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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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zu bekommen, als ihr Handy klingelte. Cal O’Shea war dran.
    »Ich habe recht beunruhigende Neuigkeiten über unsere gegrillten Gangster«, sagte er, und sein diebischer Sarkasmus konnte einen Anflug von Sorge nicht verbergen.
    Verdammt noch mal, was denn jetzt?, fragte sich Catherine.
    »Die sind doch wohl immer noch tot, oder?«, erwiderte sie und glaubte, wenn sie die Latte für Unwahrscheinliches so hoch legte, konnte sie mit allem darunter fertig werden.
    »Das schon, ja«, bestätigte er. »Aber das ist auch schon der einzige Aspekt des Ganzen, der bleibt, wie er zunächst ausgesehen hat. Das Feuer ist gegen zwei Uhr früh ausgebrochen, richtig?«
    »Der Notruf ging bei der Feuerwehr um zwei Uhr fünfundvierzig ein. Warum?«
    »Alle drei Männer waren schon Stunden vorher tot. Callahan und Fleeting wurden gestern Abend gegen acht umgebracht; Miller mindestens zwei Stunden davor. Außerdem haben sie sich die meisten ihrer Wunden post mortem zugezogen. Das Fehlen innerer Blutungen zeigt, dass Callahan und Fleeting mehrere Stunden nach ihren Kopfschüssen in den Rücken geschossen wurden; genau wie bei den Stich- und Schnittwunden von Miller, der schon lange tot war, als er an den Stuhl gefesselt wurde.«
    »Sie meinen, das Ganze war gestellt?«
    »Es ist gut möglich, dass keiner von denen am Leben war, als sie in die Lagerhalle gebracht wurden. Das Gebäude sollte ja abbrennen, aber der oder die Täter waren bessere Mörder als Brandstifter.«
    »Warum stellt man das Ganze überhaupt, wenn doch alles abfackeln soll?«
    »Damit ich nicht das herausfinde, was ich Ihnen gerade erzählt habe. Sie sollten eine völlig ausgebrannte Halle mit drei verkohlten Leichen finden, an denen sich noch erkennenlässt, dass zwei dabei überrascht und niedergeschossen wurden, wie sie den dritten gefoltert haben. Und hätten die Täter nicht die Brennbarkeit der Tischdecken stark überschätzt, hätten wir das Ganze auch geglaubt.«
    Catherine legte auf und stand reglos vor ihrem Auto. Es war einer von den Momenten, in denen sie meinte, den Planeten unter ihren Füßen rotieren zu spüren. Sie fühlte keine so starke Bindung mehr zur Erde, kam sich kleiner vor, und die Gebäude um sie herum wirkten ein bisschen größer.
    Nichts war, wie es schien. Bob Cairns hatte sich zu einem Koffer voll Staub führen lassen. Frankie Callahan hatte keine Heroinlieferung verloren. Er und Gary hatten nicht Tommy Miller gefoltert. Auf den Straßen war ein Killer unterwegs, der seit Jahrzehnten tot sein sollte. Und am allerseltsamsten: Es konnte gut sein, dass Dougie Abercorn ihr wirklich helfen wollte.

Geschwärzte Erinnerungen
    Wieder einmal überfiel Catherine jemanden beim Frühstück, doch wenn sie daran dachte, wann sie verpennt ihr eigenes gegessen hatte, kam es ihr eher wie mittags vor. Sie roch frischgebrühten, echten Kaffee, sah Körbe voller Croissants und Gebäck, während Bedienungen mit dampfenden Tellern mit Speck, Haggis, Kippers und Rührei an ihr vorbeihuschten. Die meisten Gäste trugen Businessklamotten und unterhielten sich, lasen alleine Zeitung oder hielten als Vierergrüppchen ein Frühstücksmeeting ab. Alles sah fürchterlich erwachsen und zivilisiert aus.
    Catherine hatte gerade so zwischendurch eine Scheibe Toast und eine halbe Tasse Tee geschafft, während sie verschütteten Ready-Brek-Haferbrei wegputzte, Gesichter abwischte und einen langen, hitzigen Streit über das Spielzeug aus der Packung schlichtete, das am nächsten Tag schon vergessen unter dem Kühlschrank liegen würde, während ihr einziger Verbündeter an der Arbeitsplatte auf der anderen Seite der Küche stand, sich schnell ein paar Löffel Cornflakes reinschaufelte und dabei den Matsch von gestern von zwei Paar Kinderturnschuhen kratzte.
    Ganz so angespannt und hektisch war es nicht immer, schon gar nicht samstags; normalerweise blieb das Chaosniveau konstant, aber das Tempo war etwas entspannter, weil Drew recht flexible Arbeitszeiten hatte. An diesem Morgenhatte er aber einen Flug nach London zu erreichen, wozu er früh losmusste, wenn er es durch den Verkehr auf der M8 schaffen und auf dem Weg noch die Kleinen bei seinen Eltern abliefern wollte. Immerhin brauchten Sie sich keine Gedanken zu machen, wer sie von der Schule abholte.
    Seit dem vorigen Abend war die Stimmung zwischen Catherine und Drew auch nicht mehr so angespannt. Als sie die Jungs ins Bett gebracht hatten, waren sie beide damit zufrieden gewesen, ein paar Stunden auf dem Sofa vor dem

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