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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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man sich nicht festlegen musste. Und lange dachte man, das würde auch mit Kindern so weitergehen.« Doch dass alles genauso läuft wie vorher, ist eine Illusion, die gern die Deutschen im Speziellen spinnen, vor allem die deutsche Mutter. Ja genau, das tut sie manchmal. Vielleicht sollten wir sie einfach mal in den Arm nehmen. Oder mit ihr eine Flasche Prosecco trinken. Natürlich nur, wenn sie abgestillt hat.
    »Verdammte Scheiße, schlaf ein!«
    Das Schlimmste in der Anfangsphase mit Kleinkindern ist dieser durchlöcherte Schlaf. Schlafentzug ist wie Drogenentzug, er macht einfach kirre. Der Amerikaner Adam Mansbach, selbst Vater eines Kleinkinds, hat aus der Verzweiflung heraus, dass seine Tochter nicht einschlief, einen
lustigen Gedichtband herausgebracht, der sofort den Nerv der gestressten Eltern traf: »Der Wind flüstert sanft durch die Gräser, die Feldmaus rollt sich ganz klein, ich sitze hier bald eine Stunde, mein Kind, verdammte Scheiße, schlaf ein!« Das Buch ist ein Bestseller geworden. Kein Wunder, denn jede Mutter und jeder Vater kann ein Lied davon singen, wie es ist, wenn man vor dem Bettchen des Kindes steht, hoffend, es möge jetzt endlich einschlafen. [Ref19]
    Kommt Ihnen dieser Dialog bekannt vor?
    »Er schreit, hörst du das nicht …«
    »Ich schlafe noch …«
    »Kannst du mal gehen, ich war schon vor zwei Stunden …«
    »Ich kann mich nicht bewegen …«
    »Aber ich hab doch gerade …«
    »Und ich bin gestern dreimal aufgestanden …«
    Und wenn endlich Ruhe im Karton beziehungsweise in den Kinderbetten ist, geht das Durcheinander immer fröhlich so weiter und breitet sich aus wie ein Virus – macht aus der Wohnung eine Spielzeughalde, aus dem Elternbett einen Tummelplatz für die Familie, Kinderchaos überwuchert alles. Also, liebe Eltern, denkt immer daran: »Liebe ist nicht der erste Augenaufschlag, nicht der Urlaub unter italienischem Himmel«, schreibt die französische Autorin Éliette Abécassis in ihrem Roman Ein freudiges Ereignis . »Liebe ist das, was danach kommt. Wir liebten einander, wir waren verliebt und allein auf der Welt. Dann kam das Kind. Und genau da, an diesem Punkt, hat unser Abenteuer begonnen.« Deshalb warnen wir euch, liebe Eltern, wenn ihr in einer lauen Sommernacht, leicht beschwipst von einem süffigen Rosé, im Bett liegt, Lust auf Sex habt und einer von euch bereits in der Nachttischschublade nach den Kondomen kramt. Keine da! Was tun? Einfach weitermachen oder schnell zur Nachtapotheke fahren? Draußen glitzern die Sterne, drinnen glühen die Laken – ach was, wird schon nichts passieren. Und wenn, macht auch nichts, es ist ja Liebe.

    Ein paar Jahre später …

    Wieder eine laue Sommernacht. Sie sind mit Ihrem Sohn, den Sie vor genau fünfzehn Jahren lustvoll gezeugt haben, in einem angesagten Restaurant. Sie haben sich schick gemacht, Ihrem Sohn hängen die Haare, die seit einer Woche grün gefärbt sind, wie ein fettiger Vorhang übers Gesicht. Seine Jeans sitzt so eng wie eine Wurstpelle, auf seinem T-Shirt steht »Fuck my parents«. »So was von peinlich«, schimpft er. »Ich sitze hier in meinem Alter noch mit meinen alten Eltern. Zum Glück sieht mich hier keiner, der mich kennt.«
    Was lernen wir daraus?
    Eltern machen immer alles verkehrt.
    Aber das tun wir gern.

    Die zehn häufigsten Elterntypen
    Natürlich haben wir als Eltern die besten Absichten, für unsere Kinder die eierlegende Wollmilchsau zu sein. Fürsorglich, gleichzeitig cool. Respektsperson, gleichzeitig der beste Freund. Einfacher gesagt – die wichtigste Person auf der Welt. Und dann, ohne dass wir es merken, werden wir zum genauen Gegenteil. Zu Eltern, die wir niemals werden wollten, aber vielleicht längst sind.
    Die Bioladen-Eltern (Parentes mueslis)
    Kennzeichen: früh ergrautes Haupthaar, Wohnungseinrichtung aus den späten Siebzigerjahren, es dominiert die Biotonne. Bioladen-Eltern zeichnen sich trotz »nachhaltiger« Ernährung durch eine auffallend ungesunde Gesichtsfarbe aus, die ihre Kinder nur deshalb nicht mit ihnen teilen, weil sie sich zwischen Tofuwurst und Sojasprosse heimlich zu McDonald’s schleichen. Bioladen-Eltern haben kein Auto und benutzen beim Fahrradfahren einen Helm, der ihren Kindern schon sehr früh sehr peinlich ist. Vorgänger der Bioladen-Eltern sind die Rest-Achtundsechziger, die ihr graues Gesamthaar in Achselhöhlen und aus Nasenlöchern sprießen lassen. Männer dieser Generation tragen gern das im Gesicht, was ihre Enkel

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