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Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden

Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden

Titel: Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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Kommunistische Partei Chinas ihrer Alphabetisierungskampagne von 1950 zugrunde legte, waren ähnlich: Volle Fähigkeit zu lesen und zu schreiben hatte, wer 1000 Zeichen, mittlere Fähigkeit, wer 500 bis 1000 Zeichen, und Grundkenntnisse, wer 300 bis 500 Zeichen kannte.
    Zweiter Schritt: Um die jeweils verfügbare Bildung zu erfassen, ordne ich die erwachsene männliche Bevölkerung der jeweiligen Epochen diesen drei Kategorien zu. Für jedes Prozent der Männer, die das Kriterium »volle Kenntnisse« erfüllen, |608| rechne ich 0,1 Punkte; für jedes Prozent mit mittleren Kenntnissen gibt es 0,25 Punkte; für jedes Prozent mit Grundkenntnissen 0,15 Punkte. Dann vergebe ich die gleichen Punkte für Frauen. Die Zeugnisse über Schreib- und Lesekenntnisse von Frauen sind spärlicher als die für Männer, doch es ist klar, dass bis zum 20. Jahrhundert weniger (in der Regel deutlich weniger) Frauen als Männer lesen und schreiben konnten. Auch wenn ich für die fernere Vergangenheit raten muss, riskiere ich Schätzungen darüber, wie viele Frauen Informationstechniken nutzen konnten, und berechne das in Prozent der männlichen Fertigkeiten. Dann rechne ich jeder Epoche Punktwerte zu, die darauf basieren, wie viele Menschen und auf welcher Stufe jeweils Informationstechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) nutzen.
    Für das Jahr 2000 gehe ich davon aus, dass in Ost wie West 100 Prozent der Männer und Frauen über (im oben genannten Sinn) vollständige Kenntnisse des Lesens und Schreibens verfügen 1* , was sich für beide Regionen in 100 Informationstechnik-Punkten niederschlägt. 1900 konnten fast alle Männer im westlichen Kerngebiet zumindest etwas lesen und schreiben (50 Prozent mit vollen, 40 Prozent mit mittleren und sieben Prozent mit Grundkenntnissen); die meisten Frauen waren ebenso gut ausgebildet, was für den Westen zu einer Punktzahl von 63,8 in Sachen Informationstechniken führt. Im Osten war die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben unter Männern ebenfalls weit verbreitet, wenn auch auf weniger hohem Niveau. (Ich schätze 15 Prozent mit vollen, 60 Prozent mit mittleren und 10 Prozent mit Grundkenntnissen.) Frauen, die lesen und schreiben konnten, waren im Osten nur ein Viertel so häufig. Das Ergebnis sind 13,4 Punkte für den Osten. Wenn ich diese Berechnungen in der Geschichte zurücklaufend fortsetze, werden die möglichen Fehlermargen für meine Schätzungen stetig größer, wobei jedoch die kleine Zahl der lesenden und schreibenden Menschen die Folgen dieser Fehler entsprechend klein hält.
    Dritter Schritt: Hierbei nutze ich einen Multiplikator für den Wandel in Geschwindigkeit und Reichweite der Informationstechniken. Ich teile die jeweils fortgeschrittensten Instrumente in drei Kategorien: elektronisch (in Ost und West seit 2000 in Gebrauch); elektrisch (im Westen seit 1900 in Gebrauch); und vor-elektrisch (im Westen seit rund 11   000 Jahren in Gebrauch, im Osten seit etwa 9000 Jahren).
    Anders als die meisten Historiker mache ich keine gewichtige Unterscheidung zwischen der Zeit des Buchdrucks und der Zeit davor; der Buchdruck trug hauptsächlich dazu bei, dass mehr und preiswerterer Lesestoff produziert werden konnte, anders als Telegraph und Internet hat er den Wissensaustausch nicht verändert, und diese quantitativen Veränderungen wurden bereits berücksichtigt. Für elektronische Techniken setze ich für den Westen einen Multiplikator von |609| 2,5 an, für den Osten einen von 1,89; die Werte stehen für die Verfügbarkeit von Computern und Breitbandkommunikation im Jahr 2000. Für elektrische Techniken, die im Westen um 1900 einige Wirkung entfalteten, veranschlage ich einen Multiplikator von 0,05; und für vor-elektrische Techniken, wie sie in allen anderen Epochen in Gebrauch waren, nehme ich in Ost und West einen Multiplikator von 0,01. Entsprechend erreicht der Westen 2000 das mögliche Maximum von 250 Indexpunkten für gesellschaftliche Entwicklung (100 IT-Punkte x 2,5), der Osten erhält 189 (100 IT-Punkte x 1,89); 1900 erreicht der Westen 3,19 Punkte (63,8 Punkte x 0,05) und der Osten 0,3 (30 Punkte x 0,01). Der Punktwert des Westens erreicht das Minimum, das gerade noch in den Index gesellschaftlicher Entwicklung eingeht (nämlich 0,01 Punkte) erst um 3300 v. u. Z.; der Osten ist um 1300 v. u. Z. so weit.
    Fehlermargen
    Im letzten Abschnitt habe ich wiederholt eingeräumt, schätzen oder raten zu müssen. Anders lässt sich kein Index gesellschaftlicher Entwicklung erstellen.

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