Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
sie ein Grab besuchen wolle. Nun ja!« Wally hob einen breiten, verkrümmten Finger und schüttelte ihn. Seine Knöchel hatten im Boxring schwer gelitten und waren voller Narben.
»Ich schätze, das hat sie nur gesagt, um mich zu beruhigen. Leute, die ein Grab besuchen, bringen im Allgemeinen Blumen mit. Zumindest sehen sie ein wenig nach Trauer aus, schluchzen vielleicht sogar, selbst wenn sie nur so tun, und sie tat nichts dergleichen. Sie sah im Gegenteil ziemlich zufrieden mit sich aus, wenn Sie mich fragen. Also fragte ich sie, ob sie vielleicht wollte, dass ich warte, während sie das Grab besuchte? Ich wollte sie nicht gern ganz allein dort lassen. Aber sie sagte Nein, es würde eine Weile dauern. ›Sie kriegen hier kein anderes Taxi, Miss?‹, sagte ich zu ihr. ›Nicht hier in Agar Town. Sie müssen ein ganzes Stück weit laufen, bis zur Hauptstraße.‹ Es nutzte nichts. Sie sagte mir, alles wäre arrangiert. Was konnte ich anderes tun als ihr zu glauben?« Ein flehentlicher Unterton schlich sich in die Stimme des Droschkenfahrers. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ermordet werden würde!«
»Selbstverständlich nicht«, pflichtete ich ihm bei.
»Nein, ich nehme nicht an, dass Sie das wissen konnten, Mr Slater«, sagte Ross.
»Der Mörder hat auf sie gewartet«, verkündete Bessie. »Vermutlich hat er sich hinter einem von diesen Grabsteinen oder Monumenten versteckt! Ich hoffe, sie hängen diesen Kerl auf!«
»Heutzutage hängen sie kaum noch irgendjemanden wegen irgendwas«, bemerkte Wally. »Bis vor ein paar Jahren haben sie dich noch für nichts aufgeknüpft. Mein toter Großvater war ein Droschkenfahrer. Wir sind eine Familie von Kutschern. Nachdem ich den Boxring auf Bitten der Lady, die heute Mrs Slater ist, verlassen hatte, bin ich ebenfalls in dieses Geschäft zurückgekehrt. Nicht, dass ich es bedaure, keine Frage, obwohl es keine Freude ist, bei jedem Wetter draußen zu sein und Fahrgäste zu befördern. Andererseits … um ehrlich zu sein, sich den Schädel zu Brei schlagen zu lassen, ist auch nicht so angenehm. Obwohl, bisweilen kommt man als Preisboxer mit richtig hohen Tieren und feinen Pinkeln zusammen, und das Preisgeld ist manchmal recht gut. Und wenn man die Menge hört, die einen anfeuert, dann ist das schon was Besonderes. Aber wie ich bereits gesagt habe: Damals, in den Tagen meines Großvaters, wurden ehrliche Droschkenfahrer, die nichts anderes getan hatten, als ohne es zu wissen eine falsche Münze herauszugeben …«
An dieser Stelle bemerkte er, dass wir anderen alle deutliche Anzeichen von beginnender Ungeduld zeigten. Insbesondere Ross sah aus, als überlege er, ob es irgendein Vergehen gab, das er Wally zur Last legen konnte.
»… jedenfalls, die Zeiten ändern sich, das ist alles«, beendete der Droschkenfahrer seinen Satz.
Ross erhob sich und ging zur Tür. Er rief ins Vorzimmer: »Biddle! Kommen Sie bitte her, und kümmern Sie sich um diese Leute, verstanden?«
»Hören Sie!«, protestierte Bessie erschrocken. »Wollen Sie uns etwa verhaften oder was?«
»Nein, nein, Miss Newman«, beeilte Ross sich, sie zu beruhigen. »Aber es ist erforderlich, dass Sie Ihre Aussagen noch einmal wiederholen, damit Constable Biddle hier sie niederschreiben kann. Anschließend wird er Sie bitten, die Protokolle zu unterschreiben. Können Sie Ihren Namen schreiben?«
Bessie, die sehr zufrieden dreingeblickt hatte, weil sie mit ›Miss Newman‹ angesprochen worden war, fiel in ihre übliche kratzbürstige Verteidigungshaltung zurück. »Selbstverständlich kann ich das! Wir haben im Waisenhaus lesen und schreiben gelernt!«
Der Constable mit dem bandagierten Handgelenk betrat das Büro, und jetzt bemerkte ich auch, dass er ein wenig humpelte.
Bessie musterte ihn von oben bis unten. »Waren Sie im Krieg oder was?«, fragte sie.
»Die Aussagen, Biddle!«, befahl Ross in scharfem Ton. »Von Mr Slater und Miss Newman. Nicht von Ihnen, Miss Martin. Könnten Sie vielleicht noch einen Augenblick warten?«
Meine Begleiter verließen den Raum, und Constable Biddle schloss die Tür. Ross stieß einen Seufzer aus.
»Möchten Sie vielleicht einen Tee, Miss Martin? Ich denke, wir können welchen besorgen. Ich hätte schon früher danach fragen sollen.«
Ich lehnte dankend ab. »Ich kann nicht mehr viel länger bleiben. Ich muss zurück zum Dorset Square und Bessie mitnehmen, oder man wird uns viele Fragen stellen, die wir unmöglich alle beantworten können!«
Bei diesen Worten
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