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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Arbeiter werden faul. Sie mögen es nicht, wenn die Polizei auf der Baustelle herumschnüffelt und Fragen stellt.«
    »Sie haben mein volles Mitgefühl«, sagte Tante Parry mit Nachdruck. »Wir haben diese Erfahrung selbst machen müssen, hier in unserem eigenen Haus. Selbst die Diener wurden ausgefragt. Ich empfand die ganze Situation als höchst ungewöhnlich. Es ist nicht die Art von Vorgehen, die ein respektables Mitglied der Gesellschaft erwarten würde. Ich dachte immer, die Polizei wäre dazu da, die niedrigeren Schichten von Verbrechen und Kriminalität abzuhalten und dafür zu sorgen, dass die Bessergestellten nicht belästigt werden.«
    »Schlimmer noch, inzwischen kommen sogar Schaulustige zur Baustelle«, fuhr Fletcher fort, offensichtlich wenig betrübt von den Unannehmlichkeiten, die Tante Parry erlitten hatte, und vollkommen von seinen eigenen Problemen eingenommen. »Sie kommen in Familien, mit älteren Tanten im Schlepptau, und wollen die Stelle sehen, wo die Leiche gefunden wurde!« Seine Stimme nahm einen klagenden Tonfall an. »Sie sind in ihren besten Sonntagsstaat gekleidet und schnattern und plappern wie ein Schwarm Elstern. Ihre Kinder klettern über Schuttberge und zwischen den Rädern der Karren hindurch und riskieren Leib und Leben. Ich behaupte, dass es für manche Menschen die beste Unterhaltung seit der Weltausstellung ist! Es ist einfach unbeschreiblich!«
    »Ich kann nicht verstehen, was diese Leute antreibt, aber ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass sie Ihnen zur Last fallen«, sagte Tante Parry mit einem Seufzer. »Sie spazieren auch vor diesem Haus auf und ab, und einige unter ihnen sehen sogar tatsächlich recht respektabel aus! Sie tuscheln miteinander und zeigen mit dem Finger. Es ist höchst unangenehm und entzieht sich meinem Verständnis.«
    »Die britische Öffentlichkeit ist von Natur aus fasziniert vom Makabren, Ma’am«, bemerkte Fletcher. »Am schlimmsten jedoch ist die Presse!«
    »Die Presse?«, fragte Tante Parry verblüfft. »Aber die Royal Navy rekrutiert doch längst nicht mehr auf diese Weise? Mein Vater hat immer von seinen Aktivitäten erzählt, als er noch ein junger Kurat war. Die Navy erschien während des Frankreich-Krieges zu mehreren Gelegenheiten in seiner Gemeinde und presste junge Männer in ihren Dienst. Das gab Anlass zu großem Kummer.«
    »Nein, Ma’am, verzeihen Sie, Sie haben das falsch verstanden. Ich meinte die Zeitungen. Journalisten, Ma’am. Schaulustige von der gewöhnlichen Sorte lassen sich vertreiben. Einen Journalisten loszuwerden, ist so gut wie unmöglich. Nicht nur, dass sie wie die Griechen kommen und Geschenke bringen, in ihrem Fall Geld – biete einem Arbeiter ein paar Shilling, und er hat so gut wie alles gesehen, was man von ihm hören will. Wie ich bereits sagte, Ma’am, die Öffentlichkeit mag es, wenn ihr das Blut in den Adern gefriert, und die Journalisten leisten diesem Bedürfnis Vorschub.«
    »Das ist ja widerlich!«, sagte Tante Parry.
    »Ganz recht, Ma’am. Ich muss gestehen, dass ich erleichtert bin, weil ich bisher noch keinen Mann von der Times dort gesehen habe; aber von der Morning Post war bereits einer dort, und die Post habe ich eigentlich bisher für eine seriöse Zeitung gehalten. All die schrecklichen Boulevardblätter haben ihre Schreiber geschickt, und was die Abendblätter angeht – die sind die Schlimmsten von allen! Ihre Reporter geben alles darum, den Lesern einen Schnipsel an Informationen zu liefern, bevor er am nächsten Morgen in der Tageszeitung zu lesen steht, und sie sind wie Terrier, die eine Ratte gewittert haben!«
    »Wer hätte das gedacht?«, murmelte Tante Parry, und ein sehnsüchtiger Blick glitt zu dem teilweise verspeisten Kaffee-Pudding inmitten seines Kranzes aus Grünzeug.
    »Gewiss verstehen Sie nun, dass ich inzwischen am Ende meiner Weisheit angelangt bin. Ich weiß nicht, was ich noch wegen dieser Polizeiuntersuchung tun soll? Ich habe mit dem verantwortlichen Inspector gesprochen, einem gewissen Ross, vergeblich. Er ist ein unangenehmer, unverschämter Bursche!«
    Ich riss den Mund auf, um ihm zu widersprechen, doch es gelang mir, ihn rechtzeitig wieder zu schließen, bevor ein unbedachtes Wort über meine Lippen dringen konnte, auch wenn es mir Mühe bereitete. Empört funkelte ich Fletcher über den Tisch hinweg an, auch wenn er sich auf Tante Parry konzentrierte und es nicht bemerkte. Wie konnte er es wagen, auf diese Weise von einem fleißig arbeitenden

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