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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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wirklich kein allzu großer Zufall.«
    »Sicher, nur sollte hier zum ersten Mal einer seiner Klienten von seinem Sohn angeklagt werden. Plötzlich werden alle Vorwürfe fallengelassen. Ich sag ja gar nicht, dass da irgendwas Krummes gelaufen ist. Ihre Seite hat sicher auch was bei dem Deal herausbekommen. Mich wundert nur, dass Sie …«
    »Sie haben doch keine Ahnung, wovon Sie reden«, unterbrach er sie abrupt. »Was nehmen Sie sich eigentlich raus? Der Druck kam doch von Ihren Leuten!«
    Catherines Freude darüber, dass sie ihm eine Antwort entlockt hatte, wurde vom Inhalt dieser Antwort zunichtegemacht.
    »Meinen Leuten? Einer von der Polizei hat Druck gemacht, den Fall abzuweisen? Wer?«
    Er schüttelte ganz schwach den Kopf, eine winzige Geste mit riesiger Bedeutung.
    »Es war nicht meine Entscheidung.«
    »Nicht Ihre Entscheidung? Es war doch Ihr Verfahren.«
    »Dachte ich auch. Aber Sie haben recht. Plötzlich wurde das Ganze politisch und lag nicht mehr in meiner Hand.«
    »Wer hat Druck gemacht, Dominic?«, hakte sie wieder nach.
    »Das soll ich nicht mal wissen und weiß Gott nicht weitererzählen.«
    Er wusste es aber, und wollte es ganz offensichtlich weitererzählen. Er sah so stinksauer aus wie sie. Dummerweise war seine Zigarette fast nur noch ein Stummel, und ihre beiden Verhandlungen fingen in ein paar Minuten an.
    »Nun sagen Sie schon«, bat sie und legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Wir sind doch auf derselben Seite. Wenn ichhinter Frankie Callahan her bin, haben wir doch beide was davon, wenn ich vorher weiß, wer mir die Schnürsenkel zusammenbinden will, wenn ich nicht aufpasse.«
    Seine Augen blitzten wütend auf.
    »Sie können sich die Stimmungsmache sparen. Diese Schweine haben mir als Kind den Kopf getätschelt.«
    Er zog ein letztes Mal und schnippte die Kippe in den Wandeimer.
    Scheiße, dachte Catherine. Das war’s. Aus, vorbei.
    Sie gingen zusammen hinein, Dominic schritt zielstrebig durch die Eingangshalle, als wollte er sie abhängen. Catherine ging davon aus, nicht mal mehr einen höflichen Abschied zu bekommen, doch er blieb plötzlich vor seinem Saal stehen, und sah sich um, ob jemand in Hörweite war.
    »Die Sache ist streng geheim, sehr heikel«, erklärte er. »Ich würde Ihnen zu gern alles sagen, und nichts lieber tun als Frankie Callahan anklagen, aber ich kann Ihnen den Namen nicht geben. Ich kann Sie aber darauf hinweisen, dass der Druck eine richtige Plage war.«
    Damit drehte er sich um und schritt eilig durch die Tür, als wäre er im Gerichtssaal vor ihr sicher.
    Weit oberhalb ihrer Gehaltsklasse, genau. Weit über seiner anscheinend auch, weshalb er ihr nichts sagen konnte oder wollte.
    Dann merkte sie, dass er es gerade getan hatte.
    Dass der Druck eine richtige Plage war .
    Danke, Dominic.
    Eine Heuschreckenplage. Locust.

Aufgespürt
    Da Ingrams schon eine Pistole irgendwo unter dem Landrover versteckt hatte, war es auch nicht weiter überraschend, dass er unter der Rückbank einen gut bestückten Werkzeugkasten hatte. Nachdem er vorne unter den Wagen gesehen und festgestellt hatte, dass die Achse intakt war, holte er eine kurze Bügelsäge hervor und machte sich daran, die dicken, tiefen Stämme der Hecke zu entfernen und den Radlauf zu befreien.
    Jasmine tupfte mit einem Taschentuch eine kleine Wunde links an ihrem Kopf ab. Sie hatte von den Glassplittern mehrere Schrammen abbekommen, kleine Diagonalen auf ihren Armen, die aber nicht schlimmer waren als die Kratzer, die die Fingernägel eines Kleinkinds hinterlassen könnten. Doch die Wunde an ihrem Kopf war tiefer und wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Sie dachte erst, sie habe sie sich zugezogen, als sie sich den Kopf am Türrahmen gestoßen hatte, aber die Beule davon fand sie ein paar Zentimeter höher.
    Diese kleinen Verletzungen kamen ihr verglichen mit der wichtigsten aber höchstens wie nebensächliche Unannehmlichkeiten vor. Auch die schimmernden Scherben spielten keine Rolle im Vergleich zu dem Schaden, den sie genommen hatte. Es kam ihr vor, als wäre ein Loch in die Welt selbst gerissen worden, wie sie sie verstand, und keines der äußeren Anzeichen wurde dessen Ausmaß gerecht.
    Jetzt müsste doch einfach alles aufhören, fand sie. So langsam sollten zwei Dutzend Polizisten heranströmen, den Tatort großflächig abriegeln und mit ihren Ermittlungen anfangen. Sie selbst würde in die Obhut einer riesigen Maschinerie übergeben werden, in der sie jetzt nur noch eine Zeugin war, während

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