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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Neonazis stürmten das Gebäude und griffen die Anwesenden an. Sie brüllten Naziparolen, prügelten auf die Jugendlichen ein und verletzten mehrere schwer.
    Nach dem ersten Schreckmoment begannen die Konzertbesucher zurückzuschlagen. Es gelang ihnen, die Rechtsextremen aus der Kirche zu jagen. Die Angreifer sammelten sich in der Schönhauser Allee, wo sie noch mehrere Schwulenkneipen überfielen.
    Während des gesamten Überfalls in der Zionskirche verhielten sich die Polizei und auch die zahlreich anwesenden Stasimitarbeiter passiv. Erst nach dem Abzug der Neonazis begannen sie mit Personenkontrollen.
    In der Schilderung des Abends stimmten die drei Zeitungsausschnitte grob überein. In einem Artikel wurde noch erwähnt, dass die Angreifer später zu Haftstrafen verurteilt worden waren. 18 Monate hatte einer bekommen, ein anderer vier Jahre. Und der dritte Artikel resümierte, der Überfall in der Zionskirche sei ein Meilenstein in der DDR-Geschichte gewesen. Nach dieser Tat hätte die DDR-Führung nicht mehr leugnen können, dass es auch im sozialistischen Deutschland eine gewaltbereite rechtsextreme Szene gab.
    Emma ließ die Blätter sinken und sah in die fragenden Augen Blumes. Sie schob ihm die Artikel rüber, und er überflog sie schweigend. Dann legte er sie wieder auf den Tisch und sah Emma an.
    »Hat es etwas mit dem Fall zu tun?«
    Emma nickte.
    »Lukas Brinkmann war dabei. Sein Vater hat mir davon erzählt. Damals hat ihn zum ersten Mal die Polizei nach Hause gebracht.«
    Blume runzelte die Stirn.
    »Wenn er verurteilt worden ist, wieso findet sich dazu nichts in seinen Akten?«
    »Er war noch minderjährig. Sein Freund Thomas war zwei Jahre älter. Er war ein halbes Jahr in Haft und wurde danach in den Westen abgeschoben.«
    Blume beugte sich vor und blätterte in den Seiten. Emma meinte:
    »Ich würde gerne mehr über diese Nacht erfahren. Vielleicht gibt es Aufzeichnungen, was Lukas Brinkmann dort gemacht hat. Und was mit diesem Thomas war.«
    Blume legte die Seiten auf den Tisch zurück.
    »Das ist doch alles ewig her. Warum interessiert dich das so?«
    Emma schob die Papiere nachdenklich zusammen. »Es kommt mir einfach komisch vor. Sein Junge ist tot, ermordet, und der Vater erzählt mir genau diese Geschichte, die 25 Jahre her ist. Warum?«
    Blume meinte: »Na hör mal. Wenn dein Kind zum ersten Mal von der Polizei nach Hause gebracht wird, das prägt sich dir schon ein.« Er griff wieder nach der Zeitung und murmelte: »Gut, dass Johann noch so klein ist.«
    »Hast du damals etwas davon mitbekommen? So als West-Berliner? Wie alt warst du eigentlich 1987?«
    Blume las noch ein wenig schweigend weiter, dann sagte er, ohne den Kopf zu heben:
    »18. Von der Geschichte habe ich bisher nichts gewusst. Aber wo Element of Crime auftrat, das hat mich auch wirklich nicht gekratzt.«
    Emma lächelte. Sie versuchte sich einen Blume von 18 Jahren vorzustellen, ohne diesen ernsten Zug um den Mund.
    Sie legte jetzt doch ihre Hand auf seine Schulter und zupfte ihn am Ohr.
    »Was hast du denn damals gehört? David Bowie? Iggy Pop?«
    Blumes Mundwinkel zuckten. Emma beschloss, die gute Stimmung zu nutzen, und sagte schnell:
    »Kannst du mir nicht helfen? Rausfinden, wer dieser Thomas ist und was er jetzt macht?«
    Blume sah sie erstaunt an.
    »Schon mal was von Datenschutz gehört?« Er stand auf, ging zur Küchenzeile und goss sich ein Glas Wasser ein. Er nahm einen Schluck, dann sagte er:
    »Wie wäre es, wenn du einfach zu dem Pastor gehst und ihn fragst? Dann hast du wenigstens einen vollständigen Namen. Wenn er dir antwortet jedenfalls.«
    Er füllte noch ein Glas mit Wasser und brachte ihr es an die Couch. Sie nahm es und trank, dann sagte sie:
    »Das habe ich auch vor.«
    Sie stellte das Glas vor sich auf den Couchtisch und sammelte die Papiere zusammen, um sie zurück in die Tasche zu packen.
    Plötzlich beugte sich Blume vor und zog an einem Blatt aus Emmas Stapel, das seitlich hervorgeschaut hatte.
    »Warte mal.«
    Gesine Lorenz lächelte ihnen entgegen. Es war das Foto von der Homepage der Schule, das Emma im Sender ausgedruckt hatte. Blume hielt das Blatt mit spitzen Fingern in den Händen.
    »Woher kennst du sie?«
    Emma sagte:
    »Ach, die Lorenz. Ich hab mich mit ihr unterhalten.«
    Blume sagte nichts. Emma beobachtete ihn, und es kam ihr eine Idee.
    »Wir haben uns gut verstanden. Eigentlich sofort.«
    Noch immer antwortete Blume nicht. Emma beschloss, noch einen Schritt weiterzugehen.«
    »Sie

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