Wer regiert die Welt? – Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden
Mungo in Südostaustralien angelangt. Diese Siedler bewegten sich fünfmal schneller als die Gruppen des
Homo erectus/ergaster
außerhalb Afrikas. Waren die früheren Affenmenschen im Jahresdurchschnitt etwa 35 Meter vorangekommen, legten die anatomisch modernen Menschen um die zwei Kilometer zurück.
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Abbildung 1.3: Die wiederhergestellte Einheit der Menschheit
Die Verbreitung der modernen Menschen von Afrika aus, zwischen etwa 60 000 und 14 000 v. u. Z. Die Zahlen geben an, vor wie vielen Jahren anatomisch moderne Menschen in den verschiedenen Weltteilen auftauchten. Die Küstenlinien entsprechen denen der späten Eiszeit, etwa um 20 000 v. u. Z.
Zwischen 50 000 und 40 000 v. u. Z. zog eine zweite Welle von Wanderern vermutlich durch das heutige Ägypten nach Südwest- und Zentralasien, erreichte von dort aus Europa. Geschickt genug, um sich feine Klingen und Knochennadeln zu fertigen, schneiderten und nähten sich diese modernen Menschen passende Kleidung, bauten sich Unterkünfte aus Mammutstoßzähnen und Häuten und verwandelten so selbst die frostigen Weiten Sibiriens in einen Lebensraum. Um 15 000 v. u. Z. überquerten Menschen die Landbrücke zwischen Sibirien und dem heutigen Alaska und/oder segelten in kurzen Sprüngen an beider Küsten entlang. Um 12 000 v. u. Z. haben sie Koprolith (wissenschaftssprachlich für versteinerten Kot) in Höhlen im heutigen Oregon und Seegras in den Bergen des heutigen Chile hinterlassen. (Einige Archäologen glauben, dass Menschen auch den Atlantik überquert haben, und zwar entlang der Eisplatten, die damals Europa und Amerika verbanden; bislang allerdings bleibt das Spekulation.)
|76| Die Situation in Ostasien ist weniger klar. Ein vollständig moderner Menschenschädel wurde im chinesischen Liujiang gefunden; er könnte 68 000 Jahre alt sein, allerdings ist diese Datierung umstritten. Die ältesten nicht umstrittenen Relikte sind deutlich jünger, etwa 40 000 Jahre alt. Mit weiteren Grabungen wird man klären müssen, wann moderne Menschen das heutige China erreicht haben, ob bereits sehr früh oder erst relativ spät. 1* Gesichert ist immerhin, dass sie vor 20 000 Jahren im heutigen Japan ankamen.
Wohin immer die neuen Menschen wanderten, sie haben dort, wie es aussieht, für Verwüstung gesorgt. Auf den Kontinenten, auf die frühere Affenmenschen niemals den Fuß gesetzt hatten, wimmelte es, als
Homo sapiens
dort anlangte, von riesigen Tieren. Die ersten Menschen, die Neuguinea und Australien erreichten, fanden dort 200 Kilogramm schwere flugunfähige Vögel und Reptilien vor, die eine Tonne wogen. Um 35 000 v. u. Z. waren sie ausgestorben. Die Funde am Lake Mungo und an einigen anderen Stätten zeigen, dass Menschen um 60 000 v. u. Z. dort angekommen waren. Menschen und Megafauna koexistierten also rund 25 000 Jahre lang. Einige Archäologen allerdings bestreiten diese Daten, ihrer Meinung nach müsste man die Ankunft der ersten Menschen dort auf 40 000 v. u. Z. vordatieren. Hätten sie Recht, wären die Großtiere nach Ankunft der Menschen verdächtig schnell verschwunden. Als vor 15 000 Jahren Menschen auf dem amerikanischen Doppelkontinent auftauchten, stießen sie dort auf Kamele, Elefanten und Riesenfaultiere; 4000 Jahre später waren diese Arten ausgelöscht. Die Koinzidenz zwischen der Ankunft von
Homo sapiens
und dem Verschwinden dieser riesigen Tiere ist frappant.
Direkte Beweise allerdings, dass Menschen diese Tiere bis zum Aussterben gejagt und aus ihrem Lebensraum vertrieben haben, gibt es nicht – dafür aber eine Menge anderer Erklärungen für ihr Verschwinden (Klimaänderungen etwa oder Meteoriteneinschläge). Die Tatsache, dass auch die Affenmenschen verschwanden, als
Homo sapiens
ihre Lebensräume erreichte, ist kaum noch strittig. Anatomisch moderne Menschen waren um 35 000 v. u. Z. in Europa eingedrungen, und nach nur 10 000 Jahren waren die Neandertaler, von einigen gebirgigen Randzonen abgesehen, überall verschwunden. Die letzten uns bekannten Relikte von Neandertalern wurden in Gibraltar gefunden, in einem Grabungshorizont, der 25 000 Jahre alt ist. 150 000 Jahre hatten sie Europa dominiert, und nun waren sie schlicht verschwunden.
Die Frage, wie moderne Menschen die Affenmenschen verdrängt haben, ist von grundlegender Bedeutung, um entscheiden zu können, ob die Vorherrschaft des Westens überhaupt rassisch begründet werden kann. Aber wir wissen nicht, ob unsere
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