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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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sondern wie einen bitteren Selbstvorwurf.
    In der folgenden Stille ließ Jasmines Wut über seine Täuschung nach und sie sah, was dahinterlag. Er hatte bei dem Versuch, seine alte Identität zurückzulassen, seinen Namen aufgegeben, blieb aber belastet mit Glen Fallans Sünden. Und damit verstand sie auch endlich, wie sehr er sich für sie aufgeopfert hatte.

    »Bain hat Sie erst erkannt, als Sie ihn mit der Nase drauf gestoßen haben. Sie hätten Ihre Identität verschweigen können, aber Sie haben sie preisgegeben, um mir zu helfen.« Sie schluckte und merkte, wie sie einen Kloß im Hals bekam, was in der letzten Zeit oft passierte, wenn jemand ihr mit Freundlichkeit begegnete. »Danke.«
    »Ich hab meine Identität nicht erst da drinnen aufgegeben. Ich wusste schon, dass ich das muss, als ich mich entschieden habe, mit Ihnen nach Glasgow zu fahren. Danach war es nur eine Frage der Zeit.«
    »Trotzdem danke.«
    »Warten Sie damit lieber, bis Sie wissen, was noch zum Paket gehört.«
    »Warum sind Sie überhaupt mit mir hergekommen?«, fragte sie, da er ohnehin gerade nicht mehr so reserviert wirkte.
    Er starrte sie eine Weile ausdruckslos an.
    »Ich hab mir damals viele Feinde gemacht. Eine Menge offene Rechnungen hinterlassen. Ich reagiere lieber schon auf die ersten Anzeichen, dass meine Vergangenheit mich einholt. Von wem war der Anruf?«, fragte er, um klarzumachen, dass das vorige Thema damit erledigt war.
    »War für Jim. Nichts Wichtiges. Die Gaswerke wegen irgendwelcher Wärmebild-Geschichten. Ich glaub, die wollten ihm einen neuen Boiler aufschwatzen.«
    »Können wir dann eine Nummer von Ihrer Liste streichen?«
    »Hab ich noch gar nicht überprüft.«
    »Darf ich?«, fragte er und nahm Jasmines Handy von der Mittelkonsole.
    »Okay.«
    Ingrams nahm das Papier vom Rücksitz und drückte sich dann zu Jasmines Anrufliste durch.
    »Ja. Da ist sie: ausgegangener Anruf. Aber hier ist noch was:Wussten Sie, dass Bains Nummer auch bei den eingehenden Nummern steht und nicht nur bei den ausgehenden?«
    »Hatte ich nicht gesehen, nein. Vielleicht hat er Jims Anruf verpasst und deshalb zurückgerufen. Kann auch sein, dass ich sie falsch abgeschrieben hab«, gab sie zu. »Ich wollte ganz methodisch arbeiten, aber ich bin ja noch neu in dem Job.«
    In dem Moment klingelte Jasmines Handy in Ingrams’ Hand.
    »Soll ich?«, fragte er.
    »Bitte.«
    Ingrams nahm ab. Jasmine hörte ein paarmal neutral »okay«, »alles klar«, und dann berichtete er dem Anrufer seltsamerweise: »Tut mir leid, Jim ist zur Zeit außer Landes. Ja, ganz unerwartet. Aber er hat mir vor seiner Abreise davon erzählt, ich komme dann gleich morgen früh vorbei. Maxwell Road, ja? Okay, bis dann.«
    »Mit wem treffen wir uns in der Maxwell Road?«, fragte Jasmine.
    »Mit der Scottish Gas. Geschäftskundenabteilung. Der Typ hat’s noch einmal versucht, bevor er für heute Feierabend macht. Er hat mir ausgerichtet, dass die Wärmebilder fertig sind, die Jim angefordert hatte.«
    »Was sind Wärmebilder?«
    »Keine Ahnung, aber die, die Jim wollte, sind siebenundzwanzig Jahre alt. Ich glaub nicht, dass es da um einen neuen Boiler geht, oder?«

Brandschaden
    »Wie hätten Sie Ihren Dealer gern?«, fragte Cal O’Shea. »Blutig? Medium?«
    »À point«, erwiderte Catherine.
    »Da haben Sie Glück.«
    Alles schwamm. Catherine stand in einer drei Zentimeter tiefen Pfütze, die sich über die gesamte Fläche des Top-Table-Depots erstreckte. Es befand sich in einem einstöckigen Industriebau mit hoher Decke außerhalb von Hamilton, nicht weit vom East Kilbride Expressway. Es diente als zentraler Verteilungspunkt für die Tischwäsche-Abteilung von Frankie Callahans Gastronomiedienstleistungsfirma: Die Tischdecken und Stoffservietten wurden nach dem Waschen hierhergebracht und auslieferfertig in Rollwagen gestapelt.
    Die Tischwäsche der Firma hatte die Feuerprobe bestanden und sich als so brandhemmend herausgestellt, dass sie verhindert hatte, dass das Gebäude ganz abbrannte, obwohl es großzügig mit Benzin getränkt worden war. Einem Feuerwehrmann zufolge waren mehrere Rollwagen auseinandergebrochen, was Hunderte von Metern Stoff auf den Boden stürzen ließ, die einen Großteil der Flammen erstickten und größere Strukturschäden am Gebäude verhinderten.
    Natürlich musste fast das ganze Material wegen Brand- und Rauchschäden abgeschrieben werden, aber darüber würde Frankie sicher keinen Schlaf verlieren. Er war ja auch tot.

    Im Gebäude befanden

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