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Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden

Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden

Titel: Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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Zusammenbruch herbei, von dem das gesamte Kerngebiet betroffen war. Im Osten, wo es ein solches Binnenmeer nicht gab, kam es zu keinem vergleichbaren Zusammenbruch, und um 1000 v. u. Z. war hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung der Abstand zwischen Westen und Osten beträchtlich geschrumpft.
    In den darauf folgenden drei Jahrtausenden hat sich dieses Muster mit wechselnden Folgen wiederholt. Die Geographie bestimmte darüber, an welchem Ort die gesellschaftliche Entwicklung am rasantesten verlief, aber die Bedeutung der Geographie veränderte sich mit zunehmender gesellschaftlicher Entwicklung. Die Steppen, die den Westen und den Osten Eurasiens verbinden, die fruchtbaren und reisreichen Landstriche im Süden Chinas, der Indische Ozean und der Atlantik waren zu unterschiedlichen Zeiten der Geschichte von entscheidender Bedeutung. Und als im 17. Jahrhundert u. Z. die Stunde des Atlantiks als wichtigster Seeverbindung schlug, schufen diejenigen Völker, die diesen Vorteil aufgrund der geographischen Lage ihrer Heimatländer am besten nutzen konnten – allen voran die Briten und dann die aus England eingewanderten Bewohner Nordamerikas – neuartige Weltreiche und Wirtschaftssysteme und setzten die Energie, die in fossilen Brennstoffen eingeschlossen ist, für die Ausbeutung durch den Menschen frei. Und das, so lautet meine Argumentation, hat dazu geführt, dass der Westen die Welt regiert.
    Der Aufbau
    Ich habe dieses Buch folgendermaßen gegliedert: Die Kapitel 1 bis 3 beschäftigen sich mit den grundlegenden Fragen: Was ist der Westen? Wo beginnen wir mit unserer Geschichte? Was heißt das: die Welt regieren? Woher wissen wir, wer die Führungsrolle innehat? In Kapitel 1 lege ich das biologische Fundament der Geschichte, indem ich auf die Evolution und die Verteilung der Siedlungsgebiete des modernen Menschen rund um den Erdball eingehe. In Kapitel 2 geht es um die Bildung und Ausdehnung der ursprünglichen Kerngebiete im Westen und im Osten nach der letzten Eiszeit. In Kapitel 3 unterbreche ich den narrativen Faden, um den Begriff der gesellschaftlichen Entwicklung zu definieren und zu erklären, |44| in welcher Weise ich diese als Messinstrument für die Unterschiede zwischen Osten und Westen heranziehen werde. 1*
    Die Kapitel 4 bis 10 folgen der jeweiligen Geschichte des Ostens und des Westens im Detail und suchen dabei immer wieder nach Erklärungen für Übereinstimmungen und Unterschiede. In Kapitel 4 thematisiere ich die Entstehung der ersten Staaten sowie die Faktoren, die zum Niedergang des westlichen Kerngebiets in den Jahrhunderten bis 1200 v. u. Z. führten. In Kapitel 5 betrachte ich die ersten großen Weltreiche und ihre gesellschaftliche Entwicklung bis an die Grenzen des in einer Agrarwirtschaft Möglichen. In Kapitel 6 gehe ich auf den großen Zusammenbruch ein, den Eurasien nach 150 u. Z. erlebte. In Kapitel 7 gelangen wir zu dem Wendepunkt, an dem der Osten sein Territorium neu absteckte und in Bezug auf die gesellschaftliche Entwicklung die Führung übernahm. Um 1100 u. Z. hatte der Osten erneut die Grenzen dessen erreicht, was in einer landwirtschaftlich organisierten Gesellschaft möglich ist, doch in Kapitel 8 werden wir sehen, dass dies einen zweiten großen Zusammenbruch zur Folge hatte. In Kapitel 9 zeige ich, wie sich die östlichen und westlichen Reiche erholten und ihr jeweiliges Gebiet bis in die Steppen und über die Weltmeere ausdehnten und wie der Westen den Entwicklungsrückstand gegenüber dem Osten aufholte. In Kapitel 10 schließlich geht es darum, wie durch die industrielle Revolution aus der Führungsrolle des Westens eine weltbeherrschende Machtstellung wurde und welche schwerwiegenden Folgen dies nach sich zog.
    Die Kapitel 11 und 12 schließlich wenden sich der Frage zu, die für jeden Geschichtswissenschaftler die allerwichtigste ist: Ja, und? In Kapitel 11 fasse ich noch einmal meine These zusammen, der zufolge zwei Arten von Gesetzmäßigkeiten – die biologischen und die soziologischen – bestimmen, in welcher Form sich die Weltgeschichte insgesamt entwickelt, während ein drittes Prinzip – das geographische – über die regionalen Unterschiede der Entwicklung im Osten und im Westen entscheidet. Dem immerwährenden Zusammenspiel dieser Gesetzmäßigkeiten und nicht langfristiger Determiniertheit oder kurzfristigen Zufallsereignissen war es zu verdanken, dass Looty nach Balmoral und nicht Albert nach Beijing gebracht wurde.
    Normalerweise äußern sich

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