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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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geschlossen, als es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
    Ihr üblicher Montagmorgen-Zustand, eine Mischung aus Angst, was sie heute wieder verbocken würde, und der beruhigenden Gewissheit, dass ihr Alltag jetzt einen einträglichen Sinn und Zweck hatte, wich urplötzlich dem Gefühl, dass irgendetwas absolut nicht stimmte.
    Es ging auch nicht einfach vorüber, sondern es hatte physische Symptome wie nach einer Impfung oder bei einer allergischen Reaktion. Ihr drehte sich der Magen um, als würde sie mit einem Aufzug abstürzen, sie bekam eine Gänsehaut und war sich bewusst, wie erschreckend zerbrechlich und verwundbar sie war. Der Drang, die Tür abzuschließen, wurde von der vagen Furcht aufgehoben, dass das, wovor sie Angst hatte, vielleicht im Büro war.
    Sofort versuchte sie, methodisch den Auslöser für die Angst zu finden, denn sie wusste aus Erfahrung, dass sie sie dann besser in den Griff bekam. Die einfachste, aber am wenigsten präzise Erklärung war die, dass sie seit Mums Tod immer mal wieder das Gefühl gehabt hatte, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, und dazu kam immer eine akute, orientierungslose Hilflosigkeit, weil sie niemanden mehr hatte, der ihr helfen konnte. Ab und zu erinnerte sich etwas in ihr daran, dass sie allein war, dass derMensch, der in solchen Zeiten der Angst, der Probleme und genau dieser lähmenden Unsicherheit für sie da gewesen war, nicht mehr lebte. Der Schmerz war anscheinend so groß, dass sie immer nur ein bisschen davon auf einmal zulassen konnte. Auch die Angst war unterdrückt worden, doch das Ventil gab bei all dem Druck manchmal nach, und dann passierte so etwas wie jetzt.
    Diesmal war es weit mehr als nur Unsicherheit. Eine tiefe Angst hatte sie gepackt, dass Jim etwas passiert war. Sie wusste, dass das absurd und völlig grundlos war. Ihre allgemeine Angst hatte sich wohl einfach ein neues Objekt gesucht: Jetzt, wo Mum fort war, konnte sie einfach nicht auf Jim verzichten. Dass er an diesem Morgen noch nicht im Büro war, hatte die paranoide Furcht ausgelöst, auch ihn zu verlieren.
    Normalerweise war er um diese Uhrzeit schon da. Jasmine hatte zwar Büroschlüssel, aber sie war morgens noch nie als Erste dort gewesen. Jim wohnte am anderen Flussufer, war aber grundsätzlich vor ihr da. Meistens schloss er abends auch ab, denn egal wie lange und wo er bei einem Auftrag unterwegs war, machte er immer noch am selben Tag den Papierkram. Vielleicht stand er ja im Stau; an der Kingston Bridge gab es eine Baustelle wegen der Erweiterung der M74, weshalb mehr Leute wie Jim durch den Tunnel fuhren.
    Ach nein, jetzt hab ich’s, dachte sie. Kein Stau, sondern der Handwerker. Jim war nicht im Büro, weil er zu Hause mit der Videokamera dem nicht-ganz-so-arbeitsunfähigen Robert Croft auflauerte, der später mit voller Ausrüstung zur Schwarzarbeit kommen würde.
    Sie fragte sich kurz, ob sie nicht auch eigentlich dort sein sollte, aber dann fiel ihr ein, dass Jim gesagt hatte, dass sie lieber im Büro bleiben solle, falls Croft aggressiv wurde. Trotz ihrer Freude, dass sie die Zielperson in die Falle gelockt hatte, hatte sie die weiteren Abmachungen ganz vergessen, weil es schon ein paar Tage her war und sie seit Donnerstag nichtmit Jim gesprochen hatte. Für Freitag hatte er ihr freigegeben, weil er an einer »ziemlich heiklen Sache« arbeitete, die er aus Gründen der Vertraulichkeit alleine erledigen musste. Jasmine versuchte, es nicht so zu verstehen, dass er es sich nicht leisten konnte, dass sie auch diese Sache verbockte, und war dankbar für einen zusätzlichen Tag, an dem sie nicht hilflos überfordert Detektivin spielen musste.
    Durch ihre Handtaschenriemen spürte sie etwas vibrieren, dann hörte sie ihren Klingelton, und sie griff erwartungsvoll nach ihrem Handy, Jims Namen auf dem Display zu sehen. Es war eine unbekannte Nummer.
    Mit immer noch etwas zittriger, verschreckter Stimme meldete sie sich. Es wurde auch nicht besser, als sie am anderen Ende Robert Croft hörte, und sogar noch schlimmer, als er erklärte, dass ihm an der Adresse niemand aufgemacht hatte, die sie ihm gegeben hatte.
    Ihre kurze Erleichterung schlug wieder ins Gegenteil um. Nichts verstört einen mehr als eine irrationale Angst, der durch neue Tatsachen plötzlich eine solide Grundlage verliehen wird. Wenn sich herausstelle, dass Jasmine tatsächlich einen sechsten Sinn hatte, wäre das immerhin eine Qualifikation für den Job.
    »Tut mir schrecklich leid«, erklärte

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