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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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traditioneller aufgewachsen und sprach auch jetzt noch nur gebrochen Deutsch. Wenn der Vater sich abends zu Khoy und Emma an den Tisch setzte und Geschichten über die Touristen erzählte, die an dem Tag in seinen Supermarkt gekommen waren, dann saß sie meist schweigend daneben und legte ihrem Mann bei allzu derbem Spott die Hand auf den Arm, während Emma und Khoy Tränen lachten.
    Emma legte den Löffel zur Seite und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab.
    »Warum warst du heute eigentlich so komisch am Tatort?«
    Blume setzte ein unschuldiges Gesicht auf.
    »Wieso?«
    »Na, reden hättest du schon mit mir können.«
    Khoy kam aus der Küche und stellte ein Glas Wasser vor Blume ab. Sein Vater ging an ihm vorbei. Emma sah den Blick, den der Vater seinem Sohn zuwarf – eine Mischung aus Ärger und Sorge.
    Blume trank einen Schluck Wasser und stellte es weit vor sich auf den Tisch. Er sagte:
    »Ich war sauer. Erst werde ich am Samstag angerufen, und dann ist plötzlich ein anderes Dezernat zuständig.«
    Er drehte seinen Kopf zu ihr.
    »Tut mir leid, wenn ich das an dir ausgelassen hab.«
    »Schon gut.«
    Khoys Vater ging zurück in den Supermarkt. Durch die Verbindungstür sah man eine alte Dame, die eine Gurke auf das Band an der Kasse gelegt hatte. Khoys Vater setzte sich an die Kasse und begrüßte die Frau im breiten Berliner Dialekt.
    »Wie war es in Brandenburg?«
    Überrascht drehte sich Emma zu Blume.
    »Woher weißt du, wo ich war?«
    Er grinste.
    »Dein Handy ging nicht. Das hab ich noch nie erlebt. Ich hab Bente angerufen. Sie meinte, du seist vermutlich im Funkloch.«
    Emma schwieg. Und fragte dann:
    »Wusstest du eigentlich, dass der Lehrer deines Sohnes rechtsradikal war?«
    Er sah auf das Glas in seinen Händen und fragte, ohne sie anzusehen:
    »Woher wusstest du, woher der Tote stammt?«
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    Blume fixierte sie. Dann schüttelte er den Kopf
    »Ich habe heute zum ersten Mal davon gehört.«
    »Lukas Brinkmann war ein Heimatkundler. Er hat mal was über sein Dorf geschrieben.«
    »Mit wem hast du geredet?«
    »Mit seinem Vater. Habt ihr was gefunden in der Wohnung?«
    Blume brummte:
    »Ist nicht mehr mein Fall.«
    Khoy kam an den Tisch und nahm Emmas Teller.
    »Hat’s geschmeckt?«
    »Lecker, Gruß an deine Mutter.«
    Blume stand auf und legte zwei Euro auf den Tisch.
    »Wollen wir?«
    Emma zog ihn am Ärmel zurück.
    »Jetzt wart doch mal.«
    Er verschränkte die Arme und sah sie an. Sie malte mit der Gabel Kreise auf den Tisch.
    »Ich will noch was wissen. Dafür erzähl ich dir dann doch noch was.«
    Er setzte sich wieder zu ihr auf die Bank.
    »Schieß los.«
    »Gab es vor ein paar Wochen dort einen ungewöhnlichen Todesfall? Ein Junge?«
    Er sah sie an.
    »Was weißt du darüber?«
    Sie ließ die Gabel sinken und lehnte sich zurück.
    »Ein Junge, August, läuft in dem Dorf herum. Älter als Johann, ich schätze, so zehn, elf Jahre. Etwas neben der Spur, scheint aber seine Ohren und Augen überall zu haben. Pastor Brinkmann, also der Vater des Opfers, sagte, er habe seinen Bruder verloren.«
    Zwei Paare kamen in den Imbiss, die Männer im Smo king, die Frauen in Abendkleidern. Laut lachend und redend stellten sie sich vor die Theke und studierten das Angebot auf der Tafel hinter der Kasse. Der Geruch eines herben Männer-Aftershaves wehte zu ihnen herüber. Blume rückte etwas näher an Emma heran und senkte die Stimme.
    »Marlon Siebenbacher starb an einer Überdosis. Er wurde auf dem Bürgersteig vorm Tresor gefunden, dem Club an der Köpenicker Straße.«
    Blume beobachtete die Paare an der Theke, während er weiterredete:
    »Er lebte noch, als man ihn fand. Er starb eine halbe Stunde später im Krankenwagen. Er muss Stunden da gelegen haben, er war stark unterkühlt. Hätte man gleich den Notarzt gerufen, würde der Junge vielleicht noch leben.«
    Emma starrte ihn an.
    »Überdosis? Was hatte er genommen?«
    »Chrystal. Marlon war erst fünfzehn, deshalb hielt das Gericht seinen vollen Namen und den Wohnort unter Verschluss. Aber du kriegst es ja doch raus.«
    War das jetzt ein Vorwurf? Emma beschloss, den letzten Satz zu ignorieren und fragte:
    »Und was hat das jetzt mit dem toten Lehrer zu tun?«
    Blume zuckte die Schultern.
    »Sag du es mir.«
    Emma starrte nachdenklich auf die beiden Paare. Sie hatten ihre Bestellung bei Khoys Mutter aufgegeben. Die beiden Frauen quetschten sich mit raschelnden Röcken in die Bank am anderen Ende des Imbisses und

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