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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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endlich die Geschichte. Aber er war noch nicht fertig.
    »Wir sind hinter den großen Fischen her. Gary Fleetingtaucht da überhaupt nicht auf, und Frankie Callahan ist ein Fliegenschiss. Hier meinen immer alle, Glasgow wäre die ganze Welt. Wir sind dabei, das riesige, hochkomplexe Vertriebssystem aufzuzeichnen. Nicht nur in Großbritannien, sondern von Moskau bis Marrakesch.«
    Er zeigte auf die Akten- und Dokumentenberge, die drohten einzustürzen und ihn zu ersticken, wie die Tischdecken die Flammen erstickt hatten, die Callahan und Fleeting verbrannten.
    »Gucken Sie sich die ganze Scheiße doch an. Was meinen denn eigentlich alle, was wir hier den ganzen Tag machen? Dass wir uns immer neue Schikanen ausdenken, wie wir den ›echten‹ Polizisten ans Bein pinkeln können? Wir kartografieren die Reichweite eines Lieferanten, der einen zentralen Knotenpunkt im Netzwerk darstellt. Ich konnte doch nicht Callahans Organisation sabotieren, nur um ein Nichts wie Gary Fleeting für fünf Jahre einzubuchten. Was hätte das bitte gebracht?«
    »Ich würde sagen, James McDiarmids Mutter wüsste da schon eine Antwort.«
    »Sie gehen einfach so davon aus, dass Fleeting ihn umgebracht hat. Ich bin mir nicht ganz so sicher, dass hier alles so ist, wie es aussieht.«
    »Für mich sieht’s ganz einfach aus«, konterte Catherine. »Gary Fleeting bringt James McDiarmid wegen einer Frau um oder warum auch immer, die beiden mochten sich eben nicht besonders: Vielleicht war die Frau auch nur ’ne Ausrede. Ein paar Tage später gibt Tommy Miller Bob Cairns einen Tipp, und der fängt Frankie Callahans Heroinlieferung ab. Frankie und Gary kriegen raus, wer gesungen hat und ziehen die Reservoir-Dogs – Nummer mit Tommy Miller ab, werden dabei aber aus Rache für McDiarmid von einem oder mehreren von Paddy Steels Leuten erschossen, die den Laden hinterher anzünden. Was soll denn da nicht stimmen?«

    Abercorn zog ein weißes DIN – A4-Blatt in einer Klarsichthülle aus einer Schreibtischschublade und gab es ihr.
    »Die erste Laboranalyse der Heroinlieferung von gestern«, erklärte er. »Reine Scheiße.«
    »Rein? Nicht gestreckt?«
    »Nein, Scheiße. Mist. Wertlos. Hauptsächlich Talkumpuder und Gips. Da war gerade genug Heroin drin, dass die Spürhunde anschlagen.«
    Catherine überflog die Analyse, die das bestätigte.
    »Es war also nicht Frankie Callahans Lieferung?«
    »Unseren Quellen nach stand eine Lieferung an, und bisherige wurden über die Schließfächer im Bahnhof abgewickelt, bloß das, was Cairns abgefangen hat, war keine.«
    »Also war es nur eine Attrappe, die Tommy Miller hinterlegt hat, damit evakuiert wird?«
    »Ich glaube nicht. Dann hätte Cairns ihm die Eier abgerissen, dass wusste Miller. Miller hat seinen Tipp für wahr gehalten.«
    »Aber wenn gar keine Heroinlieferung beschlagnahmt wurde, warum haben Callahan und Fleeting dann an Tommy Miller rumgeschnitzelt?«
    »Keine Ahnung. Wie gesagt, irgendetwas ist hier nicht, wie es scheint. Man muss auch bedenken, dass Sie Paddy Steel Anfang der Woche mit Schutzweste haben joggen sehen. Ich könnte mir noch gerade vorstellen, dass der einen Vergeltungsschlag gegen Fleeting anordnet, aber gegen so jemanden Prominentes wie Frankie Callahan? Von so einer Eskalation hätte er doch nichts. Hier muss noch etwas anderes im Busch sein, wovon wir nichts wissen.«
    Es musste aber auch noch etwas geben, was er nicht sagte, da war Catherine sich sicher. Er wirkte unsicher, ob er ihr noch etwas verraten sollte. Normalerweise hatte er ein absolutes Pokerface, aber so langsam geriet das Spiel wohl außer Kontrolle.

    »Was wissen Sie noch?«, bedrängte sie ihn. »Nun sagen Sie schon, Sie stehen ja da wie ein Bengel mit vollgeschissener Hose.«
    Er seufzte verunsichert und kaute auf der Lippe.
    »Okay«, lenkte er ein. »Ich weiß, dass Sie glauben, wir würden immer nur Informationen aufsaugen und nie etwas zurückgeben. Das hier habe ich nicht zurückgehalten, ich dachte nur, es wäre unwichtig. Ich bin mir da immer noch nicht ganz sicher. Hat vielleicht überhaupt nichts mit der Sache zu tun, aber wenn man hier arbeitet, glaubt man irgendwann nicht mehr an Zufälle.«
    Verdammt noch mal, genug gelabert. Er rückte wirklich nicht gerne damit heraus.
    »Jetzt aber raus damit«, sagte sie.
    »Sagt Ihnen der Name Glen Fallan etwas?«
    Sie ließ ihn durch ihren Kopf hallen, doch nur winzige Erinnerungsfragmente lösten sich.
    »Ich kann mich vage daran erinnern, dass ältere

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