Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
andere geschlagen, und musterte Ross mit harten Blicken. Dr. Tibbett war ebenfalls anwesend, wie nicht anders zu erwarten, und stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor dem Kamin. Er sah ganz danach aus, bildete ich mir zumindest ein, als würde er bereits die Rolle des Hausherren üben. Ich hoffte nur, dass Frank Recht behalten und Tante Parry nicht so dumm sein würde, sich diesem alten Halunken anzuvertrauen und ihn zu heiraten. Andererseits war es gut möglich, dass meine Arbeitgeberin, sobald Frank erst in Russland war, einen Mann im Haus vermisste und in Versuchung geriet, Tibbetts Antrag anzunehmen, sollte er ihr einen machen.
Auf Ross’ an mich gerichtete Frage hin räusperte Tibbett sich auf missbilligende Weise. Mrs Belling saß kerzengerade neben Tante Parry, gekleidet in ein kariertes Straßenkleid und mit einem jener kleinen Hüte auf ihrer falschen Haarpracht, die sie so sehr liebte. Hinter ihr stand zur Unterstützung ihr Sohn James und blickte unglückselig drein.
Miss Belling war nicht zugegen, obwohl es eine weitere Gelegenheit gewesen wäre, sie Frank vor Augen zu führen. Wahrscheinlich hielt es ihre Mutter nicht für angebracht, dass Dora zugegen war, um sich die Einzelheiten eines derart schockierenden Abenteuers anzuhören.
Ross saß vor uns allen, als wären wir ein Komitee, das zu seiner Befragung zusammengetreten war. Ich fand, dass er sich ganz besonders schick angezogen hatte, und seine Stiefel – die bei seinem ersten Besuch Mrs Parry einige Sorge um die Teppiche bereitet hatten – waren auf Hochglanz poliert. Er beschämt sie alle! , dachte ich stolz. Und schämen sollen sie sich auch. Doch das tun sie natürlich nicht. Dafür haben sie nicht genügend Feingefühl in sich. Er ist ein fähiger, intelligenter, tapferer und erfolgreicher Mann, der unbeirrt sein Ziel verfolgt hat, trotz all ihrer Bemühungen, ihn daran zu hindern. Was für eine traurige Bande sie doch sind!
»Ich danke Ihnen für Ihre Nachfrage, Inspector«, antwortete ich höflich. Ich ignorierte Tibbett und verneigte mich freundlich in Richtung des Inspectors. Ich war am ganzen Leib grün und blau von den Kohlenklumpen, doch das konnte ich selbstverständlich nicht sagen. »Es geht mir den Umständen entsprechend gut.« Zu Tibbetts sichtlich wachsendem Zorn fügte ich hinzu: »Das verdanke ich Ihnen, und natürlich dem tapferen Sergeant Morris. Wie dankbar wir alle Ihnen sein müssen!«
Tibbett legte die Stirn in Falten und fummelte an seiner Uhrkette. Mrs Belling schaute verständnislos drein. Frank hatte die Geistesgegenwart, ein leises »Ja, in der Tat« zu murmeln.
»Wenn ich an die Gefahr denke, in der die arme Elizabeth geschwebt hat!«, rief Tante Parry aus. »Was für ein gewaltiges Glück, dass Sie rechtzeitig eingetroffen sind, um sie zu retten!«
»Ein gewaltiges Glück, in der Tat!«, schnappte Frank nun. »Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Polizei diesen Fletcher überhaupt nicht auf ihrer Liste von Verdächtigen hatte. Es war der reinste Zufall, dass Sie rechtzeitig dort waren.«
»Ich fing an, Fletcher zu verdächtigen«, entgegnete Ross milde, »nachdem Miss Martin mich darüber informiert hatte, dass er ein vertrauter Besucher in diesem Haus war, was mir vorher niemand gesagt hat.«
Verlegenes Schweigen breitete sich aus. Dr. Tibbett steckte seine Taschenuhr weg und übernahm es, für alle zu antworten.
»Er war kein so vertrauter Besucher, Inspector. Er kam rein geschäftlich in dieses Haus. Man kann ihn gewiss nicht als einen Freund beschreiben.«
»In der Tat!«, beeilte sich Tante Parry, Tibbett beizupflichten. »Er war immer nur rein geschäftlich hier. Als Elizabeth an jenem Tag nach Hause kam und ihn hier beim Essen antraf, war er ebenfalls geschäftlich hier. Es war reiner Zufall, dass er zum Essen blieb und mir Gesellschaft leistete.«
»Zweifelsohne«, sagte Ross noch immer auf jene milde Weise. »Wahrscheinlich hat er gehofft, Sie davon zu überzeugen, Ihren Einfluss geltend zu machen, damit wir unsere Nachforschungen auf der Baustelle beenden.«
Tante Parry lief puterrot an. Frank starrte finster drein, und Dr. Tibbetts Stirn legte sich in jene für ihn so typischen olympischen Falten. »Meine liebe Freundin Mrs Parry hätte niemals etwas so Unkorrektes getan! Ich hoffe, Sie wollen damit nicht andeuten, dass es anders sein könnte.«
»Selbstverständlich nicht!«, beeilte sich Ross, ihm zu versichern. »Verzeihen Sie mir, Ma’am! Ich habe
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