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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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mir versicherte, dass das Telefon klingelte. »Loretta!«
    »Was brauchst du, Schätzchen?«
    »Hörst du das …« war schon heraus, bevor ich merkte, dass Kate in der Tür stand, nicht Loretta. Sie war wirklich eine gute Schauspielerin, sie hatte Loretta perfekt getroffen, die leichte Andeutung eines Jersey-Akzentes.
    »Höre ich was?«, sagte sie jetzt in ihrem üblichen Tonfall und kam zu mir.
    Das Telefon hatte aufgehört zu klingeln.
Wenn es überhaupt geklingelt hatte
, sagte eine Stimme in meinem Kopf. »Nichts.«
    Kate schien immer ruhig, aber jetzt waren ihre Bewegungen langsamer und ihre Augen ein bisschen glasig. Sie war unnatürlich ruhig.
    »Bist du okay?«
    »O ja. Tut mir leid, dass ich dich gestern nicht besuchen konnte; meine Mutter und die Mädchen sind aus L.A. zurückgekommen und haben einen Yogi mitgebracht? Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange es dauert, die Chakren eines 2000 -Quadratmeter-Hauses neu auszurichten.«
    »Die Selbstverwirklichung lief also gut?«
    »Ja. Wenn du kein Problem damit hast, dass es nur darum geht, tief auszuatmen und das Universum zu spüren.« Mrs Valenti war Rechtsanwältin gewesen, bevor sie die Arbeit aufgab, um das Selbsthilfe-Imperium ihres Mannes zu managen. Sie hatte all ihre Energie und ihren Geschäftssinn in die Suche nach Selbsterkenntnis gesteckt, was im Wesentlichen darauf hinauslief, dass sie alle drei bis sechs Monate einer neuen Religion anhing. Ich war mir nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder ob sie es nur machte, weil es dazu beitrug, die Quoten von ›Living Valenti‹ hoch zu halten. Wenn Kate ein Blitzableiter war, ein passives Instrument, das eine elektrische Atmosphäre erzeugte, war ihre Mutter ein Blitz, der sich rasend schnell bewegte, leuchtete und fähig war, jeden zu verletzen, der ihr im Weg stand. Sie sagte immer, was sie dachte, ohne es abzuschwächen, und das machte sie für mich geradezu furchterregend. Auf der anderen Seite war sie, das hatte ich letzten Sommer erlebt, sehr tolerant.
    Kates graue Augen wanderten durch mein Krankenhauszimmer und ruhten schließlich auf meinen Händen. Eine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen.
    »Was ist?«
    »N-nichts, ich bin nur müde?« Ihre Augen wanderten zum Tisch neben meinem Bett, wo Annie die Puppe liegen gelassen hatte. »Was ist das?«
    »Annie nennt sie Robert. Sie ist ein Geschenk von meinem heimlichen Verehrer.«
    »Irgendeine Ahnung, wer das ist?«
    »Leider nicht.«
    »Jedenfalls hat er einen seltsamen Geschmack, was Geschenke angeht. Eine kaputte Puppe?«
    »Sie war noch nicht kaputt, als sie hier ankam; es ist mein Fehler. Ihr Kopf fiel ab, als ich das Paket öffnete, und da wurde sie zum Krüppel.«
    Sie nahm sie in die Hand und drehte sie um. »Ganz schön ausgefallen.«
    »Was meinst du?«
    »Es ist eine von den teuren Puppen, die sie bei der Wohltätigkeitsveranstaltung für das Kinderkrankenhaus hatten? Du weißt doch, die, bei der Langleys Großmutter den Vorsitz geführt hat? Sie haben sie versteigert. Elsas Stiefmutter war ganz verrückt nach ihnen?«
    »Zu dumm, dass ich sie kaputt gemacht habe, sonst hätte ich sie im Internet verkaufen können.«
    »Vielleicht. Aber jemand hat mal zu mir gesagt, dass Makel Menschen erst wirklich schön machen.« Ihre Worte ließen mich erschaudern. Sie fuhr mit den Fingern über das Gesicht der Puppe. »Und wie geht’s dir heute? Du siehst besser aus.«
    »Ich kann meine Hände bewegen. Aber ich werde verrückt.«
    »Was meinst du?«
    »Ich dachte, jemand hätte mich angerufen und gedroht, mich zu töten …«
    Sie hielt sich die Finger an den Mund. »Jane, mein Gott, das ist schrecklich.«
    »Aber anscheinend habe ich es erfunden.«
    »Warum solltest du das tun?« Sie legte die Puppe beiseite. »Und würdest du es nicht wissen, wenn du einen Telefonanruf bekommen hättest?«
    »Hast du das Telefon klingeln hören, als du hereinkamst?«
    »Nein, ich hab nur gehört, dass du nach Loretta gerufen hast. Warum?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich liegt es an den Medikamenten, dass ich Dinge sehe. Und wenn man unter Gedächtnisverlust leidet, kommt es wohl manchmal vor, dass sich das Gehirn Dinge ausdenkt, um die Lücken zu füllen. Das sagt zumindest Dr. Tan.«
    »Zum Beispiel, dass dich jemand töten will?«
    »Wenn ich mich nur an alles erinnern könnte, was passiert ist! Dann würde es mir bestimmt bessergehen. Die Wahnvorstellungen würden verschwinden, und ich würde wieder gesund werden.«
    »Vielleicht.« Sie

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