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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Drogen, die auch zu einigen Festnahmen führten.
    Wahrscheinlich wären auch die eine oder andere Verurteilung und eine ganze Reihe anzüglicher Schlagzeilen dabei herausgekommen, wenn gewisse ranghohe Polizisten sich nicht überraschend mitfühlend und diskret gezeigt hätten. Catherine war damals ziemlich empört gewesen, dass der arme, kleine, reiche Junge eine Extrawurst bekam, die jemandem aus weniger illustren Kreisen wohl nicht angeboten worden wäre. Andererseits brachte es wohl auch seine Schwierigkeiten mit sich, der Sohn eines so übermenschlich erfolgreichen, leicht verschrobenen und krankhaft arbeitsbesessenen Menschen wie Ruaraidh Wilson zu sein.
    Mit der Zeit bekam sie Respekt vor der Zurückhaltung ihrer dienstälteren Kollegen. Sie hätten Wilson mit den Schwierigkeiten seines Sohnes ohne Weiteres blamieren und diskreditieren, ihm alles heimzahlen können, was sie aber nicht taten. Als Catherine über das Warum nachdachte, verstand sie, dass sie doch alle derselben größeren Idee verpflichtet waren, ob sie wollten oder nicht.
    Oft fragte man sich, wie Ruaraidh Wilson manche Leute überhaupt verteidigen konnte, und seine Methoden konnten einen so zur Weißglut bringen, dass man fast über Selbstjustiz nachdachte. Andererseits kitzelte er aus einem Polizisten alles heraus. Und wenn man doch mal gegen ihn und seinen Voodoozauber eine Verurteilung durchbekam, verbrachte man sicher keine schlaflosen Nächte mit der Frage, ob man wirklich den Richtigen eingebuchtet hatte. Also brauchte die Gerechtigkeit einen Anwalt wie Wilson. Zumindest redete Catherine sich das ein – manchmal war es nämlich das Einzige, was sie davon abhielt, mitten in der Nacht aufzustehen, quer durch die Stadt zu fahren und sein Haus anzuzünden.
    Ihre Kollegen hatten garantiert auch in irgendeiner Form eine Gegenleistung für ihre Diskretion in Doms wilden Jahren bekommen. Wilson hatte Zugriff auf geheimste Informationsschätze und ein legendäres Geschick im Verhandeln geheimer Deals. Mal stürzte ein Fall gegen einen Bösewicht ab, dann bekam die Anklage ein paar Monate später einen anderen geschenkt. Es fand aber nie jemand heraus, was Wilson getan hatte. Wie bei einem großen Zauberer war man immer dann am weitesten von der Wahrheit entfernt, wenn man glaubte, man habe das Rätsel gelöst. Genau wie er es wollte.

    »Wenn Sie ›unergründlich‹ sagen, hört sich das für mich eher nach ›verdächtig‹ an. Klären Sie mich auf.«
    »Regen Sie sich nicht darüber auf, Catherine«, empfahl er zwischen zwei Zigarettenzügen, die derzeit sein einziges Laster darstellten. »Das bringt doch nichts. War doch nicht mal Ihr Fall. Sparen Sie sich Ihre Energie lieber für Ihre eigenen Ermittlungen.«
    »Tu ich ja. Ich hab ’nen toten Dealer in Gallowhaugh, und Gary Fleeting passt genau. Und selbst, wenn er es nicht war, steckt sein Chef Frankie Callahan knietief in irgendeiner Sache, das weiß ich.«
    »Ich glaube, wir würden Fleeting beide lieber für Mord als Drogenbesitz wegschließen. Dieser Kelch wird nicht an ihm vorübergehen.«
    »Tja, an mir geht auf jeden Fall gerade etwas vorüber, und zwar hinter meinem Rücken. Ich will im Bilde sein, bevor ich mir meinen Mordfall aufbaue.«
    »Wenn Sie den Fall hier aufgebaut hätten, wär’s auch bestimmt was geworden«, sagte Dominic. Er wollte ihr eigentlich keinen Honig ums Maul schmieren, aber überzeugend hörte er sich auch nicht an. Er wollte sie ablenken.
    »Blödsinn. Mit dem Fall war alles in Ordnung. Da gab’s an keinem Detail irgendwas zu mäkeln. Den haben Sie nicht wegen der Chance auf eine Verurteilung aufgegeben. Da gab’s politische Gründe. Ich wüsste natürlich gerne, welche.«
    Er zog lang an seiner Zigarette, starrte dabei in den Regen und tat so, als würde ihn die Sache langweilen, doch Catherine wusste, dass er ihr nur nicht in die Augen schauen wollte.
    »Darüber darf ich nichts sagen«, erklärte er schließlich.
    Sie schwieg und zuckte mit den Schultern, als wollte sie es dabei belassen. Das war aber nur eine Finte. Er würde reden, weil sie genau wusste, wie sie ihn kriegen konnte.
    »Das mag ja sein«, sagte sie mit einem Seufzen, »aber wenn Sie es mir nicht anders erklären, muss ich daraus schließen,dass es etwas damit zu tun haben könnte, dass Gary Fleeting und Frankie Callahan beide Klienten Ihres Vaters sind.«
    »Ach, leck mich am Arsch«, zischte er. »Mein Vater hat so ziemlich jeden Gangster in Glasgow schon mal vertreten. Das ist jetzt

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