Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
Vom Netzwerk:
Stammkunden, denen sie vertraut hat.«
    »Was passierte, wenn doch jemand Schwierigkeiten machte?«
    »Dann hat Lulu auf den Alarmknopf gedrückt, und ich bin rüber zu ihr.«
    »Die Kavallerie reitet an, wie?«
    »Reitet? In einer Wohnung kann man doch kein Pferd halten!«
    Puupponen platzte los, versuchte dann, sich das Lachen zu verbeißen, während Ursula keine Miene verzog.
    »Vergiss es«, seufzte sie.
    »Sie hatte ein paar Kunden, bei denen sie mich brauchte. Einer wollte, dass ich in Uniform dabeistand und zusah, wie Lulu ihn quälte. Das war so ein Extrakick für ihn. Mir gefiel das nicht. Einmal hat er mich gebeten, ihm einen Tritt zu versetzen. Er hat dafür extra bezahlt, und Lulu hat mir einen Bonus gegeben. Und dann war da einer, der wollte, dass ich ihn und Lulu aneinander fesselte und sie einwickelte wie Mumien. Aber sonst war ich nicht dabei.« Sulonen rang beim Sprechen die Hände. In Ursulas Blick las ich dagegen echtes Interesse.
    »Und wegen der paar Kunden hat Lulu einen ganztägigen Leibwächter gebraucht? Das soll ich dir abnehmen?«
    »Ich hab nicht gelogen! Die Mafiatypen haben Lulu natürlich bedroht, um sie unter ihre Fuchtel zu kriegen. Die Scheißrussen! Als wäre Lulu ein gewöhnliches Straßenmädchen, das ihnen das Geschäft verdirbt. Jedes Mal, wenn in den Kreisen ein Neuer auftaucht, gehen die Verhandlungen von vorne los. Und wegen meiner Vorstrafen kriege ich nicht mal einen Waffenschein. Ich musste ganz schön auf Zack sein. Und jetzt haben sie Lulu doch erwischt, bestimmt haben sie uns verfolgt …«
    »Glaubst du, die Russenmafia hat Lulu getötet?«, fragten Puupponen und Ursula fast gleichzeitig. Sulonen nickte nur und schluckte die Tränen, meine Mitarbeiter ließen ihm Zeit, sich zu beruhigen. Ich hielt das Band an und holte mir einen Kaffee. Meine Schritte hallten durch den leeren Flur, sie klangen anders als tagsüber. Es roch nach Putzmittel. Die Putzfrau war schon da gewesen und würde erst am Montagabend wiederkommen. Im Pausenraum gab es keinen einzigen Keks, nur weich gewordenes Knäckebrot. Als Lähde noch im Haus war, hatte er die Keksdose immer aufgefüllt. Das war der einzige Grund, weshalb ich ihn vermisste.
    »Wie wurde Lulu bedroht? Von wem?«, setzte Ursula die Vernehmung fort. Sulonen berichtete von anonymen Anrufen und aufgeschlitzten Reifen. Einmal hatte jemand ein blutiges Herz durch den Briefschlitz der Frivolen Nachtigall geworfen.
    »Lulu hat gesagt, es wäre ein Schweineherz … Ich hätte fast gekotzt, als ich es fand.«
    »Unseres Wissens hat Lulu keinen dieser Vorfälle angezeigt. Warum nicht?«
    »Das wollte sie nicht. Sie sagte, sie lässt sich nicht einschüchtern, außerdem hätte sie ja mich. Aber ich hab es dann doch nicht …« Wieder versagte ihm die Stimme.
    Ich schob die Stühle im Videoraum so zurecht, dass ich die Beine hochlegen konnte. Dass die Russenmafia irgendwie hinter Lulus Tod steckte, war an sich glaubhaft, aber warum dann das Gift und warum das Fernsehstudio als Tatort? Auf dem Band berichtete Sulonen weiter über die Sicherheitsvorkehrungen, unter anderem erklärte er, Lulu sei nicht einmal alleine Zigaretten holen gegangen, meist habe sie ihn zum Einkaufen geschickt.
    »Wer hat die Flasche Fernet Branca gekauft, du oder Lulu?«
    »Welche Flasche?«
    »Die, aus der Lulu in der Garderobe getrunken hat.«
    »Ich jedenfalls nicht. Lulu mochte Fernet, aber dass sie eine Flasche dabeihatte, wusste ich nicht … Dafür brauchte sie also das Glas.«
    Ursula ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte: »Warst du einem der anderen im Studio früher schon einmal begegnet?«
    »Nein. Vom Kontrollraum aus habe ich ein paar von ihnen gesehen, als sie geschminkt wurden. Die alte Frau hat sich mit der Maskenbildnerin gestritten, wegen ihrer Haare. Die Maskenbildnerin wollte sie hochstecken, aber die Alte hat geschimpft, sie wäre keine Duttfeministin. Und dann war da der Polizist, der nach Lulus Tod alle herumkommandiert hat. Ich hab im Kontrollraum gehört, was die eine Frau im Studio rief, und wollte zu Lulu, aber der verdammte Bulle hat mich nicht zu ihr gelassen!«
    »Willst du wirklich behaupten, du hättest Mauri Hytönen nicht erkannt, den Mann, der Lulu und dich vor drei Jahren wegen Körperverletzung angezeigt hat?«
    Sulonen blickte Ursula ungläubig an, man sah förmlich, wie die Gedanken sich in seinem Kopf neu ordneten.
    »Lulu war tot! Da hab ich doch keinen mehr richtig angeguckt. War der alte Wichser im Studio? Hat er Lulu

Weitere Kostenlose Bücher