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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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ausgeliefert hat.« Er trank noch einen Schluck Bier. »Das geht zurück auf die Männer vom 20. Juli. Das waren ja fast alle ranghohe und adelige …was ist denn mit Ihnen los? Ist Ihnen nicht gut?«
    Emma war aufgestanden. »Ich muss gehen.«
    Weiß legte ihr die Hand auf den Arm. »Aber was ist denn passiert?«
    Emma legte ein paar Euro auf den Tisch, dann zog sie hastig ihre Jacke über.
    »Ich kann jetzt nicht darüber reden.« Weiß erhob sich ebenfalls. »Warten Sie, ich komme mit raus.« Er nahm seine Bücher und stopfte sie in seine Aktentasche. Dann zog er seinen Mantel vom Haken und hängte ihn sich über die Schultern. Emma stand schon am oberen Ende der Wendeltreppe.
    Sie stiegen nacheinander hinunter. In der Schankstube war die Luft noch dicker geworden. Der Wirt, ein älterer Mann mit weißem Haarkranz, nickte ihm zu. Weiß stieß die Tür nach draußen auf, und Emma atmete erleichtert die frische und kalte Luft ein. Sie ging zu ihrem Fahrrad und entriegelte ihr Schloss. Umständlich zog Weiß seinen Mantel an. Dabei fragte er:
    »Sie wollen mir vermutlich nicht sagen, wo Sie jetzt …«
    »Nein.« Sie beugte sich noch tiefer über das Schloss.
    »Tut mir leid, Herr Weiß.«
    Als sie den Kopf wieder hob, wäre sie fast mit dem Anwalt zusammengestoßen, so dicht stand er bei ihr.
    »Frau Emma …«
    Er küsste sie. Seine Lippen waren trocken und weich. Nach einer Schrecksekunde erwiderte sie seinen Kuss. Nach einer Weile löste er sich von ihr und strich über ihre Wange.
    »Dann seien Sie wenigstens vorsichtig.«
    Er trat einen Schritt zurück. Jetzt lächelte er wieder sein trauriges Clownslächeln.
    »Es wäre schade um Sie.«
    Emma wusste nicht, was sie sagen sollte. Jetzt stand er schon wieder zu weit entfernt, als dass sie ihn hätte berühren können. Weiß klemmte sich seine Tasche unter den Arm und ging mit raschem Schritt über die Straße. Emma sah ihm nach, aber er drehte sich nicht noch einmal um.
    Eine Straßenecke weiter stand ein Mann, halb verborgen von einem alten steinernen Brunnen und löste das starke Teleobjektiv von seiner Kamera. Dann schickte er das Bild, das er soeben gemacht hatte, per Mail an eine inoffizielle Adresse, die im Innenministerium aufgerufen wurde.

Berlin, Schöneberg
    D ie alte Frau Hansen stand am Telefonschränkchen in ihrem Flur und blätterte in dem Adressverzeichnis. Wie war noch der Name gewesen von diesem gutaussehenden jungen Polizisten? Nelke? Rose? Er hatte ihr doch sein Kärtchen gegeben, das musste hier liegen. Sonne? So konnte sie doch nicht nach ihm fragen, die Beamten auf dem Revier würden sie doch für senil halten.
    Schon wieder klingelte es an der Tür der Nachbarin. Viel leicht hatte sie Glück, und es war der Polizist? Sie drückte auf den Knopf ihrer Sprechanlage und rief:
    »Frau Lorenz ist nicht da, kann ich Ihnen helfen?«
    Eine Frauenstimme antwortete. Enttäuscht schmatzte die Hansen mit der Zunge. Aber die Frau sagte, es sei dringend, also drückte sie auf den Öffner. Sie hörte, wie jemand auf der Treppe lief, immer zwei Stufen auf einmal, bis in die Etage unter ihr. Dann war es plötzlich still. Lina Hansen spähte über das Treppengeländer. Hatte diese unvorsichtige Lehrerin etwa ihre Tür aufgelassen? Sie ging wieder zurück und überlegte, was sie tun sollte. Eine innere Stimme riet ihr, in der Wohnung zu bleiben und die Polizei zu rufen. Aber ihre Neugierde war zu groß. Eine Frau war es gewesen, das war doch kein Verbrecher, oder?
    Sie nahm ihren Schlüssel und zur Sicherheit noch eine große und schwere Taschenlampe und ging vorsichtig die Treppe hinunter. Tatsächlich war die Tür nur angelehnt.
    »Frau Lorenz, sind Sie doch da? Ich dachte, Sie wären …«
    Die alte Frau verstummte angesichts der fast leeren Wohnung. Vorsichtig ging sie durch den Flur und fasste ihre Taschenlampe fester.
    Sie fand die fremde Frau im Wohnzimmer. Sie stand am Tisch der Lehrerin und hielt ein altes Handy in der Hand. Die Lehrerin musste es repariert haben, es war mit dickem silbernem Klebeband umwickelt. Hatte die Frau es stehlen wollen? Aber wer stahl denn ein altes Handy?
    »Legen Sie das wieder hin, das gehört Ihnen nicht!«
    Die Frau legte das Telefon wieder auf den Tisch. Sie lächelte entschuldigend. Ihre Haare waren für den Geschmack der alten Frau Hansen zu kurz und eindeutig zu ungepflegt, aber sie sah nicht sonderlich gefährlich aus, so dass die alte Nachbarin fragte:
    »Sind Sie von der Polizei?«
    Die Frau schüttelte den Kopf

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