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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Blume direkt von ihr nach Zehlendorf zu seiner Familie fuhr.
    Helene klang munter. Sie hatte Emma und die behinderte Ida allein aufgezogen, als der Vater die Familie nach Idas Geburt verlassen hatte. Emma hatte ihrem Vater nie verziehen, bis es zu spät war – er war vor fünf Jahren gestorben.
    »Ich hoffe, wir haben dich nicht geweckt! Ida löchert mich seit Stunden!«
    »Kein Problem, ich wollte sowieso gleich aufstehen.«
    Seit Emma mit ihrem Onkel Manfred Schneider über die Ehe ihrer Eltern geredet hatte, sah sie die Sache in einem anderen Licht. Schneider hatte seinen Bruder, ihren Vater, damals aufgenommen, als er sich von seiner Familie getrennt hatte. Im Gespräch mit Schneider hatte Emma erkennen müssen, dass auch der Vater Gründe für sein Verhalten gehabt hatte.
    Helene fragte:
    »Musst du heute arbeiten?«
    »Ja, ein Mord an einem gebürtigen Brandenburger. Ich muss wohl aufs Land fahren.«
    Seitdem kämpfte Emma mit sich, wenn sie mit ihrer Mutter sprach. Im Grunde hatte sie ihr nichts vorzuwerfen. Und doch blieb das Gefühl, dass Helene ihr damals nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
    »Hoffentlich hast du dann überhaupt Zeit für uns nächstes Wochenende!«
    Emma hatte es bisher vermieden, ihre Mutter zu besuchen, und war auch Weihnachten nicht nach Hause gekommen. Sie hatte sich bereiterklärt, über die Feiertage den Dienst zu übernehmen und war danach an Heiligabend zu Khoy und seiner Familie gefahren.
    Da sie das Fest nicht feierten, war es ihr nicht schwergefallen, die Weihnachtstage zu ignorieren. Nur ihre kleine Schwester Ida vermisste sie sehr. Nächste Woche hatte Emma Geburtstag, und Helene hatte es sich nicht ausreden lassen, mit Ida nach Berlin zu kommen.
    Bevor Emma antworten konnte, hatte Ida der Mutter schon das Telefon aus der Hand gerissen und rief:
    »Ich hab deine Mail gehört!«
    Emma lachte glücklich.
    »Und, mein Sonnenschein? Was ist es?«
    »Ein Spielplatz!«
    »Nein.«
    »Eine Baustelle!«
    Emma kuschelte sich wieder in ihre Decke und legte den Hörer etwas entfernt auf das Kissen. Wenn Ida gute Laune hatte, und das hatte sie fast immer, dann kannte sie keine Lautstärkebeschränkung.
    »Auch nicht, aber du bist ganz schön nah dran. Es wird auf jeden Fall etwas aufgebaut.«
    Dann war es so still, dass Emma den Hörer wieder nahm und an ihr Ohr presste. Ida atmete laut. Emma konnte sie vor sich sehen, den Blick starr vor Konzentration, die Unterlippe zwischen die Zähne geschoben. Sie streichelte den Hörer.
    »Soll ich’s sagen?«
    »Nein!!!« schrie Ida, und Emma hielt schnell wieder den Hörer vom Ohr weg.
    »Ich hab doch noch den ganzen Tag!«
    »Das stimmt, 24 Stunden, das ist die Regel. Lag ich denn richtig mit dem Pflasterstein?«
    »Nein!«
    »Aber ein Stein!«
    »Nein, ja, na gut. Das ist von Jennis Grabstein. Ich war gestern mit Mama da.«
    »Oh.«
    »Aber eine Frau kam und hat die Blumen von Mama auf den Müll geworfen. Echt. Die war vielleicht dumm!«
    Emma schluckte. Sie hatte nicht gewusst, dass Helene zum Grab gehen wollte. Normalerweise vermieden sie das Thema bei ihren Telefongesprächen.
    »Du, Emma?«
    »Ja?«
    »Hast du echt keine Zeit für uns?«
    »Aber klar hab ich Zeit! Ich freu mich doch schon total auf dich!«
    »Und auf Mama auch?«
    Emma zögerte.
    »Sicher.«
    »Na, dann ist ja gut.«

Berlin, Zehlendorf
    B lume saß an seinem alten Küchentisch und schnitt die Paprika für den Salat. Johann saß neben ihm und kämpfte mit den Tomaten. Dabei stocherte er mit dem scharfen Messer so nahe an seinen Fingern vorbei, dass Blume wegsehen musste. Sein Blick durch das Fenster fiel auf Karin. Sie streute gerade Futter in das Vogelhäuschen. Blume erinnerte sich noch gut daran, wie er das Häuschen vor drei Jahren im Baumarkt gekauft und aufgestellt hatte. Johann war damals vier gewesen. Stundenlang hatte er auf der Fensterbank gehockt und nach draußen auf die sich vorsichtig nähernden Vögel gestarrt. Karin drehte sich um und begegnete seinem Blick. Sie lächelte ihm zu und ging mit der angebrochenen Futterpackung zurück in die Garage. Die Jeans und ihre alte schwarze Jacke schlotterten um ihren schmalen Körper. Seit Norbert gegangen war, wurde sie immer dünner.
    Johann hatte aufgehört, die Tomaten zu schneiden. Er beobachtete seinen Vater. Als Blume sich zu ihm umdrehte, schob er sich mit der Faust, in der noch immer das Messer steckte, die Haare aus der Stirn. Behutsam nahm Blume ihm das Messer aus der Hand.
    »Vorsicht mit dem Messer,

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