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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Räuber«, erklärte Fraser, der fünfzehn Monate jünger war und gern andeutete, dass er schlauer sei als sein großer Bruder.
    »Weiß ich doch«, erwiderte Duncan empört. »Das weiß doch jedes Baby. Aber warum reden Leute immer von ’ner Räuberpistole? Was meinen die?«
    Faszinierend, wie redselig sie mitten in der Nacht wurden, dachte Catherine. Tagsüber konnte man ihnen tausend Fragen stellen und nichts als einsilbige Antworten bekommen, gerade wenn es um die Schule ging, hielten die beiden hartnäckiger dicht als jeder Verbrecher im Verhör. Aber wenn es Zeit zum Schlafen war oder sie in den frühen Morgenstunden einen Elternteil mit der Hab-schlecht-geträumt-Nummer aus den Federn geholt hatten, wurden sie richtige kleine Gesprächspartner, die sich begeistert in jede Diskussion stürzten. Vielleicht müsste sie das mal im Verhör probieren.
    Sie seufzte. Oft reichten ein paar Worte, damit sie zufrieden waren und ohne Stress wieder schlafen gingen; manchmal kamen sie dadurch natürlich auch erst richtig auf den Geschmack und wollten noch mehr Aufmerksamkeit.
    »Die meinen eine Geschichte über ein Verbrechen, in der die Polizisten herausfinden müssen, wer es war.«
    »Warum sagen die dann nicht Räuber geschichte ?«, wollte Fraser wissen.
    »Die Polizei muss doch sowieso immer rausfinden, wer es war, oder?«, fragte Duncan gleichzeitig.
    »Ich weiß auch nicht, warum manche Leute so etwas ›Räuberpistole‹ nennen«, sie antwortete Fraser zuerst, weil sein großer Bruder meistens etwas geduldiger war. »Ich glaube, das hat man früher eben so gesagt.«
    »Die haben auch immer meiner Treu gesagt«, merkte Fraser an.
    »Mum« , beschwerte Duncan sich verzweifelt darüber, wie Fraser alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Tut mir leid, Schatz.«
    »Und wahrlich «, setzte Fraser fort.
    Catherine musste sich das Lachen verkneifen, denn wenn sie Duncan nicht schnell eine Antwort gab, würde er sicher bald aufs andere Bett springen und seinem Bruder einen Kinnhaken verpassen.
    »Genau. Die Polizei muss herausfinden, wer das Verbrechen begangen hat, aber das ist nicht immer schwierig. Wenn es schwierig ist, dann sagt man Räuberpistole.«
    »Und in echt? Was sagt man da, wenn es schwierig ist?«
    Scheißjob, dachte Catherine.
    »Musst du dann auch rausfinden, wer der Räuber war oder der Verbrecher?«, warf Fraser ein. »Machst du das, Mum?«
    »Fängst du Mörder?«, übertrumpfte Duncan ihn.
    »Hast du schon mal ’ne Leiche gesehen?«, fragte Fraser. »Hast du mal den Falschen gefangen?«
    Catherine freute sich richtig, als sie aus dem Elternschlafzimmer gegenüber ihr Handy klingeln hörte, obwohl bestimmt die Arbeit dran war und sie eigentlich noch bis zum Morgen Urlaub hatte.
    Sekunden später stand Drew schon neben ihr, gab ihr das Telefon und hielt ihr als unaufgeforderte Ablösung die Tür auf. Er war von Frasers Albtraum-Besuch sowieso noch wach. Drew wusste, dass jeder Anruf auf Catherines Handy sein Stichwort sein konnte, die Gutenachtgeschichte oder die Badeaufsicht zu übernehmen, und ein Anruf um drei Uhr morgens machte es todsicher, dass er die nächste Kindertrösten-Schicht übernahm. Wie er ihren Klingelton hassen musste, dachte sie. Entweder er weckte ihn mitten in der Nacht, oder er war das Zeichen für einen einsamen Abend zu Hause, und die zwei Stunden kochen waren für die Katz.
    Er beschwerte sich selten, aber manchmal wünschte Catherine es sich fast. Niemand konnte so nachsichtig sein, wenn er nicht irgendein dunkles Geheimnis zu verstecken hatte, oder? Vielleicht war ihm die gelegentliche Gewalt über die Sky-Fernbedienung Entschädigung genug. Sicher half es auch, dass die Jungs sich eher benahmen, wenn Catherine nicht da war. Sie verstanden wohl, dass sie sich lieber zusammenreißen sollten, wenn nur ein Elternteil da war. Wenigstens funktionierte das bei Drew. Die seltenen Abende, an denen Mum mit den beiden allein zu Hause war, weckten in ihnen den Drang, mal richtig ihre Grenzen auszutesten.
    Catherine ging ans Ende des Flurs, außer Hörweite des Kinderzimmers, bevor sie abnahm. Sunderland war dran. Der Allmächtige.
    Er erklärte ihr in prägnantem Stakkato die Lage, wie es nur ein Detective Chief Superintendent konnte, der entschlossen eine Aufgabe delegierte, um schnell wieder zurück ins Bett zu kommen.
    »Ich weiß, dass Sie eigentlich noch nicht wieder da sind, aber ich hab so im Gefühl, dass Sie sich das hier nicht entgehen lassen wollen«, sagte er. »Von Ihren

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