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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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ich sehe, sind Sie in tiefer Trauer.«
    »Jeder trauert auf seine Weise«, erklärte Steel, ohne eine Miene zu verziehen. »Bobby und Big Nige hier neigen zum Beispiel zum Frustfressen.«
    Big Nige auf der rechten Seite reagierte mit einem gegrunzten Lachen, während Bobby zur Linken die Frauen beim Kauen misstrauisch beobachtete.
    »Wie lange kannten Sie James McDiarmid? Gut zwanzig Jahre?«, fragte Catherine. »Noch aus Ihrer Jugend, oder?«
    »Ja, und? Betreiben Sie Trauertourismus? Sind Sie enttäuscht, dass Sie hier keine erwachsenen Männer heulen sehen?«
    »Wie Sie schon sagten, Mr   Steel, jeder trauert anders. InAnbetracht Ihrer langen Freundschaft dachte ich mir nur, Sie wären sicher daran interessiert, uns dabei zu helfen, Mr   McDiarmids Mörder zu überführen.«
    »Wenn ich etwas wüsste, wären Sie die Erste, der ich’s erzählen würde«, erwiderte Steel und trank einen Schluck Saft. »Leider tappe ich noch ganz und gar im Dunkeln.«
    »Fällt Ihnen irgendjemand ein, der Mr   McDiarmid vielleicht etwas hat antun wollen?«, fragte Laura.
    »Lassen Sie mich ganz ehrlich sein, junge Frau, wir sind hier alle keine Kindergärtner. Sicher hatte Jai Feinde. Aber das hier kam aus heiterem Himmel, das schwöre ich Ihnen.«
    Catherine merkte, dass Steel nach dem Salz schaute. Sie kam ihm zuvor und nahm den Streuer wie gedankenverloren in die Hand.
    »Sie sagen also, Sie haben keine Ahnung, worum es hier geht?«, fragte sie und drehte den Behälter in den Fingern. »Sie haben niemand Bestimmten im Verdacht, der vielleicht Ihre rechte Hand ausgeschaltet hat, und Sie womöglich als Nächstes angreift?«
    Steel legte die Gabel ab und warf ihr einen grimmigen Blick zu. Er konnte erst in Ruhe sein Frühstück fortsetzen, wenn er sie los war, und sein Omelette würde ihm nur schmecken, wenn er das Salz zurückhatte.
    »Glauben Sie alles, was im Daily Record steht?«, fragte er. »Ich habe selbst erst aus der Zeitung erfahren, dass ich eine rechte Hand habe. Klar haben wir Geschäfte gemacht, und klar sind wir als Kinder viel zusammen rumgelaufen, aber wir haben heute kein Clubhaus mehr. Ich weiß genauso wenig davon, was Jai die Woche über gemacht hat, wie davon, was Bobby und Nige hier heute Nachmittag vorhaben. Anscheinend ist Jai in Schwierigkeiten geraten, die leider ziemlich ernst wurden, aber das hat mit mir nichts zu tun.«
    »Wann haben Sie davon gehört?«
    »Gegen halb acht.«

    »Kein schöner Tagesanfang, wenn man mit so was geweckt wird.«
    »Ich war schon wach. Ich bin Frühaufsteher.«
    »Und welcher Name ist Ihnen als Erster eingefallen?«
    »Ich war zu schockiert, um mir über so was Gedanken zu machen.«
    »Blödsinn. Vom Bauchgefühl her, wen hatten Sie vor Augen?«
    Er trank noch einen Schluck Saft, um Zeit zu gewinnen. Sie wusste, dass der Name, der folgte, gelogen war, aber vor allem hatte sie herausgefunden, dass es einen Namen gab, den er ihr vorenthielt.
    »Tony McGill«, sagte er, und seine Tischgenossen grunzten amüsiert. »Vielleicht versucht der alte Sack immer noch, die Drogen aus Gallowhaugh rauszuhalten.«
    »Ja, sehr lustig«, erwiderte Catherine betont gelangweilt. »Also fühlen Sie sich auch sicher nicht bedroht oder verpflichtet, für den verstorbenen Mr   McDiarmid den Fehdehandschuh aufzuheben.«
    »Mir ist nur daran gelegen, dass die Gerechtigkeit siegt, und ich habe vollstes Vertrauen, dass die Sache bei Ihnen in guten Händen ist, Officer …?«
    Nige gab wieder erheiterte Geräusche von sich. Er fand seinen Boss wohl zum Brüllen komisch. Er war leicht glücklich zu machen, aber nicht leicht zu sättigen, wenn man sah, was er mit dem Buffet angestellt hatte.
    »McLeod«, sagte sie. »Detective Superintendent.«
    »McLeod, richtig. Und nein, ich mache mir keine Sorgen. Wie gesagt, weiß ich nicht, worum es hier geht, aber um mich bestimmt nicht. Wenn Sie mir bitte das Salz reichen würden?«
    Catherine holte zum Wurf aus. Steel hielt die Hände bereit. Sie warf den Streuer absichtlich zu hart. Er prallte mit einem harten Klopfen von Steels Brust ab, das selbst bei einem Arnold Schwarzenegger in seinen besten Jahren seltsam gewesen wäre.
    »Keine Sorgen, genau«, sagte sie. »Deshalb verstecken Sie sich auch beim Joggen zwischen zwei fetten Kerlen und scheuern sich an einer kugelsicheren Weste die Brustwarzen wund.«

Maschinerie
    Sergeant Collins hörte sich so höflich und leicht distanziert an wie jemand, der eine gut einstudierte Rede hielt. Jasmine kam es vor,

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