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Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Wer paßt schon gern auf Mädchen auf?

Titel: Wer paßt schon gern auf Mädchen auf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Mari Falk
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Zimmer zu spielen. Aber Stina war weg. Wie sollte er das seinen Eltern erklären?
    „Na, mein Kleiner“, sagte der Briefträger freundlich. Er wollte gerade ins Haus gehen. Jan kannte ihn gut. „Knöpf deine Jacke zu, mein Junge. Merkst du denn nicht, daß es hundekalt ist?“
    Ein paar Häuser weiter hielt die Straßenbahn. Sie konnte nicht weiterfahren, weil die Ampel Rot zeigte.
    „Ich muß unbedingt diese Straßenbahn erreichen“, stotterte Jan. „Es ist furchtbar wichtig.“
    „Die nächste kommt in ein paar Minuten“, tröstete ihn der Briefträger und sah Jan verwundert an. „Hast du es so eilig?“
    Jan war verwirrt. Was sollte er tun? Dem Briefträger nachjagen und ihm alles erklären? Über die Straße laufen und Mama und Papa um Hilfe bitten?
    Nein! Er mußte Stina allein finden.
    Jan lief zur nächsten Haltestelle und stieg in eine andere Straßenbahn.
    Er setzte sich auf einen Fensterplatz in der Nähe der Tür und hielt nach Stina Ausschau.
    Plötzlich stieß ihn von hinten ein Mann an und fauchte: „Kannst du nicht aufstehen? Du bist jung. Deine Beine sind noch stark und gesund. Du mußt deinen Platz für Erwachsene frei machen. Das weißt du doch.“
    „Nein“, beteuerte Jan. Er war nämlich noch nie allein mit der Straßenbahn gefahren. Und Mama nahm ihn immer auf den Schoß, wenn es voll wurde.
    „Wirst du auch noch frech?“ Der Mann wurde vor Wut knallrot im Gesicht. Nur seine riesige Nase blieb blau. Er sah sehr stark und gesund aus.
    Jan klapperte mit den Zähnen. Seine Knie schlotterten, und er zitterte am ganzen Körper. „Ich brauche den Sitzplatz nötiger als Sie“, antwortete Jan höflich. Er wollte auf keinen Fall ungezogen sein.
    Unbegreiflicherweise wurde der Mann noch wütender. Er brüllte laut und packte Jan am Kragen.
    Die Straßenbahn hielt am Marktplatz. Die Türen öffneten sich.
    Der Mann zerrte Jan von seinem Platz hoch und stieß ihn auf die Straße.
    Jan stolperte und fiel der Länge nach in den Schmutz.
    In der Straßenbahn herrschte große Aufregung. Die anderen Fahrgäste schimpften und riefen: „Unmensch! Kleine Kinder so zu quälen. Gemeinheit! Der Schaffner soll...“
    Jan hörte nicht mehr, was der Schaffner sollte. Er hatte nur noch Augen und Ohren für eins: Am Zeitungsstand wartete die Frau im grünen Mantel und las den Aushang. Schräg hinter ihr stand Stina.
    Sie betrachtete mit großen, leuchtenden Augen einen riesigen Tannenbaum. Obwohl es noch lange nicht Weihnachten war, brannten die Kerzen.

    Jan fand den Tannenbaum auch wunderschön. Er legte den Kopf nach hinten, um zu sehen, ob auf der Spitze ein Stern glitzerte. Er starrte so lange hinauf, daß sich seine Brillengläser beschlugen und er sie an seiner Jacke trockenreiben mußte.
    Als er wieder sehen konnte, waren Stina und die Frau mit dem grünen Mantel wie vom Erdboden verschluckt.
    Der Marktplatz war voller Menschen. Sie schleppten Tüten und große Pakete. Alle sahen fröhlich und unbekümmert aus. Sie redeten und lachten, als gäbe es keine unfreundlichen, bösartigen Männer und keine frechen kleinen Mädchen auf der Welt.
    Ein Polizist kam vorbei.
    Jan glaubte, Mamas Stimme zu hören: „Sag ihm alles! Hiermit wirst du nicht allein fertig, mein Junge.“
    Aber der Polizist ging schon weiter und blieb vor einem Kino an der nächsten Straßenecke stehen...
    Jan blinzelte. Er traute seinen Augen nicht.
    Ein kleines Mädchen sah sich die Filmbilder an. Es war Stina.
    Es wurde immer kälter. Der Wind pfiff durch Jans Jacke.
    Jan stolperte in eine Pfütze und bekam nasse Füße. Er hatte nur dünne Schuhe an und keine Stiefel. Und wie Stina trug er weder Handschuhe noch Mütze.
    Mama würde weinen, wenn sie ihn sehen könnte: ihren kleinen Jungen, der noch vor kurzem so krank war.
    Jan fiel ein, daß Mama versprochen hatte, mit ihm ins Kino zu gehen, sobald er wieder gesund war. Er ging für sein Leben gern mit Mama ins Kino.
    Wenn das Licht ausging, faßten sie einander an der Hand. Nicht etwa, weil er sich im Dunkeln fürchtete. Er hatte keine Angst. Aber manchmal wurde ein Film etwas unheimlich. Und dann war es beruhigend, Mamas Hand zu drücken.
    Jan fragte sich, ob Stina jemals im Kino war.
    Sollte er sein Sparschwein leeren, um sie einzuladen? Darüber würde Stina sich bestimmt freuen.
    So laut er konnte, wollte er rufen: „Stina, willst du ins Kino gehen? Ich lade dich ein.“ Aber er dachte daran, wie sie vor ihm weggelaufen war.
    Er hatte Lust, sich von hinten an sie

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