Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
hat mir von ihrer Beziehung zu Brinkmann erzählt. War auch auf dem Zoom, aber der ist ja leider jetzt kaputt.«
Blume spielte mit dem Blatt Papier und fragte leise:
»Und was hat sie dir erzählt?«
Emma beugte sich vor und packte ihre Blätter endgültig in die Tasche. Sie ließ sich Zeit damit. Dann sagte sie:
»Tut mir leid, Informantenschutz.«
Blumes Stimme klang genervt, als er antwortete:
»So etwas gibt es hier nicht. Du gehst zu viel ins Kino.«
Emma legte die Tasche zur Seite und stand auf.
»Ich möchte gern baden, okay?«
Blume nickte nur. Sie ging ins Badezimmer und ließ sich Wasser ein. Durch die offene Tür hörte sie, wie Blume durch das Fernsehprogramm zappte. Nach einer Weile kam er herein. Er stellte ihr neu gefülltes Glas Wein auf die Fensterbank oberhalb der Wanne.
»Also gut, was genau willst du wissen?«
Emma tauchte lange unter und kam japsend hoch. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, sagte sie:
»Wie ist er gestorben?«
»Er war schwer zusammengeschlagen. Ein paar Rippen gebrochen.«
Emma schluckte. »Oh.«
»Aber daran ist er nicht gestorben.«
»Sondern?«
Blume sah sie an und strich ihr sanft eine nasse Haarsträhne aus den Augen.
»Er verblutete an einem Stich in seiner Brust. Ausgeführt mit dem Pickel eines alten Wehrmachtshelmes.«
»Aha.« Emma überlegte. »Was für ein Wehrmachtshelm?«
»Ist das wichtig?«
»Ja. Kann sein. Keine Ahnung.«
»Ich schau morgen noch mal nach.«
Sie sah ihn lange an. Er stöhnte und ging aus dem Bad. Sie hörte, wie er im Arbeitszimmer seinen Computer hochfuhr. Nach einer Weile kam er mit einem Ausdruck in der Hand zurück.
»Kein Wehrmachtshelm, sondern eine preußische Pickelhaube. Offenbar ein Sammlerstück. Leder mit Messingspitze, vorne einen Gardestern mit Preußenadler und der Umschrift »Suum Cuique.«
Er sah hoch.
»Das wird nicht im Radio erwähnt, verstanden?«
»Schon gut.«
Emma streckte ihre nasse Hand nach dem Blatt aus, Blume zögerte, gab es ihr dann. Sie überflog die Zeilen. Blume hatte nur diese Zeilen aus einem anderen Schriftstück kopiert, weiter stand nichts darauf. Sie gab es ihm zurück, er legte es achtlos auf ihre Sachen. Emma meinte:
»Ich sag es nur Bente. Sie ist zuverlässig.«
»In Ordnung.«
Sie ließ heißes Wasser nachlaufen und tauchte unter. Ihre schwarzen Haare waren nachgewachsen und bewegten sich wie kleine Fangarme vor ihrem Gesicht. Sie spürte Blumes Finger, die leicht über ihre Brust strichen.
»Was hat Gesine Lorenz erzählt?«
Sie stand auf und strich das Wasser aus ihren Haaren.
»Gibst du mir mal das Handtuch?«
Blume legte das weiche Tuch um sie und rubbelte sie sanft ab. Sie öffnete das Badetuch und umschlang ihn mit ihrem Körper. Sein Hemd wurde nass. Er nahm sie hoch und trug sie ins andere Zimmer. Es war kalt, und Emma zog die Bettdecke über ihren nackten Körper. Blume zog sich aus und legte sich zu ihr. Durch die offene Tür hörte sie ihr Handy piepsen.
»Komm, lass es.«
»Nee, wart mal eben.«
Sie schlüpfte aus dem Bett und lief nackt zum Sofa. Es war eine SMS von Weiß. »Frau Emma«, stand da, »das war eine schöne halbe Stunde. Auf bald, K.W.«
Emma löschte die Nachricht und ging langsam zurück ins Schlafzimmer. Blume sah ihr entgegen. Emma lächelte, legte sich zu ihm und schloss die Augen. Sie fühlte die weiche Haut Blumes, aber ein Gesicht mit tiefen Clownsfalten schlich sich in ihre Gedanken.
Später bekamen sie doch noch Hunger und holten sich Wein, Käse und einen Rest Schokolade. Blume legte sich bäuchlings quer über das Bett und füllte die Gläser nach.
»Also, jetzt sag mal – was ist mit der Frau?«
Emma strich ihm über die kleine Kerbe oberhalb des Pos und ertappte sich bei dem Gedanken, die beiden Männerkörper zu vergleichen.
»Was?«
Blume stützte die Ellenbogen auf.
»Die Frau. Gesine Lorenz.«
»Ach die.«
Emma setzte sich auf und stopfte sich ein Kissen in den Rücken, um Zeit zu gewinnen.
»Na, dass sie ihn sehr geliebt hat und so.«
»Gehört sie auch zur Rechten Liga?«
Emma überlegte.
»Sie ist zumindest in Kontakt mit denen und hat auch einen Szenenamen: Frid.«
Blume schwieg. Er feuchtete seinen Finger an und stippte damit die restlichen Krümel der Schokolade auf. Er lächelte. »Schmeckt nach dir.«
»Vor dem Essen Hände waschen.«
Er knüllte die Stanniolverpackung zusammen und warf sie in Richtung Mülleimer. Dann schlang er seine Arme um Emmas mageren Körper, zog sie eng an sich und
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