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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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in Northumberland«, erwiderte er. »Hier hochgefahren bin ich Mittwoch.«
    »Er war die ganze Zeit bei mir«, sagte Jasmine.
    »Auch nachts?«, fragte Catherine. Ein widerlicher Gedanke, aber sie musste es wissen.
    »Nein«, versicherte Jasmine und wirkte ebenso entsetzt.
    »Und für Sonntag können Sie auch nicht für ihn bürgen, weil sie da noch nicht wussten, dass Ihr Onkel verschwunden war. Haben Sie eigentlich irgendeine Ahnung, wer dieser Mann ist? Was er getan hat?«
    »Ich weiß, dass er mir das …«, fing Jasmine an, brach aber ab, als Fallan ihr einen strengen Blick zuwarf.
    »Wenn Detective Superintendent McLeod spezifische Fragen hat, antworten Sie ihr, aber lassen Sie sich nicht zum Erzählen animieren.«
    Fallan sprach mit Jasmine, als wäre Catherine gar nicht da. Sie beschloss dafür, so zu tun, als wäre Jasmine nicht da.
    »Warum sind Sie wirklich wieder hier, Fallan? Wenn Sie die Kleine nicht vögeln, dann ist das ganze altruistische Getue eine Tarnung für was anderes. Wollen Sie mit Stevie Fullerton abrechnen? Oder hatten Sie schon tränenreichen Versöhnungssex mit Stevie und helfen ihm jetzt dabei, die Konkurrenz aufzumischen?«
    »Mit Stevie habe ich seit einundzwanzig Jahren nicht gesprochen, und von den anderen Leuten hab ich noch nie was gehört. Wer waren die?«
    »Frankie Callahan, einer der größten Heroinbosse von Glasgow. Gary Fleeting, seine rechte Hand. Tommy Miller, Dealer, Dieb, Hehler und Informant. Jai McDiarmid, Dealer und enger Vertrauter von Paddy Steel einer weiteren Heroingröße. Jai wurde verprügelt, wahrscheinlich gefoltert, mit Kopfschuss hingerichtet und seine Leiche hinter seinem eigenen Sonnenstudio abgeladen. Die anderen drei hatten alle aus nächster Nähe zwei Kugeln in den Kopf gekriegt und wurden in einem Lagerhaus in Blantyre zurückgelassen.«
    »Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden, was Glasgower Gangster angeht«, erwiderte Fallan mit einem Schulterzucken. »Eins kann ich aber sagen: Das hört sich nicht nach Stevie an. Der hat nie einfach so Kriege vom Zaun gebrochen. Dem ging’s immer nur ums Geschäft, nie um grundlose Gewalt.«
    »Als er versucht hat, Sie umzubringen, hatte er also einen Grund? Ach nein, das war doch persönlich, oder? Sie hatten ja seinen Cousin erledigt.«
    Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, ihn voll erwischt zu haben. Fallan fühlte sich sichtlich unwohl und warf dem Mädchen einen besorgten Blick zu.
    Endlich griff Catherine zu ihrer Tasse und begoss ihren Erfolg mit einem Schluck Tee. Falls ihre Hand zitterte, merkte er es nicht.
    »Genau genommen ist das natürlich reine Spekulation«, fügte sie hinzu und lächelte kühl. »Jazz Donnellys Leiche wurde nie entdeckt. Er ist einfach verschwunden. Das hört sich nach Ihnen an, oder?«
    Jasmine starrte Fallan an, und er litt unter ihrem glühenden Blick.

    »Wie Sie sagen«, erwiderte er leise und auffallend kontrolliert, »das ist Spekulation. Und passt auch nicht zu Ihren vier Leichen, die Sie ja schließlich gefunden haben.«
    Er wirkte zufrieden mit seiner Retourkutsche, als ihm anscheinend etwas anderes einfiel.
    »Die Vorgehensweise kommt mir aber doch recht bekannt vor«, sagte er, und sie wusste sofort, dass jetzt eine Bosheit kam: eine Information, die sich rächen würde, eine eiskalte Lüge, auf jeden Fall ein verbaler Mittelfinger. »Dann hätten wir es aber mit einer größeren Gang zu tun als der von Stevie. Mit der größten Gang von Glasgow.«
    »Und wer soll die sein, Mr   Seit-zwanzig-Jahren-nicht-mehr-auf-dem-Laufenden?«
    »Da fragen Sie lieber mal jemand Älteres.«

Die Sünden benennen
    Sie saßen lange still da, als die Polizistin gegangen war. Es war ein Schweigen, das ihre Beziehung für immer verändern würde. Je nachdem, womit man es brach; je nachdem, was Ingrams sagte. Und es musste etwas sein, was er sagte. Er stand jetzt vor der Entscheidung, ob er totschweigen wollte, was eben angesprochen worden war, oder ob sie ein Anrecht darauf hatte, Bescheid zu wissen.
    Langsam wurden die Tische abgeräumt. Um zehn war die Frühstückszeit vorbei, und es war fünf vor. Sie hatten beide noch lauwarmen, ungenießbaren Tee in den Tassen.
    »Ich hab sie nicht erkannt«, sagte er. »McLeod. Die Polizistin. Ich hab sie nicht erkannt.«
    »Hätten Sie sie erkennen sollen?«
    »Sie hat mich ja auch erkannt.«
    »Na ja, sie wusste eben alles aus Ihrer Akte.«
    »Nein. Ich hab’s gesehen: Den Augenblick, als sie mich erkannt hat. Sie hat gar nicht damit

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