir stehen vor etwas noch nie Dagewesenem.«
    »Das stimmt«, sagte Jeffers und dehnte diese beiden Worte dabei so sehr, dass Savich sie am liebsten zu Ende gesprochen oder ihm einfach aus dem Mund gezogen hätte. »Wie kriegen wir sie, Agent Savich? Würde wirklich gerne wissen, was sie über die Ghule zu sagen hat.«
    »Nun«, sagte Savich, »ihr habt Marilyn ja gehört – Tammy hat sich in die Karibik abgesetzt, um sich dort die für sie ›richtige‹ Insel auszusuchen. Zu Fuß kann sie wohl nicht dorthin gelangt sein, und zu übersehen ist sie ja auch kaum. Einen Moment, ich sage nur schnell Jimmy Maitland Bescheid. Der kann sich dann gleich drum kümmern.« Er wählte die Nummer, lauschte nach seinen Ausführungen eine Weile, und als er schließlich einhängte, sagte er: »Mr. Maitland hat fast ein Liedchen gepfiffen. Er ist sicher, dass wir sie jetzt kriegen. Was haltet ihr sonst von dem Gehörten?«
    »Tja«, meinte Jane gedehnt, setzte sich, schlug die Beine übereinander und beugte sich vor, »scheint mir eine Art induzierter Halluzination zu sein. Marilyn scheint sie für real zu halten, und Sie und die Jungen haben irgendetwas Ungewöhnliches in dieser Scheune gesehen, richtig, Agent Savich?«
    »Richtig«, bestätigte Savich.
    »Vielleicht haben Tommy und Timmy ja eine Art Fähigkeit, den Leuten etwas vorzuspiegeln, ihre Wahrnehmungen und Gefühle nach Wunsch zu manipulieren, eine Art Hypnose.«
    Savich wandte sich an Jeffers. »Sie haben ein Profil über Timmy Tuttle erstellt, bevor sie zu Tammy wurde.«
    »Savich hat Recht, Jane«, meinte Jeffers. »Wir haben nichts, das irgendwie auf eine psychotische Lesbe mit möglicherweise

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