Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
viel!«
»Es tut mir sehr leid, Mr Slater, wenn Sie in letzter Zeit einige … einige Contretemps mit dem Gesetz hatten, aber … bitte, das hat doch nichts mit dieser Angelegenheit zu tun!«
» Contretemps nennen Sie das?«, entgegnete er nachdenklich. » Kong-tre-toms … das ist ein sehr hübsches Wort, und ich danke Ihnen dafür. Aber ich werde nicht mit Ihnen zum Scotland Yard gehen. Ich bitte um Verzeihung, aber so ist es nun mal. Ich kann Ihnen nicht helfen, nicht in dieser Sache. Ich habe einen Ruf, auf den ich achten muss, und Schwätzchen mit Bullen zu halten würde ihm nicht gerade gut bekommen.«
Ich starrte ihn voller Verzweiflung an, weil er so eisern war. Doch ich hatte nicht mit Bessie gerechnet, die aufmerksam gelauscht hatte und sich nun zwischen uns drängte. Sie streckte die Hände aus und packte den Kutscher am Revers seines Mantels.
»Oh, Sie können Miss Martin also nicht helfen, hm? Nun denn, dann muss ich, Bessie Newman, Küchenmagd vom Dorset Square, eben allein mit meiner Herrin zum Scotland Yard gehen. Sobald wir dort sind, werde ich dem Inspector meine Geschichte erzählen … und ich werde ihm sagen, dass wir Sie gebeten haben mitzukommen und dass Sie Nein gesagt haben. Das ist Behinderung von Ermittlungen, ist das. Das kostet Sie Ihre Kutscherlizenz, Mister Wally Slater aus Kentish Town, damit Sie das ganz genau wissen!«
»Oh, Bessie …!«, rief ich entsetzt und in dem vergeblichen Bemühen, sie zum Schweigen zu bringen. »Bitte, glauben Sie mir, Mr Slater, so etwas würde ich Ihnen niemals antun!«
»Nein«, sagte Bessie. »Miss Martin würde so etwas nicht tun. Aber ich. Ich werde es ganz sicher tun. Also, was machen Sie jetzt?«
Slater stieß einen tiefen Seufzer aus und sah uns beide an, zuerst mich, dann Bessie, dann wieder mich. »Nun ja … sieht so aus, als würde ich Sie zum Scotland Yard fahren. Das werden sie mir nie verzeihen …«, fügte er traurig und mit einem verstohlenen Blick zu seinen Kollegen am Droschkenstand hinzu. »Sie erzählen den Jungs aber nichts davon, oder?«
Ich nahm seine schwielige Pfote und rief: »Ich danke Ihnen, Sir! Ich danke Ihnen vielmals!« Bei diesen Worten lief er dunkelrot an.
»Sie sind wirklich ein seltener Mensch«, sagte er. »Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es erneut.«
Dann richtete er seinen wütenden Blick auf Bessie.
»Und was dich angeht!«, sagte er. »Du wirst eines Tages irgendeinem armen Teufel eine hart arbeitende, zuverlässige Ehefrau sein, und wer immer das sein wird, er hat mein aufrichtiges Mitgefühl!«
KAPITEL ELF
»Was denn? Alle? Alle auf einmal?«, fragte der Sergeant hinter dem Schreibtisch.
»Ja, bitte«, sagte ich entschlossen. »Wir müssen Inspector Ross sprechen, falls er da ist.«
Während wir unserem Ziel entgegenrumpelten, war mir bewusst geworden, dass der Inspector möglicherweise nicht da sein würde und dass es weit schwieriger sein würde, alles irgendeinem anderen Beamten zu erklären. Andererseits glaubte ich nicht, dass Bessie und ich imstande sein würden, Wally Slater davon zu überzeugen, noch einmal zum Scotland Yard zu fahren, falls der jetzige Besuch umsonst war. Ich hielt den Atem an.
»Er ist noch nicht lange zurück«, räumte der Sergeant unwillig ein. »Er hatte eine Besprechung mit dem Superintendent, doch ich schätze, er ist inzwischen wieder in seinem Büro. Ich werde gehen und ihn fragen, ob er bereit ist, einen von Ihnen zu empfangen.« Seine Blicke wanderten über uns, blieben misstrauisch bei Wally hängen, taten Bessie rasch ab und kehrten wieder zu mir zurück. »Sie vielleicht, Ma’am?«
»Wir alle!«, wiederholte ich. »Bitte sagen Sie dem Inspector, Miss Martin wäre gekommen und hätte ein Mitglied vom Hauspersonal vom Dorset Square … und einen weiteren Zeugen mitgebracht.«
»Ich werde es ausrichten«, sagte der Sergeant. »Ich hoffe nur, Sie haben nicht vor, die Zeit des Inspectors zu verschwenden. Darf ich erfahren, in welcher Angelegenheit Sie gekommen sind, Ma’am?«
»Das habe ich Ihnen doch soeben gesagt. Ich komme vom Dorset Square – dem Haus, in dem Miss Hexham gewohnt hat, das Mordopfer.«
»Ah, dieser Fall«, sagte der Sergeant und rieb sich das Kinn. »Warten Sie bitte einen Augenblick.«
Wally hatte mit den Füßen gescharrt und sich während dieser Unterhaltung immer wieder nervös umgesehen. Wäre es noch länger so weitergegangen, er hätte wahrscheinlich Fersengeld gegeben. Was Bessie anging, so war sie
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