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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hauptmann von Köpenick – da hat sich bis heute nichts geändert. Eine Uniform ist ein Ausweis, den man nicht kontrolliert. Und eine solch große chemisch-pharmazeutische Fabrik wird keinen mißtrauisch ansehen, der in einem weißen Laborkittel im Haus herumläuft.«
    »Ich soll also wirklich …«
    »Nur, wenn Sie den Mut dazu haben und die Zeit.«
    »Die Zeit hätte ich, den Mut muß ich mir zusammensuchen.« Carola umklammerte das Glas Milch und fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. Der Gedanke, jemand könne sie als unechte Laborantin entdecken, erschreckte sie schon im voraus. Aber was konnte in diesem Fall geschehen? Nur ein Hinauswurf. Sie hatte keinen geschädigt. – Ob es im deutschen Gesetz einen Paragraphen für Werkspionage gab, wußte sie nicht.
    »Wann soll ich anfangen?« fragte sie mit halber Stimme.
    Tenndorf atmete auf. »Wir kaufen morgen früh den weißen Laborkittel, und dann gehen Sie im Laufe des Mittags unbefangen hinein, als hätten Sie draußen eingekauft. Das ist übrigens eine Idee: Sie tragen deutlich sichtbar eine Einkaufstasche mit sich. Bäckerei, Metzgerei, Supermarkt … was der Biosaturn am nächsten liegt.«
    »Und der Portier am Eingang?«
    »Nichts. Sie tragen einen weißen Kittel, eine Uniform … Sie sind sicher.«
    »Und wenn ich nicht ins Versuchslabor hineinkomme?«
    »Aber Carola!« Er nannte sie wieder wie selbstverständlich beim Vornamen; er merkte es nicht, und ihr tat es gut. »Wie können Sie so etwas denken? Eine Frau wie Sie! Ihnen öffnen sich doch alle Türen …«
    Nach der Visite auf der Intensivstation II, in der vor allem Herzinfarkte und Apoplektiker lagen, kehrte Prof. Sänfter in seinen Versuchskeller zurück und stand dann eine Weile vor den Käfigen und Boxen mit den Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen, Hunden und Äffchen.
    »Woher haben wir eigentlich die Tiere, Barthke?« fragte er einen seiner Assistenten, der gerade den Raum betrat. Dr. Barthke sah seinen Chef erstaunt an. Er hatte alles erwartet, nur nicht diese Frage.
    »Aus Versuchstier-Zuchtanstalten, Herr Professor.«
    »Sind Sie sich dessen sicher?«
    »Vollkommen. Die Kaufpapiere liegen bei den Akten.« Dr. Barthke zögerte. »Das heißt …«
    »Was bedeutet: Das heißt?«
    »Einige Großtiere haben wir von einem Tierhändler bezogen. Sie hatten einwandfreie Papiere. Nachweisbar vom Vorbesitzer gekauft. Ab und zu brauchen wir ganz schnell größere Tiere, da kann uns nur der Tierhändler helfen.«
    »Warum habe ich davon bis heute nichts gewußt, Barthke?!«
    Dr. Barthke sah seinen Chef verblüfft und verständnislos an. »Sie haben nie danach gefragt, Herr Professor. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Doch, doch …« Sänfter drehte den Käfigen den Rücken zu. »Aber ich möchte bei den nächsten Lieferungen sofort verständigt werden. Und wir nehmen keine Tiere mehr ab, ohne daß ich selbst die Papiere kontrolliere.«
    Dr. Barthke nickte. Was ist bloß los? dachte er. Auf einmal kümmert sich der Chef darum, woher die Tiere kommen. Da haben wir Hunderte verbraucht, und plötzlich verlangt er Nachweise! Hat auch ihn nun die dümmliche Pressekampagne angesteckt, dieses Amoklaufen der Tierschützer? Eßt kein Fleisch mehr, denn die unschuldigen Tiere werden ermordet, damit ihr fressen könnt! Und bedenkt: Auch Pflanzen sind Leben … fragt die Biologen danach. Also Hände weg von Salat und Spinat, Kohl und Möhren! Lebt von der Luft! Wenn ihr das nicht könnt, seid ihr eine Fehlentwicklung der Schöpfung. Schinken, Speck, Wurst – weg damit! Dafür wurden Lebewesen umgebracht! Wir alle, die Fleisch und Wurst essen, sind Beteiligte an einem Massenmord! Gibt es einen größeren Blödsinn?! Der Mensch will leben, lange leben … und wodurch lebt er? Durch das Tier … das Tier als Nahrung und das Tier als Testobjekt für lebensverlängernde Mittel. Man kann das eine nicht täglich tun und das andere bekämpfen. Warum sagt das keiner, laut genug, damit es jeder hört: Wenn du morgen krank wirst, sagst du zu deinem Arzt: Doktor, helfen Sie mir … und dein Doktor wird dir heilende Medikamente geben, die an Tieren getestet wurden, und ganz selbstverständlich wirst du sie schlucken. Wenn du aber dann wieder gesund bist, rollst du wieder dein Transparent auf und marschierst durch die Straßen: »Stoppt die Tierversuche. Auch Tiere sind Lebewesen wie ihr.« Warum ist die Dummheit dem Menschen näher als die Vernunft?!
    »Einen Großteil der Tiere bekommen wir weitergereicht. Sie werden

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