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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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rutscht mir aus den nassen Händen auf den nassen Boden. Meine Knie versagen, als ich mich bücke, um es aufzuheben, und ich falle, liege ausgestreckt unter einer Straßenlaterne.
    Hoch! Du musst aufstehen!
    Ich bin gerade auf den Knien, als ich das Geräusch eines Autos höre, das langsam in die Straße einbiegt, aber ich kann in der Dunkelheit nichts erkennen. Ich blinzele und erkenne die Umrisse einer Limousine mit ausgeschalteten Scheinwerfern, die auf mich zu kommt. Es ist Davids Auto.
    Noch auf den Knien winke ich.
    Es beschleunigt.
    Mir wird klar, dass ich ohne Scheinwerfer nicht gesehen werde.
    »Stopp!«, schreie ich, versuche aufzustehen. Ich rutsche heftig in den geliehenen Schuhen und taumele. Es kommt schnell näher, ist fast bei mir. Im letzten Moment blenden die Scheinwerfer auf, erfassen mich mit ihrem grellen Licht. Jetzt wird er anhalten, jetzt …
    Das Auto beschleunigt. Ich mache auf den Knien einen letzten verzweifelten Satz an den Straßenrand.
    Das Auto schwenkt aus, auf mich zu, trifft mich frontal.
    Durch den Aufprall werde ich hoch geschleudert. Als ich durch die Luft fliege, scheint die Zeit stillzustehen, und ich kann alles sehen. Ich sehe Regentropfen wie schimmernde Diamanten in der Luft hängen, Hochspannungsleitungen vom Strom vibrieren, die Bewegung des Gummis an den Scheibenwischern des Autos. Dann das schreckliche Geräusch, als Knochen brechen. Ich schnelle hoch, krümme mich, wirbele herum. Ich lande mit einem krachenden Aufschlag, verliere mich in einer Welt von Qual und Schmerz. Tausende scharfe Nadeln durchstechen meine Haut, greifen nach meinen Armen und Beinen und Haaren und halten mich fest. Ich schmecke Salz auf der Zunge.
    Im Bruchteil einer Sekunde nachdem das Auto mich angefahren hat, im Moment der Klarheit, sehe ich, wer auf dem Fahrersitz sitzt. Ich sehe die Hände, sehe, dass der Sicherheitsgurt richtig angelegt ist, sehe das vertraute Gesicht. Das vertraute Lächeln.
    »Leb wohl, Jane«, sagt mein Killer.
    Ich blickte von dem Tatortfoto auf, hörte Schritte auf dem Korridor vor meinem Zimmer. Jetzt begann der letzte Akt des Stücks. Ein Schlüssel wurde umgedreht, und meine Tür öffnete sich.
    »Hi Jane«, sagte Ollie.

Dreiunddreißigstes Kapitel
    I ch hätte schon längst über Ollie Bescheid wissen sollen. Es lag nahe, ihn zu wählen.
    »Ich wünschte, ich müsste das nicht tun.« Er hielt die Injektionsnadel seitlich in der Hand und sah wirklich hin- und hergerissen aus. »Ich wollte das nicht. Ich hab versucht, dich zu warnen. Ich hab versucht, dir zu sagen, dass du keine Fragen stellen sollst. Immer wieder. Aber du wolltest nicht hören.«
    »Ich weiß.«
    »Und jetzt …«, er zögerte.
    »Du musst das nicht machen, Ollie, du kannst aufhören.«
    »Ich kann nicht. Ich hab’s versprochen. Ich muss meinen Mann stehen.«
    »Du schuldest niemandem etwas. Du bist benutzt worden.«
    »Niemand benutzt mich. Ich weiß genau, was ich tue. Ich mach das freiwillig.«
    »War es deine Idee, die Blumen zu schicken? Wirklich? Erinnere dich und sag mir, ob nicht jemand anders es dir vorgeschlagen hat. Ob die Lüge, dass du versucht hättest, mich zu küssen, deine Idee war? Wir wissen beide, dass du nichts von mir willst.«
    »Es war meine Idee. Alles. Ich hab’s getan, weil ich …«
    Ein Schrei, gefolgt von schweren Schritten, durchbrach die angespannte Atmosphäre im Zimmer. Die Tür wurde aufgestoßen, und vier kräftige Sicherheitsbeamte mit Schusswaffen und Walkie-Talkies stürzten herein, gefolgt von der schreienden Langley. »Halten Sie ihn auf, Sie müssen ihn aufhalten. Ich habe Ihnen doch gesagt, er würde herkommen, um sie zu töten. Halten Sie ihn auf!«
    Der leitende Sicherheitsbeamte befahl: »Legen Sie die Spritze hin.«
    Ollie sah sie an, als wüsste er nicht, was es war. »Das ist nur Kochsalzlösung. Es ist nichts.«
    »Legen Sie sie hin.«
    »Ich wollte Jane nur Angst machen, ihr nichts tun. Sie nur dazu bringen …«
    Die Sicherheitsbeamten umringten Ollie, dessen Augen einen irren Blick bekamen. Er zitterte am ganzen Körper, aber er schien die Männer um sich nicht zu sehen. Er drehte sich um und sagte: »Langley? Was machst du hier?«
    Langley beachtete ihn nicht, stürzte zu mir und wiegte meinen Kopf in ihren Armen. »Ich hab’s Ihnen gesagt. Ich hab Ihnen gesagt, dass er ihr was antun will.« Sie küsste mich auf die Stirn. »Alles in Ordnung, Jelly Bean?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Gott sei Dank waren wir rechtzeitig hier.« Sie

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