Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?
beißt.“ So konnte Stina in aller Ruhe den Wagen weiterschieben.
Martin und Jan spielten Fußball mit einem Stein, bis Martins Mutter erschien. Sie kam vom Einkäufen und freute sich, daß Martin spielte. Sie wußte ja nicht, daß die beiden Jungen sich sonst so verprügelten, daß Jans Nase blutete und Martin einen Zahn verlor.
Die Zimmer der Familie Andersson waren ziemlich klein, die Möbel dagegen viel zu groß. Immer wenn sie neue Möbel bekamen oder die alten umstellten, wurde es sehr eng. Dann stießen sie gegen Schränke oder stolperten über Stühle.
Aber nach einiger Zeit gewöhnten sich die Anderssons immer daran. Dann fragten sie sich sogar, ob es jemals anders in ihrer Wohnung ausgesehen hätte.
Stina konnte man mit einem neuen Möbelstück vergleichen: Immer war sie im Weg.
Wenn Jan zeichnete, wollte sie unbedingt seinen Bleistift haben. Las er, nahm sie ihm das Buch weg, um sich die Bilder anzusehen. Baute Jan aus Bauklötzen ein Hochhaus, kam sie und warf es um.
Das Modellflugzeug, an dem Jan und sein Vater bastelten, hatten sie sicherheitshalber eingeschlossen.
Jan gewöhnte sich mit der Zeit an Stina.
Mama sagte mehrmals am Tag, wie schön es sei, zwei Kinder zu haben.
Papa setzte Stina auf seine Schultern und spielte Pferd und Reiter mit ihr.
Jan und Stina stritten sich natürlich immer noch. Aber auch das wurde zum Spiel.
Eines Nachmittags fand Jan es sogar angenehm, Stina bei sich zu haben.
Frau Lundström war noch nicht ganz gesund. Sie half Papa nur vormittags. Deshalb mußte Mama jeden Nachmittag ein paar Stunden ins Geschäft.
Draußen wurde es schon dunkel. Jan hatte nur eine kleine Lampe angezündet. In den Ecken tanzten Schatten. Die Möbel knarrten unheimlich. Jan war froh, daß Stina da war.
Ein Hund wäre ihm natürlich lieber gewesen. Aber Jan wußte, daß er keinen Hund bekam. Wenigstens nicht, bevor er so groß war, daß er ihn selbst pflegen konnte.
Mit dem Fahrrad sah es nicht viel besser aus. Er mußte erst so alt sein wie Peter, ehe seine Eltern ihn auf der Straße fahren lassen würden.
Als Stina abgereist war, stand Jan lange am Fenster und sah hinaus. Er fand es gar nicht mehr so schlimm, Weihnachten auf dem Lande zu feiern. Die Geschenke, die er sich wünschte, bekam er sowieso nicht.
Es war Abend. Draußen goß es in Strömen. Der Wind riß an den Tannengirlanden, die das Schaufenster auf der anderen Straßenseite umgaben.
Im Zimmer brannte nur die Leselampe. Jans Eltern saßen am Tisch. Vor ihnen lagen Scheren, buntes Seidenpapier, Klebstoff und glänzendes Goldpapier. Mama und Papa bastelten Christbaumschmuck.
„Willst du uns nicht helfen, mein Junge?“ fragte Papa.
Jan blieb noch einen Augenblick am Fenster stehen. Er hatte Lust, durch den Regen zu laufen, zu frieren und naß zu werden. Nur weil es schön war, dann wieder nach Hause zu kommen: in die Wärme und Geborgenheit, zu Mama und Papa.
„Bist du traurig, daß Stina nicht mehr hier ist?“ fragte Mama.
Jan wußte, was sie hören wollte. Deshalb flunkerte er: „Ich finde es schrecklich langweilig ohne sie.“
Er putzte seine Brille, denn er konnte seinen Eltern jetzt nicht in die Augen sehen.
Papa hustete spöttisch. Er wußte genau, wie sehr sich Jan freute, daß die Familie Andersson wieder allein war.
Mama flocht für den Weihnachtsbaum kleine Körbe aus Goldpapier.
Jan bastelte bunte Weihnachtssterne. Die fertigen legte er auf zwei Haufen.
Mama deutete mit der Schere auf den einen. „Für wen ist denn der Haufen?“ fragte sie neugierig.
„Na, ja“, murmelte Jan. „Stina muß doch auch etwas Schönes für ihren Weihnachtsbaum haben.“
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